Dies ist wohl der späteste Buchmesse-Post aller Zeiten. Und doch hat das nicht nur mit Zeitmangement zu tun, sondern mit den richtigen Worten, die sich manchmal erst einfinden, nachdem sich der ganze aufgewirbelte Staub, das Konfetti und die Euphorie gelegt haben.
Tatsächlich eignet sich die Frankfurter Buchmesse 2018 hervorragend dazu, eine Art von Jahresbilanz und einen Rückblick zu wagen, denn während diesen fünf Tagen verdichtete sich, worauf ich in diesem Jahr hingearbeitet hatte, fielen Entscheidungen und wurden neue Ideen erstmals laut ausgesprochen. Und auch rund zwei Monate später bleibt es für mich eine der schönsten Buchmessen, die ich je erlebt habe.
Das neue Jahr hat begonnen und der Hanauer Anzeiger hatte angefragt, ob wir nicht mal ein Gespräch miteinander führen wollen. Das haben wir getan, dabei viel gelacht und ausführlich über Bücher, das Bloggen und Lesen gesprochen.
Nachlesen könnt ihr das jetzt auch (.PDF), dank der freundlichen Genehmigung des Hanauer Anzeigers – vielen Dank! Ebenfalls nochmal ein Dank an die Redakteurin Kerstin Biehl, die diesen Artikel geschrieben hat und die Fotos gemacht hat – ich hatte viel Freude an unserem Gespräch!
Sonntagmorgen. Verschlafen scrolle ich mich durch Facebook und Twitter. Rege Diskussionen sind mal wieder im Gange. Ich wäge meine Argumente im Kopf ab, während ich mich mit einem Artikel, der heute viele (Buch)-Blogger beschäftigt, auseinandersetze. Und ahne, wie der Tag verlaufen wird. Am Ende jeglicher Diskussionen werden alle ausgiebig in die ein oder andere Richtung gewettert haben. Einige werden sich an konstruktiver und sachlicher Kritik versuchen. Und ein Sonntagvormittag geht dafür drauf, vor allem empört, verärgert, entrüstet oder auch nur leicht genervt gewesen zu sein. Vielleicht sogar davon, dass einmal mehr ein Sturm im Wasserglas ausgebrochen ist. Das reicht mir nicht. Und euch?
An meiner Wand hängt einer meiner Lieblingssprüche.
Promote what you love instead of bashing what you hate.
Obwohl ich das Zitat insofern abschwächen möchte, dass ich Hass für ein zu starkes Wort in diesem Zusammenhang halte, so steckt für mich doch viel Wahres darin. Warum nicht eine Kritik (völlig egal, wie sie gestaltet ist) nutzen, um die Sache zu drehen? Und zwar zu unseren Gunsten!
Der große Vorteil des Internets ist es, dass sich Impulse in rasender Eile verbreiten und dass wir hier die Möglichkeit haben, das, was wir lieben und was uns auszeichnet, schnell mit anderen zu teilen. Ich bin keine Gegnerin von Kritik, auch die kann anstacheln und uns zu besserer Leistung anspornen. Aber ich bin ein echter Fan von gemeinsamer Power und einem gesunden Selbstbewusstsein. Vom Verbreiten guter Nachrichten und von Erfolgen. Das sind die Momente, die motivieren, die uns Menschen und ihre Talente entdecken lassen und die uns tragen, wenn wir Unterstützung brauchen. Die andere zu Vorbildern werden lassen und die kreative Kräfte freisetzen.
Und nun schreiten wir zur Tat! Der Hashtag lautet #thepowerofblogs . Erzählt unter diesem Hashtag, welche Stärken euer Blog hat. Was ihr schon geschafft habt und was ihr mit dem Bloggen noch erreichen wollt . Warum ihr andere Blogs schätzt! Lasst uns Twitter und eure Blogs mit positiven Vernetzungen füllen!
Im Zug nach Hause flog mir die Überschrift für den diesjährigen Messeartikel wirklich einfach zu: denn für mich war es dieses Jahr einmal mehr wieder eine Aneinanderreihung von schönen Erlebnissen mit Buchmenschen aus allen Sparten, fast alles in Halle 5, wo viele der Unabhängigen Verlage und die Bloggerlounge beheimatet sind.
Als Reisebegleitung hatte ich die charmant-lässige Textverliebt an meiner Seite, deren Branchenwissen und kluge Betrachtungen von Dynamiken und Entwicklungen im Netz mich mehr als einmal begeistert haben. Noch dazu ist ihr Humor einfach fabelhaft – wie man sieht, hatten wir gemeinsam einfach eine richtig gute Zeit.
In Leipzig bin ich dieses Jahr gefühlt doppelt unterwegs gewesen. Als Buchhändlerin und Bloggerin. Es ist ganz witzig, dass je nach Stand mal das eine, mal das andere mehr im Vordergrund steht. Während ich, gerade bei den größeren Verlagen, ganz klar als Buchhändlerin mit meinen Verlagsvertreter*innen spreche und der Buchladen bekannt ist, verhält es sich bei den Indies oftmals so, dass eben auch der Blog bekannt ist. Ich profitiere aber sehr von dieser Zweigleisigkeit. Im Buchladen kann ich zum Beispiel den#indiebookday so richtig zelebrieren, da habe ich mit Schaufenster und Sortimentsgestaltung ganz andere Möglichkeiten als im Blog. Im Blog hingegen kann ich wunderbar schreiben und (Indie)-Büchern eine Bühne im Netz verschaffen. Ich liebe es, dass ich Beruf und Blog miteinander verbinden kann und das oftmals Synergieeffekte erzeugt. Begeistert hat mich dieses Jahr besonders, wieviel Wertschätzung meiner Arbeit entgegengebracht wurde – sowohl offline als auch online.
Wenn man charmante Verlegerinnen in den Arm schließen darf (Binooki), bei Open House in Verzückung geraten darf über “Winternovellen” (mein liebster Indiebook-Tipp zur Zeit!), wenn ich beim Cass Verlag mit der Verlegerin, (Japanologin) über meine Vorliebe für Japan reden darf und mit einem interessanten Tipp versorgt werde – dann macht mich das glücklich! Auch bei Edition Nautilus, der Frankfurter Verlagsanstalt, Voland & Quist und Wallstein hatte ich herzliche Begegnungen. Imke Schuster vom Dumont nahm sich ebenfalls viel Zeit für mich, dieses Kennenlernen hat mich sehr gefreut! Und nur auf der Buchmesse nimmt Jörg Sundermeier vom Verbrecher Verlag, die ja sowieso einen Stein bei mir im Brett haben, mich ins Schlepptau um mich einer Kollegin vorzustellen und auf dem Rückweg das Du anzubieten und mir noch zwei neue, fabelhafte Verlage gegenüber im Gang vorzustellen. So kam ich zu zwei ganz spannenden Gesprächen bei Hablizel und homunculus verlag – Menschen, die sich Zeit für mich nahmen und spontan Bücher empfohlen, die meinen Geschmack exakt treffen und deren Begeisterung mich ansteckt. Weiter so!) .
Herrlich auch, wenn man dann von Hörensagen bekannt ist und nach dem pinken Kleid Ausschau gehalten wurde, was zu einem sehr netten Gespräch mit Regine Vogel, einer der Vertreterinnen von indiebook.de führte – wieder ein Gesicht mehr, dass man nun nach der Messe kennt. Ebenfalls ein Gespräch, was durch das Pinkfisch-Outfit zustande kam, war das am Pink Ribbon Stand. Die Organisation ist mir aus persönlichen Gründen sehr nah, sie leisten wichtige Arbeit, haben Herzensprojekte und ich trage meine pinken Schleifchen mit Stolz! Ich freue mich, dass ich auch in Deutschland immer mehr davon sehe – Way to go!
Und weil alle guten Dinge drei sind, führten Kleid und Schuhe auch noch zur Entdeckung von Punktum Bücher. Diese hatten nämlich einen sehr ansprechenden Stand – mit pinkem Teppich! Das führte nicht nur zu diesem schönen Bild, ich las mich fest und hatte am Ende quasi das gesamte Verlagsprogramm notiert – solche Entdeckungen sind das Salz in der Messesuppe! Oben drauf gab es ein angenehmes Gespräch und etwas zu lesen – mehr dann bald im Indiebookday-Beitrag!
Dass das beste Sofa der Messe (und diesmal auch die Anlaufstelle für poetisierende Selfies) bei den Rockstars vom Verlagshaus Berlin zu finden ist, dürfte mittlerweile bekannt sein. Meine Secessions-Menschen machten mich mit Infos und einem Buch auf das ich mich sehr freue glücklich – sieht man doch, oder?
Auch das Gespräch mit Stefan Weidle und Petra Seitzmayer war ein Highlight. Die beiden haben die Mainzer Buchmesse der Unabhängigen Verlage gegründet, wo ich am 2. Juli bei einer Podiumsdiskussion den Buchhandel vertreten werde, zur spannenden Frage Das allmähliche Verschwinden älterer Titel aus dem Buchhandel – was kann man tun? Nach diesem angeregten Standgespräch freue ich mich noch mehr auf diese Veranstaltung!
Unbedingt zu den Lieblingsstunden der Messe gehörte ein Event, den die fabelhafte Susanne Bühler von Diogenes für einen kleinen Kreis organisiert hatte. Ein erster Blick auf das wirklich gut gemischte Diogenes-Herbstprogramm (vormerken!) und dann eine ganze Stunde zusammen mit Benedict Wells und einer sehr persönlichen Fragerunde. Nicht umsonst schwärmen soviele von “Vom Ende der Einsamkeit” – der Roman ist einer meiner Lieblinge im Frühjahr und auch seine älteren Bücher habe ich mit Begeisterung gelesen. Die Möglichkeit dieses Treffens war wirklich etwas Besonderes, Merci an alle die das möglich gemacht haben und diese Runde voller bekannter Gesichter zusammenbrachten.
Fast schon Tradition hat nun das inoffizielle Bloggertreffen von Papiergeflüster, die dann am Ende selbst nicht da war (und sehr fehlte!). Das Klassenfahrtgefühl kehrte zurück, neue Gesichter kennenlernen, zusammenrücken, fachsimpeln, sich in die Arme fallen. Nicht nur in dieser Runde hatte ich über die ganzen zwei Tage der Messe immer wieder ein Wort im Kopf: Vernetzung. Diese Bande, die das Jahr über auf Twitter, Instagram, Facebook und auf unseren Blogs geknüpft werden, diese sind in Messezeiten so stark spürbar und werden von Jahr zu Jahr intensiver. Projekte die gemeinsam angegangen werden, neue Ideen, die da hervorsprudeln, unterschiedliche Herangehensweisen – und all das setzt Kreativität und Motivation frei!
Ich bin Fan von vielen dieser Menschen, oftmals auch gerade von denen, die vielleicht nicht die größte Reichweite haben, aber die kompromißlos sie selbst sind, in dem was sie tun, wofür sie stehen. Das begeistert mich und das ist für mich täglich ein Ansporn. Auch bei immer wiederkehrenden Themen und Diskussionen rund um die Literatur im Netz nehme ich oftmals für mich eher mit, dass ich mich verbessern möchte, mir treu bleiben und mit dem was ich gern tue überzeugen will, statt mich in einem Strudel aus Negativität zu verlieren.
Als Buchhändlerin habe ich das Glück, dass ich jeden Tag Feedback bekomme, dass mein Selbstbewusstsein, dass ich in diesem Bereich einen verdammt guten Job mache, gerechtfertigt ist. Als Bloggerin ist das manchmal ungleich schwerer zu bestehen – soviel gibt es im Netz zu lesen, zu erleben, zu sehen. Und doch – bleibt dran, denn Qualität setzt sich am Ende immer durch! Denn wenn ich mich in der Bloggerlounge (deren Existenz ich sehr befürworte, schönen Gruß nach Frankfurt!) umsah, dann sah ich da Ideen, Kreativität, Menschen die etwas bewegen und die etwas zu sagen haben. Davon kann es nicht genug geben!
Und außerdem auf dieser Messe, spontane Arbeitseinsätze in der Außenzentrale von “Was liest Du?”
Das Schlusswort lasse ich David Wagner und den Verbrecher Verlag sprechen. Am liebsten würde ich mir das mal übers Bett nageln!
Bonus: Was wäre Leipzig ohne das Klassentreffengefühl? Ich habe mich so gefreut, dieses Jahr Maren und Torsten von Was liest Du?, Buchrevier, Klappentexterin, masuko13, glasperlenspiel13, Literaturen, 54Books, Lustzulesen, Tina Lurz von LB, Felix Wegner, Brasch Buch, Kaffeehaussitzer, Stefanie Leo, Mara von buzzaldrins und textverliebt wiederzusehen. Und genauso sehr darüber, endlich die Gesichter hinter Buchbüchse, Bücher Göre, Nordbreze von LB, Sonja von Lust zu Lesen, Shanty von Influenza Bookosa, lost pages, That Yvo, Studierenichtdeinleben, Sounds & Books, Et Tragalibros, Krimimimi, Frau Pixel und Stephanie von Nur Lesen ist schöner kennenzulernen. Danke für eure Zeit!
Haruki Murakamis Bücher sind magisch, inspirierend und einmalig. Seine Fangemeinde ist riesig – über eine Million sind es allein bei Facebook. Und auch ich bin eine Harukinistin (so nennen sich die Fans) unter den vielen. Getroffen habe ich Murakami-san bislang noch nicht. Aber ich bin Menschen begegnet, die für ihn arbeiten oder auch für den Autor schwärmen. Das ist genauso schön! Deshalb hat mich sein neues Buch Wenn der Wind singt / Pinball 1973 dazu inspiriert, das zu tun, was ich immer schon machen wollte: Über Haruki Murakami zu sprechen. Mit „Talking about Haruki Murakami“ präsentiere ich euch Interviews mit Menschen aus seinem Universum.
Und auch ich dürfte dabei sein und habe mich darüber sehr gefreut! Zum Interview geht es hier!