Eines hat der Roman geschafft, er hat mich beim Lesen sehr beschäftigt. Allerdings waren die Gefühle, die er in mir hervorrief, alle meist eher weniger positiv besetzt. Auf dem Innenklappentext ist die Rede von einem „empfindsamen Helden“ – was ich fand, war vorallem einer, der über lange Strecken das Leben über sich ergehen lässt. Es „passiert“ ihm einfach, er tut das, was erwartet wird oder was er für Erwartungen seiner Umwelt hält, ab und zu verfällt er in Aktionismus, dann wird er wieder so passiv, dass es schwer auszuhalten ist. Die Erziehung des Mannes – Michael Kumpfmüller weiterlesen
Schlagwort: Beziehungen
Wie Liebe entsteht – Raija Siekkinen
Dieser kleine Kurzgeschichtenband … eine ruhige Stille … oftmals nur ein Augenblick, auf den wir einen kurzen Blick erhaschen. Nicht unbedingt alle Fäden kommen zusammen. Oftmals bleibt nur Gefühl, eine Melancholie, die alles durchzieht.
Neun Erzählungen – J.D. Salinger
Salinger entwirft mit wenigen Federstrichen große und kleine Szenarien und schafft Personen und Ereignisse, die sich im Leser festsetzen und ihn fortan begleiten (ich denke nach Wochen noch über “Ein guter Tag für Bananenfisch” nach!) . Meine dringende Empfehlung also: Lest Salinger!
Wovon wir reden, wenn wir von Liebe reden – Raymond Carver
Das Jahr begann mit Kurzgeschichten – und was für welchen! Carver und Murakami werden oft in einem Atemzug genannt und das nicht von ungefähr, weshalb ich das Buch auch vor Jahren kaufte. Während ich seine Geschichten nun endlich las fragte ich mich: warum habe ich so lange gewartet?! Kurzgeschichten haben mich noch nicht oft überzeugen können, aber dieser Band hat mich umgehauen und begeistert, diese verdichtete Atmosphäre, die wenigen Striche mit denen Carver hier Szenarien entwirft, er packt mich, er rüttelt mich wach, kurz: ganz, ganz große Kurzgeschichtenempfehlung!
Eine Tonne für Frau Scholz – Sarah Schmidt
Hoffmans Hunger – Leon de Winter
Mit diesem Werk habe ich mich erstaunlich schwer getan. Es liegt nicht daran, dass de Winter nicht schreiben kann – das kann er. Aber das Umfeld der Diplomaten, der Spionage, der politischen Verwicklungen, das wird wohl einfach nie ganz meines werden. Noch dazu widmet er sich mit einer gewissen Leidenschaft in diesem Buch gebrochenen Männern, für die es schwerfällt, wirklich Empathie zu empfinden. Hat einfach nicht so gut gepasst für mich.
Ganze Tage im Café – Sólveig Jónsdóttir
Manchmal brauche ich einen Schmöker. Nicht zu seicht, aber auch nicht zu schwer, mit Figuren die mich ansprechen, einer Umgebung, die ich so vielleicht noch nicht kannte. Volltreffer! Tatort: Island. Täter und Opfer: Vier junge Frauen. Was passiert? Das Leben – in jeglichen Facetten, in all seinen Höhen und Tiefen.
Der Tanz der seligen Geister – Alice Munro
Ganz schwierig. Als Munro dieses Jahr den Literaturnobelpreis bekam, habe ich mich gefreut, sind meine Kolleginnen doch seit langem große Fans. Ich erinnerte mich, ich habe vor sechs oder sieben Jahren mal mehrere Geschichten gelesen und kam nicht recht rein. Nun wollte/sollte sie aber eine zweite Chance bekommen, gerade bei Büchern ist es ja auch oft eine Frage des richtigen Augenblickes. Aber – auch in diesem Lebensabschnitt werden Frau Munro und ich keine richtigen Freunde. Ich kann ihr Schreibhandwerk anerkennen, einige wunderbare Sätze und eine sehr bildhafte, genau beobachtende Sprache sind ihr eigen. Aber ihre Geschichten berühren mich kaum, ich kann sie nicht recht greifen, manchmal auch nicht verstehen, so abrupt werde ich stehengelassen. Hier greift für mich definitiv die Geschmacksfrage – zu mir dringt sie, trotz gelungenem Handwerk, einfach nicht durch.
Die Lektionen – Naomi Alderman
Ein reicher, junger Student mit viel Charisma, die altehrwürdige Atmosphäre von Oxford und Studenten, die die Nähe von diesem jungen Mann suchen, wie Motten das Licht. Was passiert, wenn Geld keine Rolle spielt? Wie lange halten Freundschaften, die sich auf diesem Fundament gründen? Wie offen kann man sein (auch in sexueller Hinsicht), was ist Spiel, was ist Ernst? Das Buch hat mich nicht völlig begeistert, jedoch einiges an Fragen aufgeworfen, was ich ja immer wertschätze. Spitze und pointierte Beobachtung, die sicherlich auch aus eigenem Erleben gespeist wurde, ist die Autorin doch selbst Absolventin von Oxford.
Lebt die Liebe die ihr habt – Michael Mary
Interessante These, die so ziemlich jegliche andere Beziehungsratgeberthesen auf Kippe stellt. Ist spannend zu lesen, schüttelt die eingerosteten Vorurteile und Klischees mal richtig durch. Wer generell gerne mal in einen Ratgeber reinschaut, sollte hier zugreifen, es bringt wirklich einen anderen Blickwinkel in Beziehungen.