Eigentlich sollte Stoner genau zu mir passen: ich mag diese Romane mit Campus-Atmosphäre, denen der Ruf anhaftet, ein Klassiker zu sein. Was mich unterschwellig bei diesem Roman begleitete, war die Hoffnungslosigkeit. Williams beschreibt einen Mann, der eigentlich nur alles richtig machen wollte. Unauffällig leben, tun was er gerne tat. Und dem von allen Seiten Gegenwind entgegenbläst, der leidet, der, statt zu kämpfen, sich einfach seinem Leben ergibt. Das zu lesen, hat mir fast körperlich wehgetan. Und doch muss ich den Autor bewundern. Eine so genaue literarische Zeichnung eines verbrauchten Menschen anzufertigen, der vom Leben nicht gerade gut behandelt wurde, ohne nach den glitzerigen Effekten eines Romanes zu greifen, um das ganze zu glätten – das ist ein schweres Handwerk. Auch wenn mich der Roman schwermütig zurücklies, kann ich doch nicht umhin, genau diese Folge zu bewundern.
Schlagwort: Drama
Der Duft des Regens – Francis Greenslade
Vielleicht tue ich dem Buch ein wenig unrecht, aber es konnte mich nicht ganz so sehr beeindrucken, wie andere Geschichten mit ähnlicher Thematik (von denen ich einige kurz zuvor las). Es mag also dem direkten Vergleich mit „The Silver Star“ geschuldet sein…Wunderschön allerdings: die Beschreibungen der kanadischen Landschaft und die Atmosphäre einer Traurigkeit…
Mutter des Monats – Gill Hornby
Der Wahnsinn des Mutter-Daseins – schön bissig, böse und mit scharfer Feder skizziert. Das Höher, Schneller, Weiter, die Abgründe von Engagement und Cliquenwirtschaft. Unterhaltsam, mit dem ein oder anderen Körnchen Wahrheit, die perfekte Strandlektüre, während die Brut sich im Wasser tummelt und anderen Leuten Sandeimer aufs Handtuch kippt…
Tonspuren – Elliot Perlman
Es ist sehr gewagt, bereits im April ein Buch definitiv zu einem der Besten des Jahres zu küren. Allerdings weiß ich ehrlich gestanden nicht, was da noch kommen soll, was Perlman diesen Rang ablaufen sollte. Ich bin so tief beeindruckt, so dermaßen bewegt von diesem Buch. Es ist so intensiv, dass ich beim Lesen immer wieder Pausen eingelegt habe – um die Wörter wirken zu lassen, Sätze leise vor mich hinzusprechen, mich ergreifen zu lassen, die Tränen liefen. Ich habe in dieser Geschichte gelebt und konnte, trotz fast körperlicher Anstrengung beim Lesen, das Buch kaum weglegen. Was ist dieser Autor für ein Sprachvirtuose! Was für eine Geschichte, welch Kunstwerk hält man mit diesem Buch in den Händen. Es ist ein absolutes Muss für jeden, der sich auf eine einmalige Begegnung mit außergewöhnlichen Menschen einlassen will, der erleben möchte, wie unfassbare Schrecken eine Form bekommen und wie Erinnerungen so lebendig werden, dass man das Gefühl hat, sie greifen zu können. Wenn ich davon spreche und schwärme, bekomme ich eine Gänsehaut. Dieses Buch hat mich schlicht überwältigt!
Hoffnung: Eine Tragödie – Shalom Auslander
Bitterböse, rabenschwarz, ich bin fast aus dem Bett gefallen vor Lachen und habe quasi die Hälfte des Buches meinem Mann vorgelesen, weil ich das einfach teilen musste. Intelligent und wirklich tragigkomisch, teilweise völlig ins Absurde abgleitend – grandios! Mehr darf man eigentlich garnicht verraten, um nichts vorwegzunehmen, aber eines kann ich sagen: der Humor den der Autor hier an den Tag legt, wird er sich hoffentlich sein Leben lang bewahren. Denn auch wenn einem so manches hart an der Grenze vorkommen wird und einem manchmal fast das Lachen im Halse steckenbleiben will, so ist es doch genau diese Eigenschaft, die vieles im Leben von Auslanders Protagonisten zusammenhält.
Mini-Shopaholic – Sophie Kinsella
Ich muss gestehen, ein bisschen sentimental wurde ich jetzt doch, so mit dem letzten Band der Reihe. Dafür hat Kinsella aber auch ein schönes Feuerwerk abgebrannt, alle liebgewonnenen Figuren auftreten lassen und einen schönen Abschluss gefunden. Ich weiss nicht, wieviel ich noch von Kinsella lesen werde, aber Becky B. ist eine Persönlichkeit, die man so leicht nicht vergisst und durch die ich endlich wieder motiviert war, mehr im Original zu lesen.
Wie keiner sonst – Jonas T. Bengtsson
Der Kein&Aber Verlag hat ein gutes Händchen, was ungewöhnliche Bücher und Autoren angeht, das zeigt sich auch hier wieder. Den ersten Teil des Buches habe ich begeistert gelesen – die Kindersicht rührt an, ergibt eine spannende Perspektive. Für mich verliert sich dieser Zauber leider im zweiten Teil, als der Junge erwachsen wird. Dem ersten Teil habe ich noch mit gutem Gewissen ein „wirklich gut“ verliehen, der zweite Teil war für mich nur noch „gut“. Bei solchen Büchern finde ich es unheimlich schwer, einen Leseeindruck zu verfassen, weil meist der schwächere Teil dann i der Erinnerung schwerer wiegt, obwohl man ja vom starken Teil angetan war…ein echtes Dilemma.
What we talk about, when we talk about Anne Frank – Nathan Englander
Ein Buch, das lange nachhallt ist für dieses Werk fast zuwenig gesagt – an einige Geschichten erinnere ich mich nach Monaten noch und an das Gefühl der Gänsehaut und Bewegtheit beim Lesen. Ich bin kein großer Kurzgeschichtenfan, diese haben mich aber nicht nur begeistert, sondern auch nachdenklich werden lassen. Das Buch habe ich mehrfach verschenkt, behandelt es doch soviele große Themen: Schuld, Verantwortung, Liebe, Freundschaft, Sterben, Gerechtigkeit und den Spagat, den wir alle in der heutigen Zeit zwischen Ethik, Moral, unserer Geschichte, Religion und dem Zeitgeist machen. Sehr, sehr beeindruckend und ganz sicher nicht mein letztes Buch dieses Autors.
Ein plötzlicher Todesfall – J.K. Rowling
Mit Spannung habe ich die neue Rowling erwartet – wie soviele andere auch. Abschliessend kann ich sagen: ich war lange nicht so enttäuscht, wie ich (laut diversen Zeitungen) hätte sein müssen, leider aber auch nicht so begeistert, wie ich hätte sein können. Rowling hat einen großen Gesellschaftsroman geschrieben und sie hat sich damit freigeschwommen, indem sie alles hineingepackt hat: sie provoziert und ist unheimlich plakativ das kann einem schnell zuviel werden. Trotzdem hat es mir Spaß gemacht, Schicht um Schicht die Personen des Dorfes zu enthüllen, Rowling tut ihren Helden ganz schön was an… das Buch hat definitiv einige Längen, zieht zur Mitte hin aber nochmals an und der Schluss ist heftig und liess meine Gesamtwertung nochmals steigen. Einige Figuren und Szenerien sind ihr unheimlich gut gelungen, da ziehe ich den Hut vor ihr. Ich freue mich auf ihr nächstes Buch, weil dieses sich dann nicht mehr so stark „abgrenzen“ muss von Harry Potter – und dann wohl ziemlich sicher meinen Geschmack treffen wird.
Als Gott ein Kaninchen war – Sarah Winman
Ich verreisse selten ein Buch. Oftmals komme ich auch gar nicht in die Situation, weil mir meist mein Lesestoff zumindest ganz gut gefällt. Hier stand das Leseexemplar lange im Schrank, irgendwann dachte ich: der Titel ist so nett, es klingt doch nach schönem Wegschmökern, also her damit. Warum ich es überhaupt beendet habe, frage ich mich mittlerweile. Vielleicht wollte ich wissen, ob die Autorin das wirklich so bis zum Ende durchzieht? Die Sprache war mir oft zu flapsig, zu belanglos, zu platt. Die Erzählerin nicht wirklich sympathisch und was mich am meisten nervte – was den Figuren alles zustößt, da wurde wirklich nicht ein Klischee ausgelassen. Ein Drama jagte das nächste, bis zum unvermeidlichen Schluss, da hab ich wirklich nur noch den Kopf geschüttelt. Zum Teil passierten wirklich schlimme Dinge, die dann lapidar nicht wieder auftauchten. Irving kann ich sowas abnehmen, hier fragte ich mich wirklich oft, ob ich nun nicht einfach aufhöre. Ich habe das Buch danach noch zwei Kollegen mitgegeben, die durchaus einen anderen Geschmack haben als ich und beide brachten mir das Buch nach zehn bzw. zwanzig Seiten wieder. Ich kann einem Buch so manches sprachliche Details verzeihen, wenn es mich gut unterhält. Oder die ein oder andere Länge, wenn es mich durch Wortwahl und Satzbau anspricht. Für mich – Fehlgriff, Fehlgriff.