Die Kunst zu lesen – Frank Berzbach

Die Bücher, die in unseren Regalen stehen,  können uns viel über ihre jeweiligen Leserinnen und Leser erzählen. Und so ist es nicht verwunderlich, dass wir während der Lektüre von „Die Kunst zu lesen“ nicht nur stetig unsere Leselisten füllen, sondern gleichzeitig auch noch den Autor Frank Berzbach besser kennenlernen. Wenn ein Mensch über die Dinge, die er schätzt und zelebriert mit solcher Passion schreibt, mal sehr persönlich und dann auch wieder universell, dann ist das ein großes Glück für uns Leser*innen.

Mitgenommen, hier und da geradezu mitgerissen zu werden von Gedankenanstößen und Bewunderung, das ist wunderbar. Und gleichzeitig den eigenen Gedanken nachzuspüren, sich an unsere Lesebiographie zurückzuerinnern. Lust bekommen auf Neues und Altbewährtes zugleich.

Über dem Buchtitel dieses wunderbar gestalteten Buches (Cover von Huyen Truong, Illustrationen von Ada Romanova, Satz Jenna Gesse) steht „Ein Literaturverführer“ und selten war eine Beschreibung so treffend – wenn irgendjemand die Kunst der Verführung zu Schönem beherrscht, so ist es Frank Berzbach.

Leseexemplar

Von Büchern und Empfehlungen

Eine der Kernkompetenzen und gleichzeitig auch eine der Königsdisziplinen des Buchhändler/innen-Lebens ist die Empfehlung. Tagtäglich kommen Kunden zu uns, die auf der Suche sind. Nach einem Buch für die Großmutter, einem Roman für den Urlaub, einem Abschiedsgeschenk für die Kollegin. Die Anlässe, an denen Bücher geschenkt werden, sind erfreulicherweise sehr vielfältig und natürlich suchen viele nach neuem Lesestoff für sich selbst.

Der ein oder andere hätte vermutlich schon im Supermarkt gerne eine Empfehlung, welche der 20 Sorten Erdbeermarmelade denn die leckerste ist. Es ist also nicht weiter verwunderlich, dass bei der riesigen Menge an Neuerscheinungen ein wenig Orientierungshilfe gefragt ist. Jeder Buchladen bietet eine gewisse Vorauswahl, sorgsam kuratiert von den Buchhändlerinnen und Buchhändlern. Unser Job ist es mit unserem Sortiment Wünsche und Vorfreude zu wecken. Allein unsere Auslagen sind eine erste Empfehlung, ein Aushängeschild dessen, wofür wir stehen und was uns Buchhändler/innen auszeichnet – die Vermittlung und Liebe zur Literatur.

Wenn ich eines gelernt habe, in den 14 Jahren, in denen ich schon Bücher empfehle, dann ist es, dass eine Empfehlung sich nicht darin erschöpft, dem Kunden ein Buch in die Hand zu drücken und zu sagen “Das ist ihr Buch!”  – wobei das auch schon vorgekommen ist . Von Büchern und Empfehlungen weiterlesen

Indiebookday 2017

Alle Infos zu den vorgestellten Büchern zum #Indiebookday

New Yorker Geschichten von Dorothy Parker
übersetzt von Pieke Biermann und Ursula-Maria Mössner,
Kein & Aber Verlag

Die gelbe Tapete von Charlotte Perkins Gilman
übersetzt von Alfred Goubran,
braumüller Verlag

Zehn Tage im Irrenhaus von Nellie Bly
übersetzt von Martin Wagner,
AvivA Verlag

Strand am Nordpol von Arnaud Dudek
übersetzt von Bettina Deininger,
austernbank Verlag

Die Sonnenallee von Jörg Sundermeier
be.bra verlag

Das Buch der Wunder von Stefan Beuse
mairisch Verlag

Der Spaziergänger von Aleppo,
Weidle Verlag
übersetzt von Larissa Bender

Pferde wetten nicht auf Menschen von Susann Klossek ,
Gonzo Verlag

Kinder der verlorenen Gesellschaft von Safiye Can,
Wallstein Verlag

Fotzenfenderschweine von Almut Klotz,
Verbrecher Verlag

Jane, der Fuchs & ich von Fanny Britt und Isabelle Arsenault, Reprodukt Verlag
übersetzt von Ina Pfitzner

Warum ich lese herausgegeben von Sandro Abbate,
homunculus Verlag

Chirú von Michela Murgia,
Wagenbach
übersetzt von Julika Brandestini

Fürsorge von Anke Stelling,
Verbrecher Verlag

Mein pochendes Herz, Ae-Ran-Kim
Cass Verlag
übersetzt von Sebastian Bring

Warum ich lese? 15 gute Gründe!

Sandro von novelero fragte sich in einem Blogbeitrag “Warum ich lese“. Seitdem haben einige Blogger ihm auf diese Frage geantwortet und dabei sind ganz unterschiedliche Beiträge entstanden.

Je mehr ich darüber nachdenke, warum ich lese, desto mehr wird mir bewusst, dass es nicht das eine, herausstechende Erlebnis gab. Es war eine Entwicklung, die sich in vielen kleinen Schritten vollzogen hat und die aufeinander aufbaute. Obwohl ich von Kindesbeinen an sehr viel las, habe ich mich langsam herangetastet – vom Lesefutter über sogenannte Frauenromane bis hin zu Klassikern. Ich war ein Bibliothekskind, das sich stets die Ausweise der gesamten Familie lieh, um das Ausleihvolumen zu erhöhen. Ein Frühstück mit Buch vor der Nase war ein gelungenes Frühstück, sehr zum Leidwesen meiner Mutter. Aber was waren die Gründe für diese Lesebegeisterung? Wer könnte es besser erklären, als die Bücher selbst?

Ich lese wegen

  • Ralf und die Semmel, dem ersten Pixi-Buch, an das ich mich bewusst erinnern kann.
  • Jeglichem Lesefutter von Enid Blyton, weil es mir sämtliche Ferien und langweilige Schulstunden versüßt hat. Ob Fünf Freunde, Hanni und Nanni oder Dolly – ungezählte Male wurden diese Reihen von mir verschlungen.
  • Romeo und Julia von William Shakespeare – und die Adaption im Lustigen Taschenbuch, die mich dazu brachte, das ganze Stück in einer eigenen Version als Zehnjährige zum Abschluss der 4. Klasse aufzuführen.
  • Den langen Wartezeiten und Zugfahrten während einer vierjährigen Fernbeziehung – die Bahnhofsbuchhandlung bot immer neuen Lesestoff und Maeve Haran & Marian Keyes begleiteten mich lange.
  • Per Anhalter durch die Galaxis von Douglas Adams, weil es in mir die Freude an Ironie und Komik weckte und mich oftmals wissend “42” sagen lässt.
  • Das Urteil von John Grisham war für mich die erste Begegnung mit Krimis, nachdem ich es mir von meiner älteren Schwester ausgeliehen hatte.
  •  Die Stadt der träumenden Bücher von Walter Moers, weil es die Lust am Lesen und Fabulieren feierte, wie kein Buch das je zuvor für mich getan hatte.
  • Die Bibel, die mich über Jahre hinweg immer wieder aufs Neue fasziniert hat, ob in den Bilderbuchausgaben illustriert von Kees de Kort oder später im Schriftstudium während meiner Teenager-Jahre.
  • Wegen Harry Potter von J.K. Rowling, zigmal gelesen, zuletzt alle sieben Bände in 11 Tagen, als ich ganze Nächte mit meinem neugeborenen Sohn zugange war und sowieso nicht zum Schlafen kam.
  • Kafka am Strand von Haruki Murakami , das Buch, mit dem ich mich in die Literatur verliebte und zum ersten Mal in die Arbeit eines Autoren – und die Liebe hält bis heute an.
  •  Ein Zimmer für sich allein von Virginia Woolf, weil sie mich nachhaltig beeindruckte, mit ihren klugen Gedanken zum Schreiben und ihren Betrachtungen darüber, warum ein eigenes Zimmer soviel mehr ist als “nur ein Raum”.
  • Glückskind von Steven Uhly, das mich auf eine verrückte Reise mitnahm, die im Lesen des Buches mit der gesamten Stadt mündete und mir zeigte, wie weit Begeisterung für ein Buch reichen kann.
  • Tonspuren von Elliot Perlman, weil es mir vor Augen führte, wie die Literatur zeigt, was Menschen Menschen antun können. Ein Buch, das Gänsehaut hinterlässt und bis heute zum intensivsten gehört, was ich je gelesen habe.
  • Wer die Nachtigall stört von Harper Lee, weil es mir gezeigt hat, das Literatur soviel mehr ist als “nur ausgedachte Fantasiegebilde” – weil Lee Figuren schuf, die Geschichte schrieben und eine Auseinandersetzung über eines der wichtigsten Themen unserer Gesellschaft in Gang brachte.
  • Bitte nicht lesen oder Der aufregendste Sommer im Leben von Nelson Jaqua von Monte Merrick, weil es mittlerweile auseinanderfällt, so oft habe ich es gelesen. Meine Mutter schenkte es mir zum zwölften Geburtstag, weil “sie den Titel so lustig fand”. Kaum zu glauben, dass dieses Buch einer der vielen Gründe werden sollte, die mich für das Lesen begeisterten. Vielleicht, weil Nelson damals die selben Dinge umtrieben wie mich. Geheimnisse aufdecken. Erwachsen werden. Mit den anstrengenden Eltern umgehen. Versuchen, ein Buch zu schreiben. Freundschaften die sich verändern, die erste Liebe. In wenigen Tagen werde ich dreißig Jahre alt und immer noch würde ich dieses Buch zur Hand nehmen, wenn ich einen Rat suche.

Warum ich lese? Für mich ist Lesen vorallem eine Horizonterweiterung, ein großes Ja zu Bildung und Wissen. Es ist eine Möglichkeit, tief in das Leben der Menschen einzutauchen. Ein Buch kann zur richtigen Zeit Lebensretter sein und ein Buch zu lesen bedeutet auch immer, währenddessen ein Stück mehr über sich selbst zu erfahren. Und: Literatur verbindet. Mit fremden Menschen sofort ein Gesprächthema haben, wenn es um Bücher geht. Und diese stille Freude, zu entdecken, dass jemand das gleiche Buch verehrt wie Du selbst. All diese Dinge bereichern mein Dasein und deshalb entscheide ich mich immer wieder für Literatur und das Lesen in meinem Leben.<img src=”http://vg04.met.vgwort.de/na/a982183033b94ad9af549d95dd1300e6″ width=”1″ height=”1″ alt=””>

Ein literarischer Abend mit Alf Mentzer

Wir sind Partnerbuchhandlung von hrInfo. Dort gibt es jeden Donnerstag die Bücherchecker – einer davon ist Alf Mentzer. Und immer wieder freue ich mich, wenn ich die wohlbekannte Stimme im Radio höre und auch im Literaturhaus Frankfurt dürfte ich ihn schon live erleben. Nun hatte unser Buchladen durch die Kooperation die Gelegenheit, einen ganzen Abend mit Gästen und Alf Mentzer zu gestalten. Jeder dürfte Bücher zum Thema Lebenswege mitbringen und man kam in gemütlicher Runde darüber ins Gespräch.

Für mich war das wieder ein Abend, der gezeigt hat, wie facettenreich und2016-03-05 08.35.40 spannend Literatur sein kann. Ehrlich gestanden hätte ich Alf Mentzer noch zwei Stunden länger zuhören können, wie er von Büchern schwärmt, Verbindungen zwischen Romanen knüpft und interessante Aspekte herausstellt.

Gemeinsam haben wir “Vom Ende der Einsamkeit” von Benedict Wells  vorgestellt und waren beide gleichermaßen begeistert von diesem Roman. Außerdem machte der Literaturredakteur mir große Lust auf “Überläufer” von Siegfried Lenz und hat mich davon überzeugt, dass ich David Mitchell doch noch einmal versuchen sollte – ich denke, ich werde mir seinen aktuellen Roman “The Bone Clocks” der dieses Frühjahr auf Deutsch erscheint, im Original zulegen.

Vielen Dank für einen tollen Abend, es hat sehr viel Spaß gemacht!

About my Shelf – Hrsg. von Maggie Gernatowski

Ich warne euch vor – wenn ihr dieses Buch zur Hand nehmt, plant entsprechend vor und vor allem genug Zeit ein. Einen Stift und das Notizbuch: zum Notieren der Bücher, die ihr nun lesen möchtet. Und: Lautsprecher und das Musikportal eurer Wahl um euch stundenlang durch die Musiktipps zu hören.

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Was habe ich dieses Kleinod gerne durchgeblättert und gelesen! Die Grundidee ist einfach.

10 Musikerinnen und Musiker erzählen uns etwas über ihre Bücherregale.

10 Autorinnen und Autoren erzählen uns etwas über ihre Plattenregale.

Dabei kam ein ganzer Schatz an Empfehlungen heraus, die durch das luftige und klare Layout leichtfüßig daherkommen. Eine grobe Form ist vorgegeben und doch hat man viel mehr das Gefühl, einem Gespräch zu lauschen als ein Interview zu lesen. Man gerät ins Stöbern, entdeckt komplett Unbekanntes und freut sich, wenn man gar bei einem geliebten Autor eine musikalische Gemeinsamkeit entdeckt ;-)  Ich liebe solche Bücher, die mir einen Einblick erlauben und mir etwas über Menschen erzählen, mit der der gleichen Leidenschaft für ihre Regalinhalte.

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Und daher gibt es jetzt auch gleich drei meiner neuen Anspieltipps, beim Durchhören für mich entdeckt:

 

The Earth Is Not a Cold Dead Place von Explosions in the Sky (die Band hört Karen Köhler manchmal beim Schreiben)

Landslide von Fleetwood Mac & I Still Do von I Am Kloot (hört Benedict Wells, wenn er etwas Trauriges schreibt)

Auf der Buchwunschliste gelandet sind:

Revolting Rhymes von Roald Dahl (liebstes Kinderbuch von Cherylin Macneil

Faserland von Christian Kracht (Hendrik Otremba nennt eine Szene aus diesem Buch auf die Frage nach seiner Lieblingsszene)

Ein besonderer Dank geht an dieser Stelle an meine Buchhändlerinnen-Kollegin Marijke, die dieses fabelhafte Buch für unseren Buchladen entdeckt hat! Ich wünsche ihm noch ganz viele Leser!

 

Schwarz auf Weiß

Chris und Klein-Rü haben mir heute Modell gestanden, zusammen mit einigen unserer Lieblingsbücher. Welches ist euer Lieblingsbild?

Meine wunderbare Buchhandlung – Petra Hartlieb

Buchhändler lieben Bücher über Bücher. Über Literatur. Über Buchläden. Und Buchhändler. Ich bilde da keine Ausnahme. Denn jede Buchhandlung hat ein Herz, eine Geschichte, etwas, was sie einzigartig macht. In einer Wiener Buchhandlung, die fast “aus Versehen” entsteht, ist das schlagende Herz Petra Hartlieb: quirlig, gut vernetzt und leidenschaftlich. Wer sie trifft merkt, die Autorin spricht und lacht so wie sie schreibt, mit überbordender Begeisterung. Ab und an, so muss ich es gestehen, musste ich aus buchhändlerischer Sicht dann doch mal den Kopf schütteln , weil ich mir das ein oder andere aus meiner Praxis heraus einfach nicht vorstellen konnte – das kennt sicher jeder, der sich in einem Fachgebiet auskennt und dann etwas darüber liest. Und dennoch: zu ihrer Liebe zur Literatur und ihrem Wagemut, dazu muss man Petra Hartlieb wirklich gratulieren.

Das Haus der vergessenen Bücher – Christopher Morley

Für alle Büchernarren, Bibliophilen, Leseratten, Schmökertypen, Buchhändlerinnen, Verlegerinnen, Buchliebhaber, Bookaholics, Buchsüchtige … ein kleiner Schatz aus dem 19. Jahrhundert, jetzt wieder entdeckt. Ein charmantes Buch, eine Hommage an Buchläden und Literatur und den schönsten Beruf der Welt: Buchhändler(in) sein!