Eine Empfehlung meiner Kollegin, ein wenig verglich sie das Buch mit „tschick“, rein von der Stimmung her. So richtig gefunkt hat es bei mir nicht – es ist ein ruhiges Buch, manchmal fast schon zu langsam für mich. Die Sorgen und Gedanken der jungen Protagonisten erreichten mich nicht, verloren sich auf halber Strecke. Und doch: wenn meine Kollegin das Buch empfiehlt, höre ich jedes Mal wieder gerne zu.
Schlagwort: Erwachsen werden
Jimmy, Jimmy: Die Geschichte wie mein Vater wieder 10 Jahre alt wurde – Mark O’Sullivan
Der Titel verrät eigentlich schon die Geschichte: eine Familie setzt sich mit den Unfallfolgen des Vaters auseinander, der nun geistig auf dem Stand eines 10jährigen ist. Die Familie leidet unter den Auswirkungen, rückt zusammen, fällt auseinander. Ein ernsthafter Ton und eine sehr unverklärte Sicht der Dinge machen dieses Buch recht traurig, dafür aber auch zu einem ehrlichen Zeugnis und einer besonderen Lektüre ohne Weichzeichner.
Nilowsky – Torsten Schulz
Dieses Buch hatte in der Verlagsvorschau dermaßen viele Vorschusslorbeeren, von renommierten Buchhändlern, davon einige, deren literarische Meinung ich sehr schätze. Also, obwohl mich spontan die Geschichte nicht sonderlich ansprach, zugegriffen. Zu Anfangs war ich noch optimistisch, dass sich meine Vorbehalte in Luft auflösen würden, je weiter ich kam, desto mehr verstärkten sie sich allerdings. Ich fand nicht den roten Faden, konnte nach kurzer Zeit die Protagonisten nicht mehr „fassen“ und fiel geradezu aus der Geschichte, die so vor sich hinplätscherte. Schade…das Wort “eigenwillig“, was ich desöfteren positiv in anderen Rezensionen las, passt für mich auch – nur das ich damit nicht warm wurde.
Pardon, Monsieur, ist dieser Hund blind? – Hervé Jaouen
Eine sensible Auseinandersetzung im Jugendbuch mit dem Thema Alzheimer. Lebensklug und liebevoll geschrieben, erzählt das Buch von einer Familie, die zusammenhält, auch wenn die Großmutter durch die Krankheit die Nerven aller ordentlich fordert – trotzdem verlieren die Beteiligten nicht ihren Humor und erfahren durch die neue Situation eine ganz neue Rolle innerhalb der Familie. Tolle Umsetzung eines schwierigen Themas.
Gleitflug – Anne-Gine Goemans
Ich liebe ungewöhnliche Figuren mit seltsamen Hobbies an schrägen Orten in einem Buch. Somit waren die Gegebenheiten von Gleitflug für mich einfach perfekt: ein Junge dessen Haustiere sich als Gänse herausstellen – welche nicht fliegen dürfen, weil die Familie direkt an einem Flughafen wohnt. Aber es wäre zu kurz gefasst, nur das ungewöhnliche herausstellen zu wollen: Gleitflug ist mehr als das: es ist ein Familienroman, eine Geschichte von Freundschaften und Aussenseitern, von Liebe und Sehnsucht, von Einsamkeit und kleinen, zerbrechlichen Momenten des Glücks. Unbedingt lesenswert!
In einer Person – John Irving
Mit diesem Irving war es wie mit einem alten Ledersofa: draufsetzen, sich heimelig fühlen, jede Falte kennen, über den Stoff streichen…und sich doch vielleicht mal ein wenig Abwechslung wünschen. Auch wenn ich noch nicht alle vorigen Bücher von John Irving kenne, begegnen mir doch in diesem Buch soviele alte Bekannte, Themen und Motive aus vorigen Büchern, dass ich ein kleines bisschen enttäuscht war, weil es mich nicht mehr so „zog“. Trotzdem: ich habe das Buch in einem Rutsch gelesen und gerade die Theaterbezüge konnten mich begeistern, genauso wie die wunderbare Bibliothekarin, mit der Irving wieder eine herrliche Figur geschaffen hat.
Finding Sky – Joss Stirling
Ein Kandidat für die Reihe „Jugendbuch mit popkulturellen Anspielungen, viel Witz, einer sehnsuchtsvollen Liebesgeschichte, tougher Heldin und Spannung“. Innerhalb kürzester Zeit gelesen, mir gewünscht, sowas als Teenie geschenkt bekommen zu haben, gegrinst, geschwärmt und mich nochmal wie 16 gefühlt. Schöne Zeitreise!
Das Hotel New Hampshire – John Irving
Wie immer nach einem Irving bin ich ziemlich platt. Man muss ihn bewundern, für sein Fabulieren, seine Fantasie, seine schrägen und doch so glaubhaften Charaktere…und diese Fähigkeit, seitenweise genauestens alles auseinanderzuklamüsern, um einem dann in 3 lapidaren Nebensätzen eine Bombe vorzusetzen. Und es ist so schräg und dermaßen überzeichnet – ich schwanke immer zwischen Lachen und Entsetzen. Und er hat die Fähigkeit, mir eine Geschichte zu erzählen die ich nach einer kurzen Inhaltsangabe nie lesen würde, und die mich doch nicht loslässt. Wahnsinn. Einfach verrückt der Mann, aber in guter Weise. Wobei ich sagen muss, seine späteren Werke wirken dann doch angepasster und “Letzte Nacht in Twisted River” war auch unheimlich abgedreht, hat mir aber supergut gefallen.
Wachstumsschmerz – Sarah Kuttner
Wenn ich dieses Buch im Laden empfehle, beginne ich meist mit der Frage ob Sarah Kuttner bekannt ist. Oft genug bekomme ich die Antwort, Ja, wäre bekannt aber nicht soooo sehr das Ding des jeweiligen Befragten. Dann kommt meine persönliche Meinung zum Tragen: meines ist Sarah Kuttner nämlich auch nicht so unbedingt, zumindest nicht im Fernsehen. ABER die gute Nachricht: Romane schreiben – das kann sie. Wie beim Vorgänger Mängelexemplar hat sich Kuttner auch hier wieder ein Problem der heutigen twenty-something-Generation rausgepickt. Die “Quarter-Life-Crisis”, die sich in Zweifeln, Beziehungsstress, Druck und Hilflosigkeit breit macht. Mit bildhafter Sprache, ein bisschen derb-schnodderig aber durchaus ehrlich wirkend setzt sich hier ein Paar nach dem Zusammenziehen mit sich auseinander, mit seinen Erwartungen, Lebensplänen und der Herausforderung, mit jemandem wirklich so ziemlich alles zu teilen.
Obwohl ich diese Erfahrung so nicht erlebt habe, schafft Kuttner es, das ich mich reinversetzen kann in die Gefühlsachterbahn in die ihre Heldin gerät. Ein bisschen beklommen, ein bisschen deprimiert wird man beim Lesen, es ist eine traurige Geschichte mit kleinem Silberstreif am Horizont. Garniert mit markigen Sätzen und Lebensanschauungen ist es ein recht gelungener Mix geworden, den ich, wie ich oben schrieb, auch ganz gern empfehle.
Noahs Kuss/Und plötzlich ist alles anders – David Levithan
Es wird wohl nicht mein Lieblingsjugendbuch – dafür war es ein bisschen zu sehr heile Welt und es ist sprachlich nicht soo sehr anspruchsvoll. Aber ich finde das Levithan einfach so tolle Figuren erfinden kann, wo man richtig schön mitleidet und mitfiebert. Und er glaubt eben an die Liebe, was ich sehr mag ?. Hier gehts ja um Andersein, Coming-Out und eine schwule Liebesgeschichte – ich fand er hat die Töne gut getroffen und ich werde definitiv noch mehr von ihm lesen.