Aufstieg und Fall großer Mächte – Tom Rachman

Ach Herr Rachmann! Was machen Sie denn nur mit mir? Ich habe Ihren vorherigen Roman “Die Unperfekten” sehr gemocht. Ich fing diesen hier an und dachte: was für ein wunderbarer Romananfang, ich war beglückt. Und dann … irgendwo in diesem Buch ergaben sich Brüche, es zog sich hin, ich legte es immer öfter bei Seite und war zum Schluss hin dann doch froh, es beendet zu haben. Es ist gut geschrieben, das ist keine Frage und es schliessen sich am Ende alle Kreise. Und doch bleibe ich als Leser zurück und war leise enttäuscht, weil der starke Anfang mit dem Rest des Buches nichts mehr gemein hatte, ja fast wirkte, als sei er eigentlich der Beginn einer ganz anderen Geschichte gewesen.

Bird und ich und der Sommer, in dem ich fliegen lernte – Chrystal Chan

Auch wenn dieses Buch enorm viele Lorbeeren geerntet hat, von mir gibt es etwas weniger überschwengliche Töne. Obwohl ich es gerne gelesen habe und vieles daran wunderbar finde: die Sprache, die speziellen Dinge, für die Jewel sich interessiert, die Poetik. Doch hundertprozentig kann ich mich nicht dem Lob anschliessen. Vielleicht kann ich es zu schwer aushalten, wenn Menschen unglücklich sind, wenn Kinder innerhalb ihrer Familien so mißverstanden und dysfunktional werden. Das hat dann weniger mit dem Buch zu tun, als mit meinen Empfindungen und doch: beim Lesen beschlich mich hier und da ein Unwohlsein, was ich schlecht beschreiben konnte, es war mir zuviel, ich wollte die Eltern schütteln, den Aberglauben aus dem Buch vertreiben.

Silber: Das zweite Buch der Träume – Kerstin Gier

Auch der zweite Teil von Silber war wieder viel zu schnell vorbei. Ich mag diesen herzerfrischenden Tonfall von Kerstin Gier, der mir immer das Gefühl gibt, hier ist jemand mit ganzem Herz am Werk. Wenn ich das Strahlen in den Augen meiner jungen Kundinnen sehe, wenn sie ihr Exemplar von “Silber” kaufen, denke ich, Sie machen das schon ganz richtig, liebe Frau Gier

Pixels Ahnen – Beryl Fletcher

Wenn man mich spontan fragen würde, ob ich Familiengeschichten mag, würde ich erstmal nachdenken müssen. Und dann sagen: Ja – wenn die Familie gehörig ungewöhnlich ist. Zum Glück ist das bei Pixels Ahnen der Fall – eine wirklich etwas verrückte Familiengeschichte, angesiedelt in Neuseeland. Die Autorin spannt einen weiten Bogen über Generationen hinweg, wirft Fragen nach der Herkunft auf, nach Familie, nach den eigenen Wurzeln. Das liest sich spannend und mitreissend und zum Ende hin entwickelt sich soviel mehr aus den unschuldigen ersten Zeilen, als man sich anfangs vorstellen konnte. Das Buch ist bei edition fünf erschienen, einem feinen, kleinen Buchverlag, mit Blick für das Besondere und Augenmerk für edle Ausstattung – das haben sie mit diesem Buch eindrucksvoll bewiesen!

1Q84 (Teil 3) – Haruki Murakami

Ihr erinnert euch noch an meinen Leseeindruck zu Teil1&2 von 1Q84? Ich habe ihn gerade nochmal gelesen, um mich ein wenig in Stimmung zu bringen, wenn ich über Teil 3 schreibe. Noch dazu läuft Janacek Sinfonietta. Und nun: für mich hatte der Abschluss der Trilogie wieder viel zu bieten. Ein wenig mehr fast schon kriminalistische Elemente fliessen ein. Mehr Sehnsucht, mehr Einsamkeit. Ich glaube, ein wenig besser wäre es, alle drei Bücher hintereinanderweg zu genießen – andererseits hat Murakami auch wieder viel aus den ersten beiden Teilen wiederholt, so dass man auch mit der Wartezeit, die es ja nunmal gab zwischen den Veröffentlichungen, sich gleich wieder heimisch fühlt. Murakami hat hier für mich einige neue Pfade betreten – seine Figuren handeln ein wenig anders, auch wenn sich immer noch vertrautes findet, die Gefühlswelt steht weniger im Vordergrund als bei anderen seiner Romane. Und dennoch: es ist soviel Murakami, soviel seiner federleichten Schilderungen, die mich in einer anderen Welt ankommen lassen, dass ich auch hier nur wieder sagen kann: er ist und bleibt mein Lieblingsautor, einer der ganz großen, jemand der Welten erschaffen kann, die ich in meinem Kopf wieder und wieder betrete. Danke.

Margos Spuren – John Green

John Green ist so ein Autor der mich seit Jahren geradezu verfolgt. Seien es meine Kolleginnen die sich samt und sonders auf “Eine wie Alaska” eingeschossen haben und das leidenschaftlich empfehlen, Besprechungen auf Blogs oder meine Freundin Christine von Lesemomente, die mir diesen Autor ebenso ans Herz legte. Nun lastet also gewisser Erwartungsdruck auf Herrn Green. Zum Glück weiss er ja nichts davon und hat hier ein Buch vorgelegt, das den ganzen Vorschusslorbeeren stand halten konnte. Er bevölkert das Buch mit vielen ungewöhnlichen Figuren, allen voran der geheimnisvollen Margo. Man spürt wie sehr ihm seine Figuren nahestehen, etwas was mich sehr für dieses Jugendbuch einnahm. Er hat mich mehrfach schwer grinsen lassen, weil ich die verrückte  Szenerie direkt vor Augen hatte   – um ein paar Sätze später schon fast wieder philosophisch zu werden, manchmal fast ein wenig schwermütig. Gerade diese Stellen haben es mir angetan. Es ist mehr als der typische “Roadmovie”, es ist eine temporeiche Geschichte über Abschiede, über Leben, über das Gesehen-werden und Freundschaft. Geht in Kopf, Herz und Bauch und bleibt. Empfehlung meinerseits!

Saphirblau: Liebe geht durch alle Zeiten – Kerstin Gier

Nachdem “Rubinrot” mich so begeistert hatte, musste ich einen kleinen Abstecher machen und dann am Sonntag noch in die Buchhandlung fahren (wozu hat man Schlüssel…) und mir den zweiten Teil besorgen – bis Montag hätte zu lange gedauert *hust*. Konnte mich von der Geschichte einfach schwer losreissen. Gier hat sich hier warmgeschrieben, die Figuren sind einem bereits vertraut und so langsam beginnt sich eine gewisse Spannung anzuschleichen – die Zeitreisenden Gideon und Gwendolyn bekommen immer mehr Einblicke in ihre “Mission”, werden aber gleichzeitig vor weitere Geheimnisse gestellt – genau wie der Leser. Gerade für Liebhaber des Miträtselns wird hier einiges geboten, es fallen immer mehr Hinweise und Theorien auf – und die Charaktere bekommen noch mehr Ecken und Kanten. Ich möchte hier garnicht weiter auf die Entwicklung eingehen um niemand zu spoilern – mir gefiel dieser zweite Teil ebenso gut und ich kann nur warnen: er hat einen sehr, sehr fiesen Cliffhanger am Schluss…wer das nicht mag sollte bis Oktober warten, da ist dann der dritte Teil angekündigt…;-)  Ich freue mich jedenfalls schon riesig darauf!

Rubinrot: Liebe geht durch alle Zeiten – Kerstin Gier

Hier bin ich einer ausdrücklichen Empfehlung von Eva  (http://teachocolateandbooks.blog.de/) gefolgt. Und liebe Eva – ich danke Dir! Gier hat ein tolles Jugendbuch geschrieben, das schon durch die Aufmachung ins Auge springt und auch im Inneren kein bisschen enttäuscht. Auch das Thema; Zeitsprünge und ihre Tücken, noch dazu im besten Teenie-Alter ist mal etwas erfrischend anderes und liest sich fesselnd. Das Buch hat Charme, viele nette Anspielungen die neugierig auf die nächsten beiden Bände Saphirblau (bereits erschienen) und Smaragdgrün (in Vorbereitung) machen. Die etwas schräge Familie rund um die 16jährige Protagonistin Gwendolyn lässt Zündstoff erahnen, der junge Gideon, der ebenfalls ein Zeitreisender ist (und noch dazu unverschämt gut aussieht) ist neben den Zeitreisen gleich das nächste “Problem“…

Das Buch hat für mich genau die richtige Mischung: ein bisschen Harry Potter Charakter, der liebevollen Details wegen und auch weil die Hauptfigur sich einige Geheimnisse erstmal erarbeiten muss, einen Schuss Buffy und Plötzlich Prinzessin (beide werden auserwählt, noch als Jugendliche und werden ins kalte Wasser geworfen). Dazu kommen noch interessante Details der Londoner Geschichte – toller Mix! Und dennoch hat Gier es geschafft – ihr Buch mag Handlungen aufgreifen, die man so eventuell schon kennt, wirkt aber kein bisschen abgekupfert – sie hat einen ganz eigenen, sehr sympathischen Stil und schafft es, das ganze in neuem Glanz darzustellen!

Freue mich schon auf den nächsten Teil!