„Mitten ins Herz, wie so‘n guter Faustschlag, mitten ins Herz“ schicke ich als Nachricht an Mareike, als ich das Buch zugeklappt habe. Und eigentlich ist damit alles gesagt, denn genau mit dieser Wucht kommt „Die Wut, die bleibt“ daher und lässt während des Lesens nicht nach. Es ist ein Buch, das ich beim Lesen so oft körperlich gespürt habe, eines, was mich durch sämtliche Gefühlszustände geschickt hat und am Ende durchgerüttelt zurückgelassen hat. Und es ist so, so sehr im Jetzt und Hier verankert, hinter dieser Geschichte stehen zig Stimmen, die ähnliches durchlebt haben und deshalb sticht dieses Buch auch so oft zu: Weil wir so vieles davon selbst erlebt haben, selbst durchgemacht, selbst gefühlt haben. Weil es offen und schonungslos von Überforderung und Machtstrukturen spricht.
Dass hier auch zwei unterschiedliche feministische Generationen miteinander sprechen, finde ich besonders gelungen, denn hier zeigt sich stark, wie verschiedene Lebensentwürfe und gesellschaftliche Erwartungen aufeinanderprallen, wie zwei (und manchmal auch drei) Frauen versuchen, ihren Platz zu finden, ihren Raum einzunehmen, voneinander zu lernen, aber sich auch aneinander aufreiben.
Dass dieses Buch ein wütendes, kämpferisches Buch ist, das steht außer Frage. Am Anfang schrieb ich – wie so‘n guter Faustschlag. Doch gute Schläge sind ein Widerspruch in sich und dieser Aspekt des Buches bietet viel Stoff für eine kontroverse Diskussion und beschäftigt mich auch immer noch sehr. Und dann denke ich mir mir: wenn dieser Roman aber durch seine Zuspitzung und Radikalität dazu führt, dass wir darüber sprechen, wie wir aus diesen Strukturen ausbrechen können. Wenn wir gemeinsam gesellschaftliche Erwartungen hinterfragen, Banden bilden und alternative Wege miteinander finden können. Dann bleibt nicht nur die Wut, sondern auch Raum für etwas Neues.
Danke für das Leseexemplar an Rowohlt.