Taxi – Karen Duve

Unterhaltsam mit Schwächen. Mir hat der erste Teil gefallen, angenehm kurios und süffig geschrieben, der zweite fiel für mich etwas schwächer aus. Insgesamt schwerer, es zu beurteilen, weil sie zwar 13 Jahre Taxi gefahren ist, aber nicht klar ist, inwiefern es nun ihr eigenes Erleben ist oder ein Roman mit eingewebten Erinnerungen. So etwas kann mir während des Lesens ein bisschen den Spaß nehmen.

Das Jahr, das zwei Sekunden brauchte – Rachel Joyce

Nachdem ich ihren Erstling wirklich mochte, hatte ich mir hier wieder einen netten Schmöker erwartet. Ich habe mich gelangweilt. Ich habe mich wirklich durch das Buch geschleppt. So richtig kam nichts in Fahrt, die Atmosphäre war unglaublich düster (gut, so war es eben der Geschichte geschuldet…) und ich kam mit keiner der Figuren so richtig in Kontakt. Die Hauptidee des Romans konnte mich auch nicht überzeugen, eher verwirrte es mich. Ich habe schon einige sehr begeisterte Stimmen gelesen, leider kann ich mich dem nicht anschliessen.

no place, no home – Morton Rhue

Hat mir wieder richtig gut gefallen. Eine Auseinandersetzung zum Thema Obdachlosigkeit, einer Art Zeltstadt, die Auswirkungen von Mieterhöhungen, Arbeitslosigkeit und Wohnraumknappheit. Ich glaube, dass Rhue hier ein heisses Eisen anfasst, was bisher noch nur als Spitze eines Eisbergs zu sehen ist. Toll zum Jugendbuch aufgearbeitet, aufwühlend und nachdenklich machend.

Besser – Doris Knecht

Ein scharf gezeichnetes Portrait einer Frau, die das  eigentlich “perfekte” Leben lebt – und ständig Angst hat, es könnte  jemand in ihr Innerstes sehen und die Fassade würde bröckeln und ihre Vergangenheit käme zum Vorschein. Bitter, aber nicht verbittert, von herrlicher Ironie und Sprachwitz durchdrungen, angenehm böse und mit starken Sätzen – eine mutige Geschichte, ein kraftvoller Roman.

Blasmusikpop – Vea Kaiser

Ich hatte das Buch bei den Leseexemplaren gesehen. Den Titel fand ich gewöhnungsbedürftig, das Cover ziemlich schlimm und ich dachte: “Naja, nimmste es mal mit, liest 30 Seiten und dann weisst Du auch, dass es nichts für Dich ist” … tja, Pustekuchen! Ich habe es ganz gelesen, sehr schnell und mit wachsender Begeisterung – würde John Irving Heimatromane schreiben, er klänge ein wenig wie Vea Kaiser (die auch allen Ernstes zwei Jahre jünger ist als ich und schon so einen Wahnsinnsroman vorlegen kann, das deprimiert mich ein wenig…also, ich sollte mich mal ranhalten!). Was für ein herrlicher, herzerfrischender Roman, schräg aber mit viel Liebe zum Detail und den Menschen des kleinen Bergdörfchens St. Peter am Anger. Mir bleibt nur zu sagen: Dieses Buch ist so gut, wie die Alpen hoch sind, jawohl!

Kapital – John Lanchester

Ein opulenter Roman – nicht nur durch seine Dicke, auch durch die Fülle an Personen und Themen, die Lanchester hier versammelt. Der Klett-Cotta-Verlag mausert sich in letzter Zeit immer mehr zu einem Verlag, den ich im Auge behalte und auch mit diesem Buch hat er seinen Status wieder untermauert. Ein Kaleidoskop an Menschen, alle verbunden durch ihren Wohnort: die Pepys Road in London. Und durch eine Karte im Briefkasten, auf der geschrieben steht „Wir wollen, was ihr habt!“ – Werbegag, Drohung, Scherz oder geht es, wie so oft in diesen Tagen, einfach nur um Geld? Die Bewohner haben alle so ihre eigene Art, mit der ungewohnten Post umzugehen. Als Leser folgt man mit einem gewissen Vergnügen den ganz unterschiedlichen Lebenswegen, bangt, amüsiert sich, hält den Atem an – und fühlt sich zum Schluss einfach richtig gut unterhalten!

Ein plötzlicher Todesfall – J.K. Rowling

Mit Spannung habe ich die neue Rowling erwartet – wie soviele andere auch. Abschliessend kann ich sagen: ich war lange nicht so enttäuscht, wie ich (laut diversen Zeitungen) hätte sein müssen, leider aber auch nicht so begeistert, wie ich hätte sein können. Rowling hat einen großen Gesellschaftsroman geschrieben und sie hat sich damit freigeschwommen, indem sie alles hineingepackt hat: sie provoziert und ist unheimlich plakativ das kann einem schnell zuviel werden. Trotzdem hat es mir Spaß gemacht, Schicht um Schicht die Personen des Dorfes zu enthüllen, Rowling tut ihren Helden ganz schön was an… das Buch hat definitiv einige Längen, zieht zur Mitte hin aber nochmals an und der Schluss ist heftig und liess meine Gesamtwertung nochmals steigen. Einige Figuren und Szenerien sind ihr unheimlich gut gelungen, da ziehe ich den Hut vor ihr. Ich freue mich auf ihr nächstes Buch, weil dieses sich dann nicht mehr so stark „abgrenzen“ muss von Harry Potter – und dann wohl ziemlich sicher meinen Geschmack treffen wird.