die laute – Michael Roes

Noch ein Buch, welches ich von der Longlist des Deutschen Buchpreises 2012 gelesen habe. Ich war auch ziemlich enttäuscht, dass es nicht auf der Shorlist landete, es hatte zwar harte Konkurrenz, aber hätte es durchaus verdient gehabt. Die Geschichte einer gehörlosen Komponisten klang für mich schon so abstrakt, dass ich allein deswegen das Buch lesen wollte – und es hat sich gelohnt. Die Leseprobe führte mich in eine der beiden Erzählstränge, die Gegenwart des Protagonisten, der versucht, sein Leben zu führen, seiner Begabung nachzugehen, seiner Musik und damit mehr als einmal aneckt. Diese Episoden haben mir recht gut gefallen – was das Buch für mich aber wirklich sehr lesenswert machte, waren die Kindheitserinnerungen des Komponisten, die mich stark (und damit lehne ich mich sicher aus dem Fenster, aber gut) an Khaled Hosseinis „Drachenläufer“ erinnerten. Was für eine Sprache, was für eine Geschichte, ich habe mitgefiebert, mitgelitten, mitgeträumt und eine mir fremde Welt fast berühren können, während ich lesend in ihr versank. Wirklich aussergewöhnlich und ganz unbedingt eine Leseempfehlung von mir!

Der Verwilderte Park – Jaques Roubaud

Ein kleines Werk aus dem wunderbaren Wagenbach Verlag. Beeindruckend, wie Roubaud anhand der Kindheitserinnerungen von Dora und Jaques die im Sommer 1942 auf dem Land untergebracht werden, die vorherrschenden Ereignisse schildert. Die Kinder verleben einen wilden Sommer, gelegentlich vom Murmeln der Erwachsenen und einigen aufgeschnappten Fetzen aus dem Radio unterbrochen. Man spürt unterschwellig,  das etwas im Busch sein muss – die ganze Tragweite ist den Kindern aber nicht klar und auch der Leser wird bis zum Schluss nur vage unterrichtet. Diese Atmosphäre zu erzeugen, das ist Kunst – auch die Beschreibungen der Streifzüge durch die Natur sind so wunderbar geschrieben. Für mich ein schönes Kleinod im Bücherwald, selten wird eine so kurze Zeitspanne so trefflich erzählt.

Alles Glück kommt nie – Anna Gavalda

Ich gebe zu, ich hab mir von diesem Buch sehr viel erwartet. Ich mag Gavalda sehr, lustigerweise auch grade die Kurzgeschichten und dies hier ist ja ein ausgewachsener 600-Seiten Schinken. Vorneweg: Gavalda spielt mit Sprache, ist überwogend, bildreich, vollgepackt mit Leben. Die ersten etwa 100 Seiten allerdings spielt sie mit sehr unterschiedlichen Stilrichtungen, was es etwas schwer macht der sehr sprunghaften Handlung zu folgen. Aber trotzdem weiss man schon “da kommt noch einiges” und bleibt dran – und wird belohnt. Im weiteren Verlauf des Buches erwartet uns ein Feuerwerk an Ideen, an Kuriositäten und an wunderbaren, wunderschönen Szenen, mit Witz und Lebenslust und Trauer und Verzweiflung. Alles drin. Alles in allem ist die Geschichte um den Architekten Charles Balanda der in seiner Vergangenheit Lösungen für sein aktuelles Leben zu finden versucht, auf jeden Fall zu empfehlen!

Alle sterben, auch die Löffelstöre – Katrin Aehnlich

Mann, was ein trauriges und dabei doch so schönes Buch. Allein der Titel hatte mich total angesprochen. Und das Innenleben – man schwankt zwischen Lachen, Weinen, erinnert sich selbst an seine Kindheit zurück, an Freundschaften…und ich für meinen Teil war wirklich sehr berührt. Ein tolles, unkitschiges, ehrliches Buch!