Für mich soll es Neurosen regnen – Peter Wittkamp

Über Zwangsstörungen wusste ich bisher wenig, über den Humor von Peter Wittkamp hingegen schon einiges . Als ich dieses Buch in der Vorschau entdeckte, hatte ich also nicht nur instant einen Ohrwurm (gute Titelwahl!) sondern wurde auch sofort neugierig. “Mein Leben mit Zwangsstörungen” ist der Untertitel und der ist auch Programm. Peter Wittkamp erzählt sehr offen darüber, was seine Erkrankung im Alltag für ihn bedeutet. Über seine Therapie, über die unterschiedlichen Zwänge, die auftreten können, in welche absurden Situationen ihn die Zwangsstörungen schon brachten und wo die täglichen Herausforderungen im Umgang mit dieser Krankheit liegen.

Wildwuchs im Neurosengarten

Er schafft es, das ganze ausgesprochen unterhaltsam und humorvoll zu tun, kippt aber nie ins Alberne. Im Gegenteil – gerade weil sich das ganze so gut lesen lässt, wiegen die etwas ernsteren Stellen umso schwerer. Aufgrund seiner so persönlichen Schilderungen habe ich das Gefühl, mehr verstehen zu können und zu lernen. Seine Erfahrungen und Erlebnisse zu teilen kostet Kraft, Mut und ist ganz sicher nicht einfach, zumal Wittkamp im Buch mehrfach erwähnt, dass nur wenige in seinem Umfeld vor Veröffentlichung überhaupt von seiner Zwangststörung wussten. So habe ich beim Lesen manchmal auch das Gefühl, eine Art Befreiungsschlag zu lesen.

Zu dieser Courage, diesem Öffnen und Niederschreiben, kann ich nur gratulieren und dem Buch noch viele Leserinnen und Leser wünschen!

Wir hier draußen (Eine Familie zieht in den Wald) – Andrea Hejlskov

Manchmal begegnet einem ein Buch, welches man aufschlägt, es nur kurz aus der Hand legt, um sich ein Käsebrot zu machen um dann direkt weiterzulesen. Ehrlich gestanden hatte ich das bei diesem Buch so nicht erwartet und je weiter ich las, desto mehr wuchs meine Begeisterung, weil mich diese Geschichte so überraschte!

Ich bin nun wahrlich nicht das, was man einen waschechten Outdoor-Fan nennt, keine enthusiastische Camperin oder stundenlange Waldspaziergängerin. Aber mich fasziniert es, angefangen bei Thoreaus Walden, dass Menschen sich in dieses einfache Leben in der Natur begeben – und diese Natur kann nicht nur wunderschön, sondern auch sehr unbarmherzig sein. Wir hier draußen (Eine Familie zieht in den Wald) – Andrea Hejlskov weiterlesen

Das Ja-Wort – Elizabeth Gilbert

Ich würde jedem empfehlen, die Bekanntschaft von Elizabeth Gilbert zu machen, denn diese Frau ist fantastisch! Kreativ, intelligent, witzig und von einer Herzenswärme, die mich jedes Mal wieder umhaut. Ihr Podcast zu Big Magic, ihre Facebook-Seite, all das sind gute Orte um sie kennenzulernen. Diese Auseinandersetzung von ihr selbst mit der (eigenen) Ehe ist es eher weniger. Auch hier kommen viele der obigen Qualitäten zum Tragen, allerdings ist das Thema doch, trotz ihrer sorgfältigen Recherche und einer spannenden Auseinandersetzung, nicht unbedingt dazu geeignet, ein ganzes Buch füllen zu wollen. Ein längerer Artikel hätte mich hier eher bei der Stange gehalten, bzw. hätte für mich vollauf ausgereicht.

Alle Eltern können schlafen lernen – Heilmann/Lindemann

Ich finde dieses Elternpaar einfach fabelhaft! Die beiden sind witzig, ehrlich und ich habe mehr als einmal gedacht: Ach, ist ja wie bei uns! Zwischen Herdprämie und Selbstverwirklichung gibt es noch einiges mehr und die Autoren geben einen wunderbaren und authentischen Einblick in das Leben mit Kindern, den Alltagswahnsinn, die fabelhaften Momente, die Peinlichkeiten, die besten Erlebnisse. Noch dazu erzählen sie ehrlich von gescheiterten Erziehungsversuchen, geben Tipps, die ich als alltagstauglich empfinde und vergessen eines dabei nicht – den Humor und die Liebe für ihre Familie. Daumen hoch!

Der große Trip – Cheryl Strayed

Wenn in deinem Leben gerade selbst einiges grandios schiefgeht, hilft es, von anderen zu lesen, denen es ähnlich geht. Strayed hat so ziemlich jeden Grund, ihr Leben als schwer zu empfinden, einige Schicksalsschläge, Drogen und der Tod ihrer Mutter katapultieren sie völlig aus ihrem Leben. Sie entschliesst sich, den Pacific Crest Trail zu wandern. Ein hehres Unterfangen, bedenkt man, dass sie keinerlei Übung und nur einen halbwegs zureichenden Plan hat. Mich hat dieses Buch beeindruckt. Was diese Frau diesem Weg abgetrotzt hat, ihr Scheitern, Wiederaufstehen, Weiterlaufen. Wie sie reflektiert und ihre Trauerarbeit leistet, wie sie Rückfälle hat und doch nicht aufgibt. Ich empfand das Buch als ungeschönt und ehrlich. Ein beeindruckendes Buch über den ganz eigenen Weg, den jeder zu gehen hat.

Nichts, was man fürchten müsste – Julian Barnes

Mit diesem Buch habe ich erstaunlich viel zu kämpfen gehabt, bedenkt man, dass ich Julian Barnes wirklich gerne lese. Ich glaube, ich hatte mir etwas anderes erwartet, eine noch persönlichere Auseinandersetzung mit dem Sterben und dem Tode. Diese passiert zwar, allerdings nimmt Barnes sehr oft Bezug auf andere Schriftsteller und Künstler und zitiert diese häufig, setzt seine eigenen Erfahrungen in den Vergleich. Das las sich zuweilen sperrig, manchmal auch schwierig, gerade wenn man die erwähnten Persönlichkeiten nicht kennt.

Der Hund, die Krähe, das OM – Susanne Fröhlich

Keine Frage, nicht alles von Susanne Fröhlich mag ich. Obwohl ich sie als Person in Radiointerviews beispielsweise schon richtig klasse finde, ihre Ausstrahlung gefällt mir. Und da ich mich langsam wieder an Yoga wagen wollte, dachte ich: das lieste nun mal. Hier und da war mir das Buch etwas zu knapp oder auch salopp gefasst, andererseits ist Susanne Fröhlich eben auch keine Yoga-Expertin sondern eine Erzählerin und auf der Suche nach ihrem Yoga-Weg. Lust auf Yoga hat sie mir damit jedenfalls wieder sehr gemacht, weil sie so herrlich unverkrampft und wenig dogmatisch an das Thema heranging. Ihre DVD dürfte kurz darauf bei mir einziehen und war genau richtig für mich.

Das grosse Los – Meike Winnemuth

Ich hatte den Blog zu ihrer Reise gelesen und war unsicher – wollte ich das alles nochmal lesen? Nachdem ich aber allenthalben Lob las, dachte ich: warum nicht. Und ja: auch wenn man den Blog kennt, lohnt sich die Lektüre. Die Aufteilung in Briefe an Freunde hat dem Ganzen einen persönlicheren Anstrich gegeben, angenehm auch, dass es kein feststehendes Schema gab und durchaus Unterschiede in ihrer Berichterstattung. Hier und da hätte ich mir ein in die Tiefe gehen gewünscht, andererseits ist es auch verständlich, wenn es innerhalb dieses Buches nicht stattfindet, das würde doch den Rahmen sprengen – im Endeffekt lässt das auch angenehm viel Platz für eigene Gedanken, Sehnsüchte und ein bisschen Fernweh.