Die Middlesteins – Jami Attenberg

Wäre die ein oder andere Bloggerkollegin nicht so hartnäckig in ihrem Lob gewesen, ich hätte das Buch vielleicht doch wieder zur Seite gelegt. So stolperte ich über den für mich eher schwierigen Anfang hinweg: und verstand, was die positiven Besprechungen so lobten. Die Middlesteins sind eine spezielle Familie, ein Geflecht, was hier Schicht für Schicht enthüllt und seziert wird. Das ganze gespickt mit Witz und ein wenig Skurrilität: so entsteht dann ein Roman, dem ich verzeihe, dass wir am Anfang nicht zueinander fanden und den ich gerne gelesen habe.

Hoffmans Hunger – Leon de Winter

Mit diesem Werk habe ich mich erstaunlich schwer getan. Es liegt nicht daran, dass de Winter nicht schreiben kann – das kann er. Aber das Umfeld der Diplomaten, der Spionage, der politischen Verwicklungen, das wird wohl einfach nie ganz meines werden. Noch dazu widmet er sich mit einer gewissen Leidenschaft in diesem Buch gebrochenen Männern, für die es schwerfällt, wirklich Empathie zu empfinden. Hat einfach nicht so gut gepasst für mich.

Angerichtet – Herman Koch

Ein Essen im 5-Sterne Restaurant ist angerichtet. Dort treffen 2 Brüder und ihre Frauen aufeinander. Oberflächlich sieht es nach einem normalen Abend aus, der übliche Ablauf ist durchkomponiert…aber auch die Kinder der Ehepaare haben etwas angerichtet…und der Leser erwischt sich dabei, wie er immer mehr die Luft anhält und die Katastrophe unaufhaltsam ihren Lauf nimmt, so sicher wie der Maitre die einzelnen Gänge in epischer Breite anpreist. Angerichtet stellt die Vorstellungen von Moral und Werten in Frage, fordert den Leser heraus, ist manchmal erstaunlich witzig, fast schon slapstickartig, tischt eine Szenerie auf die es so bisher nicht gab  – ein äusserst gut gemachter, toll geschriebener Roman der schockieren will – das hat er geschafft!

Der Himmel ist blau, die Erde ist weiss – Hiromi Kawakami

Dieses Buch wird untertitelt mit “Eine Liebesgeschichte” – und was für eine! Bin ja ein Fan von japanischen Liebesgeschichten, sind die Rituale des umeinander werbens, des Gespräches, der Annäherung doch so ganz anders als hier in Deutschland. Ich tauchte in dieses Buch ein, ließ mich von der Poetik der Sprache verzaubern, faszinieren vom Umgang der Liebenden miteinander und verliebte mich – in dieses Buch.

Eine wunderbare Geschichte, die mich zum Schwärmen und zum Weinen brachte, ohne das sie jemals ins kitschige abgleiten würde. Klare Empfehlung für alle mit Frühlingsgefühlen – noch dazu ist die Taschenbuchausgabe von DTV in gewohnter Weise mit einem sehr passenden Cover versehen worden. Also auch äußerlich ein Genuß!

Und vielleicht nicht für jeden so wichtig, für mich aber eine Erwähnung wert: ich mag die intensiven Beschreibungen, wenn es ums Essen geht. Und da das japanische Essen sich ja doch grundlegend von der westlichen Küche unterscheidet, habe ich diese Passagen besonders genoßen…

Die Musik der Wale – Wally Lamb

Was ein Wälzer. Und auf über 600 Seiten passiert unserer Hauptperson so ziemlich alles, was so schiefgehen kann. Glaubt man anfangs noch, das die Dinge für Dolores Price sich noch gut entwickeln werden, so entdeckt man mit Schrecken, das die Abwärtsspirale sich noch viel weiter nach unten drehen kann. Ich muss ganz ehrlich gestehen, das ich nicht so glücklich mit dem Roman war und nicht ganz warm mit ihm wurde. Es ist andererseits aber auch faszinierend, in wieviel Drama sich eine Person manövrieren kann und wie weit Menschen gehen…es ist ein wenig unentschieden mit diesem Buch: nicht verkehrt, aber auch für mich kein Buch über das ich Freudenschreie ausstoße. Am besten – selber lesen, über dieses Buch könnte man sicher gut diskutieren, also los .

Englischer Harem – Anthony McCarten

Oft kommt die Anfrage: Ich brauche was zu lesen. Es soll Witz haben, gut erzählt und spannend sein. Aber nicht zu seicht, nicht zu hohe Literatur – eine packende Geschichte mit ungewöhnlichem Thema. Ab heute kann ich all diesen Menschen dieses Buch nur ans Herz legen.Ich habe einen herrlichen Urlaubstag damit verbracht und finde es richtig, richtig toll!

Wie der Titel schon andeutet, geht es in dieser Geschichte durchaus um einen Mann und seine 3 Frauen. Allerdings ist in diesem Roman auch nichts wie es scheint – McCarten spielt mit den Klischees und den Erwartungen des Lesers, packt seine Gesellschaftskritik in schön gestaltete Szenen und auf 582 Seiten kommt kein bisschen Langeweile auf. Als Tracy Pringle, 20 Jahre und Supermarktkassiererin ihren Eltern verkündet das sie heiraten wird, sind diese entsetzt. Als sie mitbekommen das der Auserwählte Perser ist und bereits 2 Frauen hat – Schock! Aber das ist nur der Anfang dieses grandios erzählten Romans der einen in seinen Bann zieht – mit sehr viel Witz, Weisheit, einem Aufruf für Toleranz…McCarten gelingt es sehr authentisch, die verschiedenen Kulturen zu mischen und sie zu Wort kommen zu lassen – kein erhobener Zeigefinger, wohl aber ein kluges Hinterfragen der eigenen, doch allzu oft festgezurrten Meinung. Gespickt mit vielen absolut tollen Sätzen, die mich beeindruckt haben!

“Was ist denn Schlimmes daran, wenn manch einer mit dem Leben einen Kompromiss schließt? Wer hat ein Recht zu urteilen, wenn er nichts weiß über das Wie, Warum und Wozu? Das habe ich in meinem Leben gelernt – nach ein oder zwei Schiffbrüchen, da hält man sich an jedem Stück Treibgut fest, nur um zu überleben.”

Eat, Pray, Love – Elisabeth Gilbert

Erfahrungsbericht einer Frau, die nachdem sie aufgrund ihrer Scheidung und Depressionen wirklich am Ende ist, eine Reise macht. In Italien lernt sie genießen (vorallem Essen) und die Sprache lieben, in einem Ashram in Indien Meditation und auf Bali schliesslich Lieben, Freundschaft und wieder “ganz” werden. Sie ist Journalistin, was man auch etwas am Stil merkt, trotzdem ist es ein sehr ehrliches Buch, einiges hat mich sehr angesprochen, weil es nicht nur “salopp” hingeschrieben wurde, sondern auch mal etwas tiefer ging. Trotzdem gibt es einige Längen oder auch Auffassungen die ich jetzt so nicht teile, die taten dem Buch aber keinen großen Abbruch.

Der Schrecksenmeister – Walter Moers

Nun (ich hab ja nun Urlaub auch wenn ich bisher mehr zu tun hab als an Arbeitstagen) fange ich endlich mit dem “Bücher für den Urlaub”-Stapel an und lese “Der Schrecksenmeister”. Bin auf S. 70 und finds wirklich mal wieder klasse, allerdings ein etwas anderer Stil als bisher – macht aber nicht viel, ich finde alle Zamonienromane haben so ihr ganz eigenes Ding. Bin gespannt und werde danach auch die Vorlage von Gottfried Keller lesen, liegt schon bereit : Spiegel das Kätzchen. […]
Nun ist er durch – das ging gut an einem faulen Sonntag Es ist mal wieder ein toller Zamonienroman, dadurch das er aber auf eine Novelle von Keller beruht unterscheidet er sich doch etwas von den bisherigen Zamoniensachen. Trotz das
die Geschichte manchmal etwas holpert, es sind wieder massenhaft Anspielungen auf andere Werke drin, auf Literatur, Motive wiederholen sich – man hat schon seine Freude dran! Würde es nicht als Einsteiger-Moers empfehlen, aber wenn man dann den
Blaubär, Rumo und die Stadt der träumenden Bücher kennt, dann kann man diesen Moers auch geniessen.