Eine ganze Welt – Goldie Goldbloom

Angesiedelt in einer chassidischen Gemeinde in Brooklyn wird hier eine Familiengeschichte erzählt, in der das Ungesagte einen immer größeren Raum einnimmt. Denn was ist, wenn all das, woran Du dein Leben lang geglaubt hast, was Dich im innersten ausmacht und in dem Du dich auch glücklich gefühlt hast, in Frage gestellt wird?

Es ist nicht nur die Geschichte der Familie und dieser Gemeinde, ihre Rituale und Gepflogenheiten die mir Goldbloom näher bringt, die mich für dieses Buch einnehmen. Es sind die vielen Fragen, die aufgeworfen werden. Was macht eine lange Ehe aus? Wie gut kann man sich jemals wirklich kennen? Welche Auswirkungen hat Schweigen und Verleugnung innerhalb einer Familie? Und nicht zuletzt – welchen Einfluss haben unsere getroffenen Entscheidungen auf unser Leben?

Leseexemplar

Die drei Leben der Tomomi Ishikawa – Benjamin Constable

Ein irrwitziges Spiel aus Schein und Sein. Drei Städte, drei Leben, viele Fragen mit Antworten, die nicht dazu zu passen scheinen. Manchmal ein wenig zuviel des Guten und dennoch will man das Rätsel um Tomomi lösen, was sie Benjamin Constable hinterlassen hat. Man muss das Schräge, Unangepasste mögen, dann wird man mit einem ausgefallenem Jugendbuch belohnt.

Indigo – Clemens J. Setz

Die Kurzbeschreibung sowie das erste Presseecho, was ich las, hatten mich nicht gerade ermuntert. Die Leseprobe hingegen sehr. Also habe ich mich darauf eingelassen und habe es nicht bereut: Setz bricht ein wenig die “Literatur, die wir kennen” auf – er arbeitet mit unterschiedlichen Textarten/Schriften/Zetteln/Notitzen – (was mich zuvor abschreckte, machte im Roman einfach nur Sinn) und man lässt sich auf eine wilde Geschichte ein, die einen Sog entwickelte, dem ich mich nicht entziehen konnte. Spannendes Spiel um Wahrheit, Erleben und geheimnisvoll – ob zum Schluss alle Fäden zusammenlaufen, vermag ich nicht zu sagen, aber das Buch hat es in sich! Er hat mich durch seine neue Art, Literatur zu interpretieren überzeugt. Das Buch wagt etwas und trotzdem liest es sich nicht anstrengend sondern sehr fesselnd. Noch dazu wunderbar gestaltet, innen und aussen.

 

Der Gefangene des Himmels – Carlos Ruiz Zafón

Der dritte Teil der insgesamt vier Bände der Barcelona-Saga oder soll man sagen – rund um den Friedhof der vergessenen Bücher? Der erste Teil (Der Schatten des Windes) war wirklich ein eindrucksvolles Buch, der Nachfolger (Spiel des Engels) wurde von vielen kritisch beurteilt, ich mochte ihn, trotz kleiner Durststrecken. Hier verhält es sich nun so: es hat nicht die Dichte des ersten Bandes, aber liest sich sehr viel leichter, als der doch sehr verworrene zweite Teil. Es hat eine Leichtigkeit, die es einen schnell wegschmökern lässt. Vorallem hat mir dieser Band aber einige Aha-Erlebnisse im Bezug auf Teil 1&2 erbracht, er schliesst einiges an Lücken. Ich würde einem Neueinsteiger fast empfehlen, erst Band Eins, dann Band Drei und dann Band Zwei zu lesen – mal schauen, wie sich der vierte Band in dieses Gefüge packen lässt. Jedenfalls: toller Schmöker, humorvoll und spannend!Und Barcelona…es ist einfach so toll, wenn man viele dieser Orte im Buch bereits mit eigenen Augen gesehen hat – man fühlt sich, als wäre man dort!

Die Zwillinge von Highgate – Audrey Niffenegger

Ich fing dieses Buch an und die ersten 100 Seiten waren weg wie nichts – ein toller Stil, ein echter Page-Turner. Wie die meisten ahnen, wird Niffenegger auch diesmal ein phantastisches Element eingebaut haben – das muss man mögen, in jedem Fall eine Geschmackssache. Als Elspeth stirbt, hinterlässt sie eine große Wohnung in London, direkt am Highgate-Friedhof. Die Nichten ihrer Zwillingsschwester, mit der Elsbeth kaum noch Kontakt hatte, sollen die USA verlassen und diese für ein Jahr beziehen. Aber Elsbeth hinterlässt auch ihren Liebhaber, Robert, der den Mädchen das Einleben erleichtern soll. An alles hat Elsbeth gedacht – sie hat nur nicht damit gerechnet, selbst als Geist in der Wohnung zu verweilen…

Insgesamt musste ich lange nachdenken, wie ich das Buch fand. Ich fand die Geist-Elemente eigentlich sehr spannend und auch die Geschichte hatte genug Geheimnisse und Faszination. Einige Kleinigkeiten als auch Angewohnheiten der Protagonisten sowie die etwas unheimlichen Zwillinge machten es schwer, dem Buch uneingeschränkt eine Bestnote zu geben. Andererseits hatte ich es extrem schnell durch und auch genoßen. Einzig der Schluss, der sehr abrupt kam und mich ehrlich gesagt nach Luft hat schnappen lassen, hinterlässt einen etwas schalen Nachgeschmack. Trotzdem mit Abstand, hab es gern gelesen.

Die Karte meiner Träume – Reif Larsen

Dieses Buch ist eines meiner absoluten Highlights dieses Jahr. Eigentlich müsste es der geneigte Leser jetzt einmal in die Hand nehmen um allein schon das ungewöhnliche Format und die Ausstattung zu spüren. Beim ersten Durchblättern…doch halt ich greife vor.

Unser Held ist T.S. Spivet der mit seiner schrägen Familie auf der Coppertop Ranch, irgendwo in Montana wohnt. Seine Schwester träumt von einer Karriere, weit ab von der Landwirtschaft, der Vater ist durch und durch Farmer und Westernfan. Seine Mutter selbst ist Wissenschaftlerin. Doch was ist nun so besonders an T.S? Er ist ein genialer Kartograph.

Die Geschehnisse auf der Ranch werden graphisch dargelegt, der Whiskeykonsum des Vaters in Diagrammen aufgezeichnet, er schickt detaillierte Flora und Fauna Zeichnungen an das Smithsonian, das große Naturwissenschaftsmuseum im fernen Washington. Eines Tages bekomtm T.S. den Anruf der alles verändert: aufgrund seiner Leistungen soll er den renommierten Baird-Preis erhalten und dafür nach Washington reisen. Was keiner der Museumsangestellten ahnt: T.S. ist erst 12 Jahre alt.

Er begibt sich auf eigene Faust auf eine abenteuerliche Reise, quer durch Amerika. Ein Roadtrip, auf den er uns mitnimmt, der einen mitreißt, der einen nicht kalt lässt. Wie dieser ungewöhnliche, kluge Kopf versucht anhand seiner Karten das Leben, Gefühle und Ereignisse zu erklären, das ist magisch, brillant und unbedingt lesenswert. Wer nun das Buch aufschlägt, wird sehen, das T.S. seitlich der Geschichte alles kartographiert, kleine Ereignisse „dazwischenerzählt“ und so dieses Buch noch mehr zu dem macht, was es ist – ein brillanter Roman!

Ohne etwas verraten zu wollen – mich hat das Buch gerade durch seine vielen Facetten bis zum Schluss gefesselt und durchaus einige Kehrtwendungen enthalten, wo ich nur sagen kann: Hut ab – ich wurde immer wieder überrascht. Was bleibt mir als zu sagen – ich liebe es!

Die dreizehnte Geschichte – Diane Setterfield

Hmtja, manchmal lief die Geschichte nicht ganz “rund” fand ich und auch das Ende lies mich etwas unbefriedigt zurück, allerdings nur das Ende und nicht die “Auflösung” an sich. Trotzdem war es ein schöner Schmöker der sich schwer an Bronte/Austen orientiert und im Winter bei einer Tasse Tee vielleicht auch nochmal mehr zu geniessen ist….er ist jedenfalls schön verschlungen und auch durchaus spannend.