Ich hatte schon erwartet, dass ich mich wohl schwertun würde, konnte mich sein erster Roman schon nicht in Gänze überzeugen. Es ist nicht so, das Foer nicht schreiben kann – das kann er. Aber manchmal wirkt die Geschichte spröde, manches Stilmittel gefällt mir nicht so recht. Dann kommt wieder eine Passage, die mich begeistert, weshalb ich doch immer weiterlese. Und dennoch zum Schluss hin das unbefriedigende Gefühl, es zwar beendet zu haben, aber doch noch viele Fragen zu haben. Sehr schwierig.
Schlagwort: Geschichte
Tonspuren – Elliot Perlman
Es ist sehr gewagt, bereits im April ein Buch definitiv zu einem der Besten des Jahres zu küren. Allerdings weiß ich ehrlich gestanden nicht, was da noch kommen soll, was Perlman diesen Rang ablaufen sollte. Ich bin so tief beeindruckt, so dermaßen bewegt von diesem Buch. Es ist so intensiv, dass ich beim Lesen immer wieder Pausen eingelegt habe – um die Wörter wirken zu lassen, Sätze leise vor mich hinzusprechen, mich ergreifen zu lassen, die Tränen liefen. Ich habe in dieser Geschichte gelebt und konnte, trotz fast körperlicher Anstrengung beim Lesen, das Buch kaum weglegen. Was ist dieser Autor für ein Sprachvirtuose! Was für eine Geschichte, welch Kunstwerk hält man mit diesem Buch in den Händen. Es ist ein absolutes Muss für jeden, der sich auf eine einmalige Begegnung mit außergewöhnlichen Menschen einlassen will, der erleben möchte, wie unfassbare Schrecken eine Form bekommen und wie Erinnerungen so lebendig werden, dass man das Gefühl hat, sie greifen zu können. Wenn ich davon spreche und schwärme, bekomme ich eine Gänsehaut. Dieses Buch hat mich schlicht überwältigt!
Der Hundertjährige der aus dem Fenster sprang und verschwand – Jonas Jonasson
Für mich hat es Dennis Scheck perfekt formuliert –
Ein gelungener Unterhaltungsroman – nicht mehr, nicht weniger.
Und für alles weitere habe ich das Buch bei unserer Herbstlese vorgestellt und somit gibt es ausnahmsweise auch mal ein Video von mir: Klick!
Holundermond – Jutta Wilke
Ich bin zwar schon länger nicht mehr zehn Jahre alt, habe aber doch 2 Tage lang abends auf dem Sofa gesessen und bin in diesem Buch versunken. Wenn ein Kinderbuch es schafft, einen so in seinen Bann zu ziehen, das man anfängt nachzuschlagen, was es mit dem Rätsel auf sich haben könnte, dann hat der Autor irgendwas verdammt richtig gemacht! Genau die richtige Mischung aus Mystischem, Abenteuer und Geschichte macht dieses Buch zu etwas Besonderem!
Wird Nele ihren Vater, der die Geheimnisse hinter Diebstählen in einigen Kirchen aufdecken soll und spurlos verschwindet wiederfinden? Nele lernt Flavio, einen charmanten und hartnäckigen Jungen kennen und gemeinsam erkunden sie Wien und das Kloster Mauerbach auf der Suche nach Neles Vater … und begeben sich damit in höchste Gefahr. Keine Frage das ich mit beiden mitgezittert habe! Spannend bis zum Schluss, mit zwei so sympathischen Helden hat mich dieses Kinderbuch begeistert und ich empfehle es nur zu gerne!
Auf ihrem Blog Schreibwelt kann man übrigens nachlesen, wie es sich so als Autorin lebt – der Blog ist immer wieder lesenswert! Und natürlich gibt es auch einen Blog zum Buch!
Die Insel unter dem Meer – Isabel Allende
Dieser Roman hat mich nicht ganz so begeistert wie andere Werke von Allende. Es fehlte ihm das opulente und überbordende Fabulieren von “Das Geisterhaus“, der Charme von “Das Siegel der Tage”. Wie gehabt geht es hier wieder um eine starke Frauenfigur die sich im Haithi des 18 Jahrhunderts behaupten muss, entgegen Slaverei und Mißhandlungen. Es las sich für mich einfach zäh und die Geschichte kam nicht so richtig in Fluß. Am Schluss war ich zwar versöhnt, im Großen und Ganzen war es solide erzählt, aber es bleibt doch der etwas getrübte Eindruck.
Saphirblau: Liebe geht durch alle Zeiten – Kerstin Gier
Nachdem “Rubinrot” mich so begeistert hatte, musste ich einen kleinen Abstecher machen und dann am Sonntag noch in die Buchhandlung fahren (wozu hat man Schlüssel…) und mir den zweiten Teil besorgen – bis Montag hätte zu lange gedauert *hust*. Konnte mich von der Geschichte einfach schwer losreissen. Gier hat sich hier warmgeschrieben, die Figuren sind einem bereits vertraut und so langsam beginnt sich eine gewisse Spannung anzuschleichen – die Zeitreisenden Gideon und Gwendolyn bekommen immer mehr Einblicke in ihre “Mission”, werden aber gleichzeitig vor weitere Geheimnisse gestellt – genau wie der Leser. Gerade für Liebhaber des Miträtselns wird hier einiges geboten, es fallen immer mehr Hinweise und Theorien auf – und die Charaktere bekommen noch mehr Ecken und Kanten. Ich möchte hier garnicht weiter auf die Entwicklung eingehen um niemand zu spoilern – mir gefiel dieser zweite Teil ebenso gut und ich kann nur warnen: er hat einen sehr, sehr fiesen Cliffhanger am Schluss…wer das nicht mag sollte bis Oktober warten, da ist dann der dritte Teil angekündigt…;-) Ich freue mich jedenfalls schon riesig darauf!
Rubinrot: Liebe geht durch alle Zeiten – Kerstin Gier
Hier bin ich einer ausdrücklichen Empfehlung von Eva (http://teachocolateandbooks.blog.de/) gefolgt. Und liebe Eva – ich danke Dir! Gier hat ein tolles Jugendbuch geschrieben, das schon durch die Aufmachung ins Auge springt und auch im Inneren kein bisschen enttäuscht. Auch das Thema; Zeitsprünge und ihre Tücken, noch dazu im besten Teenie-Alter ist mal etwas erfrischend anderes und liest sich fesselnd. Das Buch hat Charme, viele nette Anspielungen die neugierig auf die nächsten beiden Bände Saphirblau (bereits erschienen) und Smaragdgrün (in Vorbereitung) machen. Die etwas schräge Familie rund um die 16jährige Protagonistin Gwendolyn lässt Zündstoff erahnen, der junge Gideon, der ebenfalls ein Zeitreisender ist (und noch dazu unverschämt gut aussieht) ist neben den Zeitreisen gleich das nächste “Problem“…
Das Buch hat für mich genau die richtige Mischung: ein bisschen Harry Potter Charakter, der liebevollen Details wegen und auch weil die Hauptfigur sich einige Geheimnisse erstmal erarbeiten muss, einen Schuss Buffy und Plötzlich Prinzessin (beide werden auserwählt, noch als Jugendliche und werden ins kalte Wasser geworfen). Dazu kommen noch interessante Details der Londoner Geschichte – toller Mix! Und dennoch hat Gier es geschafft – ihr Buch mag Handlungen aufgreifen, die man so eventuell schon kennt, wirkt aber kein bisschen abgekupfert – sie hat einen ganz eigenen, sehr sympathischen Stil und schafft es, das ganze in neuem Glanz darzustellen!
Freue mich schon auf den nächsten Teil!
Wie ein Wanderer in mondloser Nacht – Dai Sijie
Erscheint im August 2009!
Nachdem ich ja von “Balzac und die kleine chinesische Schneiderin” so überaus begeistert war, habe ich mich voller Vorfreude auf das Leseexemplar vom neuen Sijie gestürzt! Die Verlagsvertreterin warnte mich etwas vor, die ersten 60 Seiten wären ein wenig holprig, aber das würde sich dann geben. Es ist schwierig dieses Buch zu fassen: es hat wundervolle, sehr intensive Passagen, es ist sehr speziell, es taucht tief ein in eine Kultur und deren Künste und Eigenheiten, die mir als Westler sehr fremd sind. Und immer wieder – diese Sprache! So kunstvoll und schön. Was es für mich trotzdem schwierig machte, sind viele Geschichten innerhalb der Geschichte, viele, viele Namen, zuwenig von der (durchaus toll konstruierten) Handlung. Diese spielt zwischen einer französischen Studentin und einem chinesischen Gemüsehändler, die eine gemeinsame Suche verbindet…Manchmal musste ich mir einen kleinen Ruck geben, um weiterzulesen. Ein nicht so leichtes Buch und trotzdem bin ich froh, es gelesen zu haben – denn die kleinen Perlen innerhalb es Buches machen es lesenswert. Dazu ein wunderschöner Titel, eine tolle Gestaltung von Piper….bei Büchern gibt es eben nicht nur Gut oder Schlecht. Trotzdem reicht es einfach nicht an “Balzac…” heran, was mich sehr begeistert hatte.