Sich eine Stadt zu erlaufen, das Konzept ist nicht neu. Und doch haben Niklas Maak und Leanne Shapton mit diesem Band und seinem spielerischen Element noch auf den letzten Metern des Jahres 2017 mein Herz erobert. Bereits auf dem Cover sehen wir ihren Weg und ihr Ziel auf der Insel eingezeichnet: Manhattan von der Südspitze bis zum oberen Ende auf einer Linie zu durchqueren. Ihre Ausrüstung sind ein Aquarellkasten, Papier und Stifte. Wenn wir zwischendurch die Augen schließen, hören wir die Worte im Ohr, mit denen Maak uns die Landschaft und die Menschen beschreibt. Und wenn wir die Augen wieder öffnen, lädt uns Shapton dazu ein, in ihren Aquarellen unsere ganz eigene Version von Manhattan zu entdecken, den Linien und Formen nachzuspüren. Es ist ein Buch, in dem man auch nach dem Lesen immer wieder gerne blättert, über die Zeichnungen streicht und sie wieder und wieder entdecken möchte.
Wir tauchen tief ein und in diesen Schlaglichtern, Beobachtungen und Gesprächen mit Bewohnern der Insel erhaschen wir einen von tausenden Blickwinkeln auf diesen Mikrokosmos. Staten Island Ferry, Central Park, Little Italy, Harlem, Inwood Hill Park. Gebäude, historisch bedeutsame Stätten, Geschichten, die diese Viertel geschrieben haben und diejenigen, die davon zu erzählen wissen. Wer bereits durch diese Straßen wanderte, findet sicher die ein oder andere gemeinsame Erinnerung. Wer, wie ich, noch sehnsüchtig auf einen Besuch in dieser Stadt und auf diese Insel wartet, dem sei bis zum Abflug dieses bibliophile Trostpflaster ans Herz gelegt.