Lieber Mr. Salinger – Joanna Rakoff

Letzte Woche las ich “Lieber Mr. Salinger von Joanna Rakoff. Die junge Frau begann ihre Karriere in der Literaturagentur, die J.D. Salinger vertrat. Die Agentur selbst wirkt ein wenig aus der Zeit gefallen, denn im Jahre 1995 wurden dort weiterhin in allen Büros Schreibmaschinen genutzt. Und obwohl sie selbst bis dato keine Zeile des Autors gelesen hatte, wächst ihre Neugierde auf den zurückgezogenen Schriftsteller und sein Werk immer mehr. Ständig gehen Anfragen an den Autor ein und eine gewaltige Menge Fanpost, die “Jerry” aus Prinzip nicht beantwortet. Das Buch ist gespickt mit Hinweisen auf sein Werk  – und hat so richtig Lust gemacht, mal wieder Salinger zu lesen oder, ihn zu entdecken. Nachdem ich das Buch beendet hatte, musste sofort eine Auslage mit seinen Werken her…und einem großen Zettel mit der Aufschrift “Lest Salinger“. Spricht für das Buch, nicht wahr?

Meine wunderbare Buchhandlung – Petra Hartlieb

Buchhändler lieben Bücher über Bücher. Über Literatur. Über Buchläden. Und Buchhändler. Ich bilde da keine Ausnahme. Denn jede Buchhandlung hat ein Herz, eine Geschichte, etwas, was sie einzigartig macht. In einer Wiener Buchhandlung, die fast “aus Versehen” entsteht, ist das schlagende Herz Petra Hartlieb: quirlig, gut vernetzt und leidenschaftlich. Wer sie trifft merkt, die Autorin spricht und lacht so wie sie schreibt, mit überbordender Begeisterung. Ab und an, so muss ich es gestehen, musste ich aus buchhändlerischer Sicht dann doch mal den Kopf schütteln , weil ich mir das ein oder andere aus meiner Praxis heraus einfach nicht vorstellen konnte – das kennt sicher jeder, der sich in einem Fachgebiet auskennt und dann etwas darüber liest. Und dennoch: zu ihrer Liebe zur Literatur und ihrem Wagemut, dazu muss man Petra Hartlieb wirklich gratulieren.

Die Britannica und ich – A.J. Jacobs

Um dieses Buch habe ich ziemlich lange (um genau zu sein sechs Jahre, Himmel hilf…) einen Bogen gemacht – mit Begeisterung gekauft, aber dann doch immer wieder davor zurückgeschreckt – würde es mich bei der Stange halten können, interessant genug sein, nicht öde werden? Nichts davon ist eingetreten und ich habe es mit Vergnügen gelesen. Der Autor verknüpft sein Leben und die Britannica äusserst unterhaltsam und so nebenbei erfährt man allerhand Skurrilitäten und Sonderliches. Wiedermal ein Buch aus dem Regal ungelesener Bücher, das völlig zu Unrecht so lange warten musste

Untergetaucht: Eine junge Frau überlebt in Berlin 1940-1945 – Marie Jalowicz-Simon

Ein Zeugnis einer schwierigen, tödlichen und belastenden Zeit. Einer Zeit in der viele sich selbst die nächsten waren, in der gefälscht, betrogen, gelogen, gefleht, gebettelt, geprügelt, verletzt und getötet wurde. Hier konnte jeder Tag Tod oder Leben bringen. Eine Chronik der Flucht, des Untertauchens und des Versteckens.

Muttergefühle. Gesamtausgabe – Rike Drust

Im allgemeinen sind Mutterberichte ja etwas äusserst subjektives. Das eigene Leben und Erleben wird wohl niemals eines dieser Bücher in seinen Beschreibungen zu 100% treffen. Trotzdem, es gibt Unterschiede – und Rike Drust schneidet bei mir gut ab. Oftmals fühlte ich mich verstanden, hatte ich ähnliches erlebt und gerade ihre Einstellung zum Arbeiten mit Kind fand ich spannend (ein Thema, welches noch nicht allzuoft beackert wurde – leider!). Manchmal war sie mir fast ein wenig zu rotzig-trotzig, aber ein wenig provozieren will ein solches Buch ja auch. Gute Lektüre, wenn man gerade viel  zu wenig Schlaf abbekommt, der Haushalt überhand nimmt und man sich einfach mal ein wenig in elterlicher Solidarität wiegen möchte.

365 Nächte: Ein intimer Erfahrungsbericht – Charla Muller

Eigentlich ist mit ihrer Ehe alles soweit in Ordnung. Denkt Charla. Aber sie möchte ihrem Mann zu seinem 40gten etwas ganz besonderes schenken. Also schenkt sie ihm: 1 Jahr lang, jeden Tag Sex. Und das verändert nicht nur das Intimleben der beiden, sondern die ganze Beziehung grundlegend. Ist bestimmt nicht jedermanns Sache, auch kein Allheilmittel, wie die Autorin auch selbst erkennt. Aber an sich fand ich das Experiment und einige Ansätze durchaus überlegenswert und auch spannend.

Wohin du auch gehst – Benjamin Prüfer

NEON-Leser können vielleicht mit dem Namen was anfangen. Ein junger Mann der auf einer Asienreise ein Mädchen kennenlernt, namens Syreko. Allerdings steht diese Beziehung unter keinem guten Stern – sie arbeitet als Prostituierte und hat eine recht heftige Krankheit – trotzdem sind die beiden seit 3 Jahren zusammen und haben nun auch geheiratet. Nachdem er seine Geschichte in NEON erzählte gabs ziemlich viele Leserbriefe dazu, eine Fortsetzung und nun gibt es ein Buch. Da mir sein Stil schon in den Artikeln gefiel, lese ich nun das Buch! […]

Das war richtig gut. Er schafft es, das was im Artikel zu kurz kam, tlw. etwas fragmentemässig rüberkam hier so zu schildern das man das Gefühl hat die Geschichte “komplett” zu haben, ein bisschen hinter die Fassade zu gucken. Er ist sehr ehrlich, schreibt auch über unangenehme Dinge, das gefällt mir gut. Habe mich zu keiner Zeit gelangweilt und finde es ein sehr interessantes Dokument einer Liebe – die wirklich nicht grade einfach ist. Lesenswert!