Die Zwillinge von Highgate – Audrey Niffenegger

Ich fing dieses Buch an und die ersten 100 Seiten waren weg wie nichts – ein toller Stil, ein echter Page-Turner. Wie die meisten ahnen, wird Niffenegger auch diesmal ein phantastisches Element eingebaut haben – das muss man mögen, in jedem Fall eine Geschmackssache. Als Elspeth stirbt, hinterlässt sie eine große Wohnung in London, direkt am Highgate-Friedhof. Die Nichten ihrer Zwillingsschwester, mit der Elsbeth kaum noch Kontakt hatte, sollen die USA verlassen und diese für ein Jahr beziehen. Aber Elsbeth hinterlässt auch ihren Liebhaber, Robert, der den Mädchen das Einleben erleichtern soll. An alles hat Elsbeth gedacht – sie hat nur nicht damit gerechnet, selbst als Geist in der Wohnung zu verweilen…

Insgesamt musste ich lange nachdenken, wie ich das Buch fand. Ich fand die Geist-Elemente eigentlich sehr spannend und auch die Geschichte hatte genug Geheimnisse und Faszination. Einige Kleinigkeiten als auch Angewohnheiten der Protagonisten sowie die etwas unheimlichen Zwillinge machten es schwer, dem Buch uneingeschränkt eine Bestnote zu geben. Andererseits hatte ich es extrem schnell durch und auch genoßen. Einzig der Schluss, der sehr abrupt kam und mich ehrlich gesagt nach Luft hat schnappen lassen, hinterlässt einen etwas schalen Nachgeschmack. Trotzdem mit Abstand, hab es gern gelesen.

Die Karte meiner Träume – Reif Larsen

Dieses Buch ist eines meiner absoluten Highlights dieses Jahr. Eigentlich müsste es der geneigte Leser jetzt einmal in die Hand nehmen um allein schon das ungewöhnliche Format und die Ausstattung zu spüren. Beim ersten Durchblättern…doch halt ich greife vor.

Unser Held ist T.S. Spivet der mit seiner schrägen Familie auf der Coppertop Ranch, irgendwo in Montana wohnt. Seine Schwester träumt von einer Karriere, weit ab von der Landwirtschaft, der Vater ist durch und durch Farmer und Westernfan. Seine Mutter selbst ist Wissenschaftlerin. Doch was ist nun so besonders an T.S? Er ist ein genialer Kartograph.

Die Geschehnisse auf der Ranch werden graphisch dargelegt, der Whiskeykonsum des Vaters in Diagrammen aufgezeichnet, er schickt detaillierte Flora und Fauna Zeichnungen an das Smithsonian, das große Naturwissenschaftsmuseum im fernen Washington. Eines Tages bekomtm T.S. den Anruf der alles verändert: aufgrund seiner Leistungen soll er den renommierten Baird-Preis erhalten und dafür nach Washington reisen. Was keiner der Museumsangestellten ahnt: T.S. ist erst 12 Jahre alt.

Er begibt sich auf eigene Faust auf eine abenteuerliche Reise, quer durch Amerika. Ein Roadtrip, auf den er uns mitnimmt, der einen mitreißt, der einen nicht kalt lässt. Wie dieser ungewöhnliche, kluge Kopf versucht anhand seiner Karten das Leben, Gefühle und Ereignisse zu erklären, das ist magisch, brillant und unbedingt lesenswert. Wer nun das Buch aufschlägt, wird sehen, das T.S. seitlich der Geschichte alles kartographiert, kleine Ereignisse „dazwischenerzählt“ und so dieses Buch noch mehr zu dem macht, was es ist – ein brillanter Roman!

Ohne etwas verraten zu wollen – mich hat das Buch gerade durch seine vielen Facetten bis zum Schluss gefesselt und durchaus einige Kehrtwendungen enthalten, wo ich nur sagen kann: Hut ab – ich wurde immer wieder überrascht. Was bleibt mir als zu sagen – ich liebe es!

Das Geisterhaus – Isabel Allende

Wenn man dieses Buch in einem Wort beschreiben möchte, würde ich sagen: Opulent! Allende entwirft eine Familiensaga über 3 Generationen in Chile. Skurrile Personen, Geister, Prunk, Geheimnisse beherrschen dieses Buch. Am Anfang tat ich mich ein bisschen schwer, man muss sich auf das Buch einlassen und eine recht ausschweifende Erzählweise mögen. Hat man sich aber eingelesen, gibt es einige Stellen wo man sich so richtig festlesen kann und kaum aufhören kann. Auch wenn die Erzählweise langsam und gemächlich ist, schafft Allende es doch, einen sehr langen Spannungsbogen, auch durch viele Andeutungen, zu halten.
Nichts für zwischendurch aber für lange Schmökerabende – perfekt!

Die Mittwochsbriefe – Jason F. Wright

Jack & Laurel waren seit vielen Jahren verheiratet, leiten gemeinsam ein B&B. Alle dachten, das Jack, der an einem Tumor litt, vor Laurel stirbt, doch in einer Nacht sterben beide, Arm in Arm. Als ihre 3 Kinder anfangen, die Papiere zu sortieren, finden sie die „Mittwochsbriefe“ – Jack hat Laurel jeden Mittwoch einen Brief geschrieben. So wechselt sich erzählender Text mit Briefen ab und die sind wirklich richtig schön romantisch und zeugen von viel Arbeit und Liebe in dieser Ehe. Doch sie enthalten auch ein lang gehütetes Familiengeheimnis.
Eine einfache Sprache und liebenswerte Charaktere machen dieses Buch schnell lesbar, man ist gerührt und verfolgt die Geschichte mit Spannung. Ein bisschen sehr idealistisch, natürlich auch etwas kitschig ist es, aber an einem Regentag, allein auf dem Sofa stört das nicht wirklich…und eine kleine Überraschung birgt das Buch auch noch – fand ich eine tolle Idee!

Empörung – Philip Roth

Wow! Mein erster Philip Roth und ich verstehe, warum der Mann so oft gelobt wird. Er hat einen sehr klaren Ausdruck, sehr einfach aber nicht ohne Anspruch. Erzählt wird in diesem kurzen Roman die Geschichte eines Metzgersohnes der im Jahre 1951, während des Koreakrieges, um der elterlichen Sorge zu entgehen, an ein weit entferntes College flieht. Klingt langweilig? Ist es aber nicht! Die verdrehten Moralvorstellungen, die eigentlich so “einfache Welt” verdeckt das im Getriebe ganz gehörig Sand steckt. Toller Stil, regt zum Nachdenken an und vielen Fragen. Richtig gut!

Unser allerbestes Jahr – David Gilmour

Eine ungwöhnliche Geschichte, die, wie ich am Ende feststellte auf realen Erlebnissen beruht. Jesse möchte am liebsten die Schule hinschmeissen, hasst diesen Ort. Sein Vater erlaubt es ihm – er kann die Schule beenden, keine Miete zahlen, keinen Job annehmen nur eines – 3 Filme pro Woche mit ihm schauen. So entsteht eine sehr besondere, keineswegs geschönte Vater-Sohn Beziehung. Für Filmfans auf jeden Fall aber auch so kommt man auf seine Kosten. Ein ungewöhnliches Buch das ohne große Ereignisse daherkommt. Mal eine andere Art von Selbstfindung und sehr ehrlich.

Der Kaiser von China – Tilmann Ramstedt

Oh, das fand ich echt klasse! Keith hätte eigentlich, ja eigentlich mit seinem Großvater nach China reisen sollen, so der Wunsch des Opas. Um nicht vorwegzugreifen – der Opa ist tot, niemand, schon garnicht Keith Geschwister soll das wissen – und so beginnt Keith, versteckt unter seinem Schreibtisch Briefe vom angeblichen China-Trip zu schicken – und was die beiden dort erleben – großartig! Ein Fabulierwerk erster Klasse, skurril, überraschend, eine tolle Sprache, ein deutscher, junger Autor – was will man mehr? Ich hab jedenfalls unheimliche Freude beim Lesen gehabt! (Und nach dem Lesen unbedingt das Video auf youtube sehen – grandios!)

Die Zeit der Schmetterlinge – Julia Alvarez

Beruht auf einer wahren Geschichte, denn es gab die 4 Mirabal-Schwestern wirklich.Die 4 Schwestern Patria, Maria Theresa, Dedé und Minerva wachsen unter dem Trujillo-Regime in der Dom.Republik auf. Nur Dedé überlebt, die anderen 3 Schwestern werden bei einem Anschlag getötet. Dieses Buch beschreibt, indem es jede Schwester einen Teil der Geschichte erzählen lässt, das Leben der Schwestern, die sich in einer Untergrundorganisation gegen das Regime auflehnten…liest sich äusserst packend, wirklich interessant und einfach verdammt gut geschrieben. Ich habe jedenfalls bis zum Schluss mitgefiebert, obwohl man das Ende von Anfang an kennt.

Das Siegel der Tage von Isabel Allende

Mein erstes Buch von ihr, die Leseprobe hatte mich so angesprochen, das ich mir das Leseexemplar gesichert habe. Eine bunte, rasante Familien-Clan Geschichte, sehr liebevoll und mit Charme erzählt, ohne drumherum zu reden aber doch mit “Takt”, ohne jemand bloßzustellen. Obwohl Allende eigentlich über ihre Familie schreibt, liest man doch auch sehr viel über sie heraus. Ich fands wirklich richtig toll, einige Passagen haben mich einfach unheimlich mitgerissen. Richtig, richtig gut!