Wenn guten Menschen Böses widerfährt – Harold S. Kushner

Wenn eine sehr gute Freundin Dir in schweren Zeiten ein Buch schickt, welches Linderung verspricht, dann ist allein das schon Balsam für die Seele. Dieses Buch hat nichts einfacher gemacht, es hat vielleicht keine Lösungen oder auch nur Licht ins Dunkel gebracht. Aber der Autor schlug sich mit den gleichen Fragen wie ich herum, er irrte, lief gegen Wände, fühlte und trauerte und er versuchte, Antworten zu finden, die er nicht bekam. Manchmal ist es schon tröstlich zu wissen, dass irgendwo auf der Welt irgendjemand das gleiche durchmacht wie Du selbst.

Die Sonne war der ganze Himmel – Kevin Powers

Nichts für schwache Nerven – und es handelt sich bei diesem Buch nicht um einen Thriller. Powers verarbeitet im Roman seine eigenen Erfahrungen im Irakkrieg. Und das ist mehr als einmal beklemmend und erschütternd. Ein Buch, was ich aufgrund der heftigen Ereignisse mehrfach zur Seite legen musste – und doch immer wieder zur Hand nehmen wollte. Der Krieg verändert Menschen, die Helden sind schon lange keine Helden mehr, Soldaten stoßen an ihre Grenzen. Ein wichtiges Buch!

Taxi – Karen Duve

Unterhaltsam mit Schwächen. Mir hat der erste Teil gefallen, angenehm kurios und süffig geschrieben, der zweite fiel für mich etwas schwächer aus. Insgesamt schwerer, es zu beurteilen, weil sie zwar 13 Jahre Taxi gefahren ist, aber nicht klar ist, inwiefern es nun ihr eigenes Erleben ist oder ein Roman mit eingewebten Erinnerungen. So etwas kann mir während des Lesens ein bisschen den Spaß nehmen.

Ein ungezähmtes Leben – Jeannette Walls

Ich habe “Ein Schloss aus Glas” geliebt. Und dementsprechend Angst gehabt, vor Walls nächstem Buch. Kann es überhaupt ähnlich gut sein? Worüber wird sie schreiben? Walls hat sich für die Geschichte ihrer Großmutter, Lily Casey Smith entschieden, auch aus der Sicht von Lily selbst erzählt. Auch wenn die Autorin einiges fiktives einfliessen läßt, die Eckpunkte der Biographie stimmen soweit – vieles hat Walls aus Gesprächen mit ihrer Mutter herausgefiltert. Und sie erzählt wieder – sooo hinreissend. Ich bin begeistert von dieser ungewöhnlichen Frau, die wirklich ein unangepasstes, ganz eigenes Leben geführt hat – voll mit Arbeit, Umzügen, Neuorientierungen und Rückschlägen, quer durch die USA – man langweilt sich keine Minute. Und obwohl einige Episoden, wie das Leben auf einer Ranch, mich im normalen Leben sehr selten interessiern – Walls schafft es, das ich alles aufsauge und nach mehr rufe! Alle Fans von ihrem ersten Werk werden sich außerdem darüber freuen, das man noch mehr Einblick in die Jugend von Walls’ Mutter bekommt – es macht das ganze noch “dichter”.

Ein klasse Roman, man hat das Gefühl das Lily neben einem auf einem Pferd reitet und Dir ihre Lebensgeschichte erzählt – immer noch kein bisschen müde und immer noch voller Hunger auf das Leben!

Axolotl Roadkill – Helene Hegemann

Schwer zu diesem Buch noch ansatzweise unbefangen etwas zu sagen, nachdem die Wellen hochschlagen. Ich habe es einige Tage vor dem Kopier-Skandal gelesen und kann meine Erfahrung eigentlich kurz zusammenfassen: ein paar schöne Sätze und Beschreibungen drin, sehr weit weg von meiner Welt und die Frage ist: kann jemand, der vieles davon angeblich nicht erlebt hat, dann authentisch darüber schreiben? Als Film wäre dieses Buch sicher nochmal anders zu werten, oft kam es auch vor, das ich gewisse Passagen eher als filmisch beschrieben empfand (wenn man Hegemanns Werdegang betrachtet auch kein Wunder). Mein Fazit ist eigentlich: Kann man lesen, hat nichts mit Feuchtgebiete zu tun, wenn man es nicht liest hat man aber auch nichts verloren.

Zum Skandal an sich kann ich nur sagen: Klauen gehört sich nicht. Und Dreistigkeit siegt zum Glück nicht immer. Aber auch hier wurde das letzte Wort noch nicht gesprochen und ich bin gespannt auf weitere Entwicklungen!