Jane Gardam und die Old Filth Trilogie

Als 2015 mit “Ein untadeliger Mann” der erste Teil der “Old Filth“-Trilogie von Jane Gardam auf Deutsch erschien, übersetzt von Isabel Bogdan, las ich diesen Roman mit großem Vergnügen. Interessante Figuren, ein hintergründiger Witz der sich durchs Buch zog, kein Wunder, dass Gardam in Großbritannien schon seit vielen Jahren sehr erfolgreich war. Und dann – kamen mir andere Bücher dazwischen und ich las nicht weiter.

Aber manche Bücher lassen sich auch durch eine wirklich lange Wartezeit nicht abschrecken und stehen geduldig im Regal, bis man sich ihnen widmet. In diesem Urlaub habe ich nun also mit wachsender Begeisterung auch den zweiten Teil “Eine treue Frau” und den Abschluss der Trilogie, “Letzte Freunde” gelesen. Warum hatte ich bloß so lange gewartet?! Ich beneide jeden, der diese fabelhafte Lektüre noch vor sich hat. Meine Empfehlung wäre: Kauft gleich alle  (es gibt die drei Bände mittlerweile als Taschenbuch) damit seid ihr gut ausgestattet für den restlichen Sommer. Danke Jane Gardam, für ausgesprochen vergnügliche Lesestunden!

Vortreffliche Frauen – Barbara Pym

Es ist so schön, wenn man durch eine Neuübersetzung auf großartige Bücher stoßen darf! So passiert mit Barbara Pym, deren Roman “Vortreffliche Frauen” nun, aus dem Englischen übersetzt von Sabine Roth, bei Dumont erschienen ist.  Aufmerksam folgen wir im London der späten vierziger Jahre der über  dreißigjährigen, unverheirateten Mildred – in der damaligen Zeit ein Grund zur Annahme, dass dieser Zustand dauerhaft ist. Als neue, exzentrische Nachbarn in der Wohnung nebenan einziehen, wird das bisher eher ruhige Leben von Mildred ordentlich auf den Kopf gestellt…

Das Stichwort für dieses Buch ist “Sittenroman” und genau das bekommen wir geneigte Leser*innen serviert. Ausgesprochen unterhaltsam, mit Witz, leiser Ironie und “very british“. Am besten zu genießen mit einer frisch aufgebrühten Tasse Tee!

Silber: Das zweite Buch der Träume – Kerstin Gier

Auch der zweite Teil von Silber war wieder viel zu schnell vorbei. Ich mag diesen herzerfrischenden Tonfall von Kerstin Gier, der mir immer das Gefühl gibt, hier ist jemand mit ganzem Herz am Werk. Wenn ich das Strahlen in den Augen meiner jungen Kundinnen sehe, wenn sie ihr Exemplar von “Silber” kaufen, denke ich, Sie machen das schon ganz richtig, liebe Frau Gier

Flavia de Luce: Mord im Gurkenbeet – Alan Bradley

Lustigerweiser wollte ich meinen Leseeindruck mit “britischer Humor” beginnen. Allerdings – der Autor ist Kanadier Nunja, abgesehen vom Humor (der also entweder angelesen oder einfach kanadisch ist, wer weiss? )  hat er eine herrlich schräge Krimi-Geschichte, angesiedelt in Großbritannien geschrieben und Flavia, die etwas anders ist, als die meisten Jugendlichen, eroberte mein Herz  schnell. Nette Krimihandlung, ein bisschen Spannung, ein bisschen Rätselraten und die dubiose Familie rund um Flavia machen es zu einem schönen Schmöker für Menschen wie mich, die selten zu einem “normalen” Krimi greifen!

Two Weeks with the queen – Morris Gleitzman

Ein dünnes Jugendbuch über 2 ungleiche Brüder. Als der jüngere Bruder schwer erkrankt, schicken die Eltern den älteren, um ihm die harten Zeiten am Sterbebett zu ersparen, von Australien nach Großbritannien, zu Verwandten. Sein Bruder muss wieder gesund werden, hämmert es in seinem Kopf – was liegt da näher, als die Queen zu bitten, ihre besten Ärzte zu mobilisieren? Nur das so ein Rankommen an die Royales sich deutlich schwerer gestaltet als geplant… Der Titel lässt zunächst das offensichtliche vermuten, nach und nach entfaltet sich aber noch eine ganz andere Geschichte innerhalb der Geschichte. Ein bisschen ratlos bin ich – das Buch war schnell gelesen, aber die ein oder andere Handlung lief mir zunächst zuwider. Vielleicht hat Gleitzman das zeigen wollen – das nicht jede getroffene Entscheidung unbedingt die richtige ist oder auch sein muss, wenn man nur die Courage hat, am Ende auf sein Herz zu hören.

Little Bee – Chris Cleave

Wer bei diesem schönen Cover und dem sanften Titel einen leichten Roman erwartet liegt falsch! Dieses Buch hat Sprengkraft und ist für mich eine der Entdeckungen des Frühjahrs…!

Denn dieses Buch ist die Geschichte eines mutigen, ungewöhnlichen Mädchens aus Nigeria, genannt Little Bee. Eindringlich beschreibt Cleave eine Geschichte über illegalen Aufenthalt von Flüchtlingen in Großbritannien – das Buch geht unter die Haut. Er möchte mit diesem Buch nicht unbedingt gefallen und genau das ist der Punkt der mich fasziniert. Little Bee ist keine perfekte Heldin und das Buch strotzt nicht vor Happy Ends – aber es hinterlässt einen Eindruck, der sich so schnell nicht abschütteln lässt.

Das Gespenst von Canterville – Oscar Wilde

Ein feines, kleines Buch von Großmeister Oscar Wilde. Dieses las ich im Zuge einer “Wir lesen Klassiker”-Gruppe – schadet ja nie, sowas mal einzustreuen. Zumal ich großer Wilde-Fan bin. Und auch hier wieder: ich liebe die Sprache, die Beschreibungen der Umgebung, Wildes Gabe, mit feinen Strichen die Charaktere der Familie nachzuzeichnen – und ein ungewöhnliches Gespenst bei dem man zwischen Lachen und Mitleid schwankte. Zwar war ich zum Schluß hin etwas erstaunt über das gewählte Ende, jedoch, nachdem es sich setzen konnte, kann ich Wilde verstehen – so hat er dem ganzen doch noch die Prise “geheimnisvoll” verliehen.

Das Buch wartet mit wundervollen Sätzen wie “aber sonst ereignete sich nichts von besonderer Bedeutung” auf und Worten wie “Butterrutschbahn” und einem in Filzpantoffeln spukenden Gespenst..was will man mehr?

Danke an Christine fürs Gründen der Klassiker-Gruppe!

Reif für die Insel – Bill Bryson

England für Anfänger und Fortgeschrittene! Der Mann ist so lustig und schreibt sooo nett! Man hat ihn richtig vor Augen, klein, bärtig, aber nie einem Abanteuer abgeneigt. Wirklich ein Tipp, für alle GB-Liebhaber, sollte man gelesen haben. Mein momentaner Lieblingsteil, wie er sich seitenweise darüber auslässt was für tolle Namen englische Städte haben  Zum Kugeln!