Fotzenfenderschweine – Almut Klotz

Dies ist ein Buch über Liebe. Über Liebe, für die hart geackert wird. Die nicht einfach ist und kein Hollywoodklischee bedient. In der endlose Nächte lang gestritten wird, in der die Unterschiede oft stärker klingen als die Gemeinsamkeiten. Das klingt nicht nach Liebe, sagt ihr? Oh doch – und es beeindruckt mich um vielfaches mehr. Mit Wucht bekommen wir ungeschönte Szenen serviert, um gleich darauf wieder eine kleine Zärtlichkeit zwischen den Zeilen zu spüren. Gerade dieser so ehrliche und unverstellte Blick auf ihr Leben, ihre Beziehung mit Rev. Christian Dabeler und ihren künstlerischen Werdegang ist es, der mich das Buch in einem Zug durchlesen lässt.

Es ist ein Fragment, ein Text der nicht fertiggestellt werden konnte, aufgrund des Todes von Almut Klotz im August 2013. Dem Verbrecher Verlag gebührt großer Respekt dafür, dass er diesen Text, dessen Veröffentlichung der unbedingte Wunsch der Autorin war, nicht verändert hat, auch nicht die Stellen, in denen sie selbst auch mal nicht gut abschneiden. Und der Titel? sehe ich noch ein Fragezeichen in euren Augen aufleuchten. Der ist großartig. Wer dieses Buch liest (und dazu rate ich euch dringend) wird verstehen, warum.

 

 

Die Frau auf der Treppe – Bernhard Schlink

Konnte mich nicht so begeistern, wie andere Bücher des Autors. Für mich gab es erst kurz vor Schluss einen Aha-Moment, wo ich dachte: jetzt kommt das ganze in Fahrt! Bis dato hatte ichso vor mich hin gelesen, nicht ungern, aber ohne große Begeisterung. Also, knapp gerettet, für mich aber eher ein schwächerer Schlink.

Der Schrecken verliert sich vor Ort – Monika Held

So lange habe ich versucht, für dieses Buch Worte zu finden, die meine Bewegtheit einfangen konnten. Am Ende fand ich nur diese Wortsplitter. Erschütternd, andere Perspektive, intensiv, danach vor den Scherben sitzen, noch lange nicht vorbei, kraftvolle Sprache, karg, heftig. Nach diesem Buch konnte ich drei Tage kein neues Buch anfangen – eine Seltenheit…

Verdacht ist ein unheimlicher Nachbar – Louise Welsh

Was haben wir hier – einen Krimi, einen Roman? Endgültig kann ich das Buch nicht einordnen, wohl aber meinen Eindruck. Es geht unter die Haut, schraubt die Spannung geradezu aufreizend langsam hoch, während man selbst schon nicht mehr weiss – ist es Einbildung oder spüren wir auch wie uns die Bedrohung beim Lesen langsam Gänsehaut verursacht? Stark!

Die Wahrheit und andere Lügen – Sascha Arango –

Der Plot sprach mich anfangs enorm an: auch die ersten Seiten versprachen einen angenehm durchkomponierten Krimi. Über die nächsten Kapitel verlor sich der erstmal gute Eindruck allerdings immer weiter, bis ich zum Schluss eher erleichtert war, das Buch zuklappen zu können. Im Nachgang las ich, dass der Autor sonst unter anderem für Fernsehproduktionen schreibt. Als Verfilmung könnte ich es mir besser vorstellen, als Buch bleibt es mir zu dürr, zu wenig.

Alle meine Wünsche – Grégoire Delacourt

Dieses Buch hatte ich auf der Buchmesse in der Hand, das Cover zog mich gleich an. Längere Zeit blieb es dann aber vergessen, bis ich es im Regal einer Freundin erspähte, die es mir auslieh und fast zeitgleich eine hymnische Rezension las. Leider kann ich mich dieser nicht vollumfänglich anschliessen: die Geschichte hatte mich einfach nicht so sehr gepackt, irgendwo blieb ein schaler Nachgeschmack. Ich merke immer wieder, dass ich dieses Gefühl öfter bei französischen Autoren habe…daher – Geschmackssache, wie so oft.

Ich nehme alles zurück und behaupte das Gegenteil – Juli Rautenberg

Ich habe schon länger immer mal wieder nach einem gemütlichen Beziehungsroman gesucht, etwas fürs Sofa, den Urlaub, mit einem gewissen Witz, ohne dabei platt zu sein, wie das ja leider oft passiert. Bei Juli Rautenberg wurde ich fündig: eine frische Schreibe mit Wortwitz, sympathische Protagonisten und der ganz normale (schonungslos ehrlich betrachtete) Beziehungswahnsinn. Hat mir Spaß gemacht!

Alles voller Hoffnung – Renate Dorrestein

Igor wird von seiner Großmutter Nettie großgezogen, nachdem seine eigene Mutter, als er fünf Jahre alt ist, das Sorgerecht an die Großmutter verliert. Und Igor ist anders – er ist geistig behindert. Als Igor in einer Werkstatt anfängt und sich verliebt, scheint sich alles zum Guten zu wenden…zunächst! Dorrestein hat hier ein, ja, leider muss man es so sagen, heute immer noch „Tabu-Thema“ angesprochen – und daraus einen bewegenden Roman gemacht. Ich habe dazu einen persönlichen Bezug und kann nur für mich sprechen: ich finde sie hat sich der Thematik gut und sehr sensibel angenähert und der Titel passt (weniger das Cover – das verwirrt mich immernoch…). Eine besondere kleine Familie, mit zwei starken Charakteren. Ich würde durchaus noch mehr von ihr lesen.

Wachstumsschmerz – Sarah Kuttner

Wenn ich dieses Buch im Laden empfehle, beginne ich meist mit der Frage ob Sarah Kuttner bekannt ist. Oft genug bekomme ich die Antwort, Ja, wäre bekannt aber nicht soooo sehr das Ding des jeweiligen Befragten. Dann kommt meine persönliche Meinung zum Tragen: meines ist Sarah Kuttner nämlich auch nicht so unbedingt, zumindest nicht im Fernsehen. ABER die gute Nachricht: Romane schreiben – das kann sie. Wie beim Vorgänger Mängelexemplar hat sich Kuttner auch hier wieder ein Problem der heutigen twenty-something-Generation rausgepickt. Die “Quarter-Life-Crisis”, die sich in Zweifeln, Beziehungsstress, Druck und Hilflosigkeit breit macht. Mit bildhafter Sprache, ein bisschen derb-schnodderig aber durchaus ehrlich wirkend setzt sich hier ein Paar nach dem Zusammenziehen mit sich auseinander, mit seinen Erwartungen, Lebensplänen und der Herausforderung, mit jemandem wirklich so ziemlich alles zu teilen.

Obwohl ich diese Erfahrung so nicht erlebt habe, schafft Kuttner es, das ich mich reinversetzen kann in die Gefühlsachterbahn in die ihre Heldin gerät. Ein bisschen beklommen, ein bisschen deprimiert wird man beim Lesen, es ist eine traurige Geschichte mit kleinem Silberstreif am Horizont. Garniert mit markigen Sätzen und Lebensanschauungen ist es ein recht gelungener Mix geworden, den ich, wie ich oben schrieb, auch ganz gern empfehle.