Das Schneemädchen – Eowyn Ivey

Vielleicht war ich hier ein wenig voreingenommen, hatte ich doch von einigen Kollegen und Freunden soviel Gutes über das Buch gehört, auch, dass Taschentücher vonnöten wären. Wie es dann manchmal mit Erwartungen so ist: der Roman war wirklich gut zu lesen, die Geschichte angenehm aus der Zeit gefallen, aber das große Gefühl blieb (für mich) aus. Ein kleiner Wermutstropfen in einer ansonsten angenehmen Lektüre.

Sheila Levine ist tot und lebt in New York – Gail Parent

Eine kleine Zeitreise, die sehr slapstickartig beginnt, mit jüdischem Witz und Galgenhumor. Das Buch schlägt aber auch ernsthaftere Töne an und verliert ein wenig die Rasanz des Beginns, gewinnt dadurch aber nochmal an Tiefe. Eine ganz eigene Welt – die Welt von Sheila Levine. Begleiten wir sie ein Stück… denn der Weg lohnt!

Stoner – John Williams

Eigentlich sollte Stoner genau zu mir passen: ich mag diese Romane mit Campus-Atmosphäre, denen der Ruf anhaftet, ein Klassiker zu sein. Was mich unterschwellig bei diesem Roman begleitete, war die Hoffnungslosigkeit. Williams beschreibt einen Mann, der eigentlich nur alles richtig machen wollte. Unauffällig leben, tun was er gerne tat. Und dem von allen Seiten Gegenwind entgegenbläst, der leidet, der, statt zu kämpfen, sich einfach seinem Leben ergibt. Das zu lesen, hat mir fast körperlich wehgetan. Und doch muss ich den Autor bewundern. Eine so genaue literarische Zeichnung eines verbrauchten Menschen anzufertigen, der vom Leben nicht gerade gut behandelt wurde, ohne nach den glitzerigen Effekten eines Romanes zu greifen, um das ganze zu glätten – das ist ein schweres Handwerk. Auch wenn mich der Roman schwermütig zurücklies, kann ich doch nicht umhin, genau diese Folge zu bewundern.

Die andere Seite des Glücks – Seré Prince Halverson

Familie einmal anders – als ihr Mann stirbt, steht Ella mit den beiden kleinen Kindern alleine da. Nur – sie ist nicht die Mutter. Diese hatte sich vor einigen Jahren, obwohl die Kinder noch sehr klein waren, von der Familie getrennt und Ella nahm ihren Platz ein. Nun beginnt eine ganze Stadt zu überlegen: wen brauchen die Kinder? Die Frau, die sie großgezogen hat? Oder doch die Mutter, die plötzlich wieder auftaucht… Eine einfühlsame Geschichte darüber, dass es soviel mehr gibt als nur Schwarz oder Weiss. Dass Verletzungen und Liebe gleichzeitig existieren können. Und darüber, dass man einen anderen Menschen manchmal doch nicht so gut kannte, wie man dachte. Hat mir gut gefallen, weil das Stiefmutter-Thema mal ganz anders aufgezogen wurde und viele Facetten aufgezeigt wurden.

Der Liebhaber meines Mannes – Bethan Roberts

 

Ich kannte bereits ein anderes Buch von ihr, was mir soweit ganz gut gefiel. Bei diesem Roman gab es auch eine Gemeinsamkeit: die Autorin hat die Gabe, eine bestimmte Zeitspanne, die Stimmung einer Epoche sehr plastisch und authentisch rüberzubringen. Trotzdem wirkt ihr Schreiben und ihre Figuren manchmal sperrig, obwohl die Geschichten gut durchdacht sind und sich auch entfalten, bleibt so ein bisschen das Gefühl, hier und da ein wenig ins Straucheln zu geraten. Trotzdem, allein für das Aufgreifen eines Tabu-Themas habe ich das Lesen dieses Romanes nicht bereut.

Madame Hemingway – Paula McLain

Ein fein gezeichneter Schmöker über die sogenannte „Paris Wife“ – Hadley Hemingway, die erste Ehefrau des Schriftstellers. Man taucht ganz ein in die „roaring twenties“ in Paris und begegnet auf den Seiten der ein oder anderen schillernden Persönlichkeit dieser Zeit. Der (wenn auch zum großen Teil fiktive) Einblick in diese ungewöhnliche Ehe ist unterhaltsam zu lesen und ja – genauso so könnte es gewesen sein…

Unbekannt verzogen – Tom Winter

Fällt in die Kategorie: gemütliches Buch fürs Sofa, zum ein bisschen Seufzen und sich noch tiefer eingekuscheln, eine Sich-Wohlfühlen-Geschichte über zwei, die sich nicht kennen und doch näher kommen, als sie je geglaubt hätten. Das Buch, was man jemandem mitbringt, dem es nicht gutgeht, um ihm ein wenig Mut zu machen, ein bisschen zum Lachen zu bringen.

Besser – Doris Knecht

Ein scharf gezeichnetes Portrait einer Frau, die das  eigentlich “perfekte” Leben lebt – und ständig Angst hat, es könnte  jemand in ihr Innerstes sehen und die Fassade würde bröckeln und ihre Vergangenheit käme zum Vorschein. Bitter, aber nicht verbittert, von herrlicher Ironie und Sprachwitz durchdrungen, angenehm böse und mit starken Sätzen – eine mutige Geschichte, ein kraftvoller Roman.

Für den Rest des Lebens – Zeruya Shalev

Voller Wucht und Eindringlichkeit schildert Zeruya Shalev die Facetten einer Familie über 3 Generationen – in einer bildhaften, wundervollen Sprache die einen berührt zurücklasst…Meine erste Shalev und ganz sicher nicht meine letzte! Ja, man braucht einige Tage (und Ruhe!) für das Buch, weil es wirken muss – die Sätze sind lang, manches Mal fast ohne Anfang und Ende, aber genau das ist es was für mich den Reiz des Romans ausmacht.

Unbedingt erwähnen muss man die Tiefe, in die Shalev uns mitnimmt, intensiv spürt man den so oft schmerzhaften Gefühlen der Protagonisten nach. Eine Betrachtung der Familie,  3 eigenwillige Figuren und auch wenn viel Schweres den Roman bewohnt, so finden sich hier und dort doch kleine, wunderschöne Betrachtungen und Wörter und bilden so gemeinsam ein großes, sehr rundes Werk. Ein ganz wichtiger Lesetipp!