Eine Buchhändlerin träumt

Manchmal denke ich darüber nach, nochmal etwas anderes zu tun. Und dann taucht mit schöner Regelmäßigkeit in meinen Träumen ein wildes Gefährt auf. “Wenn ich einmal im Lotto gewinne” so beginne ich meist meine schwärmerischen Ausführungen, “dann kaufe ich mir einen großen Bus, stopfe ihn voll mit Büchern und dann fahre ich mit meinem Buchladen-Bus quer durchs Land!”. Und während wir so dahinfahren, mein Bus und ich, sammle ich andere großartige und verehrte Buchhändlerinnen und Buchhändler auf, die uns zeitweise begleiten, auf unseren Touren. Wie oft habe ich mir schon gewünscht, mit hochgeschätzten Kolleginnen und Kollegen von weiter weg, gemeinsam die schönste Ware der Welt unter die Leute zu bringen? Für eine Weile mit ihnen unterwegs sein zu können, statt sich nur bei wenigen Gelegenheiten im Jahr zu sehen und immer, immer, ist die Zeit zu kurz!

Und wie oft höre ich online den Stoßseufzer aus ländlichen Gegenden “Mensch, der nächste tolle Buchladen ist so weit weg…!” Win-Win für alle – eine großartige Möglichkeit zum gemeinsamen Austausch und Arbeiten, ein Kennenlernen der unterschiedlichsten Orte und Menschen. In meiner Vorstellung tourt der Bus durch ganz Deutschland, wir werden unterstützt von Buchhandlungen auf unserem Weg, einige davon “Aufladestellen”, an denen wir den Bus immer wieder neu bestücken können. Jeder der mitfährt, kann beim Sortiment mitreden, der Bus strotzt nur so von Lieblingsbüchern und Empfehlungen, wir verkaufen mit Herz und Freude das, was wir lieben. Wir machen Station wo es uns hinzieht oder wir eingeladen werden, wir reden uns am Abend mit Besucherinnen und Besuchern die Köpfe heiß und veranstalten Lesungen, Poetry-Slams, Motto-Wochen, die Liste der Möglichkeiten ist lang. Im Kopf habe ich bereits die Kaffeemaschine ausgesucht, für gemütliche Sitzgelegenheiten zum Stöbern und genügend Klappstühle für Outdoor-Lesungen gesorgt.

Diejenigen, die meine Pläne kennen, sind Feuer und Flamme “Also, ich wäre mit von der Partie!” schreiben sie mir und jeder steuert Ideen bei, was man nicht alles könnte, wenn, ja wenn… Erst einmal müsste ich dann Lotto spielen, schaltet sich mein Verstand ein. Vielleicht muss man aber auch, statt auf Glück im Spiel zu vertrauen, das ganze selbst in die Hand nehmen. Und in Zeiten in denen händeringend Ideen gesucht werden, wie man Literatur wieder lebendig vermitteln kann, kann man ja mal erzählen, wie man sich das so vorstellt. Und eventuell noch mehr Menschen finden, die diese Vorstellung genauso sehr lieben wie ich.

Damit ein Traum vielleicht nicht immer nur ein Traum bleibt.

 

2 thoughts on “Eine Buchhändlerin träumt”

  1. Ich träume denselben Traum. ? Ob Finanzierbarkeit und Bürokratie aber zu bewältigen sind, ist eine große Frage. Aber ich träume weiter. Vielleicht bilden wir ein Netzwerk…???

  2. Das Projekt erinnert mich ein bisschen an das schöne Buch “die souveräne Leserin”, in der das Bibliotheksauto Ihrer Majestät von Ort zu Ort fährt. Leider fallen mir dabei, trotz der schönen Romantik, die ökonomischen Hürden ein. Benzin, Versicherung und mehr. Aber trotzdem ist das eine gute Idee – ein ehemaliger Buchhändler, der jetzt was anderes machen muß.

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