Teufelsgrinsen – Annelie Wendberg

Für mich, als riesiger Sherlock-Holmes-Fan, ein Muss! Und Annelie Wendberg (die übrigens dieses Buch zuerst selbst veröffentlichte!) ist hier wirklich eine neue Annäherung an die ehrwürdige Figur Holmes gelungen – mit einer weiblichen Wissenschaftlerin im Herrenkostüm als Heldin. Packend, ein solider Kriminalfall und wir lernen eine ganz neue Seite an unserem Lieblingsdetektiv kennen. Dass die Autorin (selbst Umweltmikrobiologin) einiges aus ihrer Praxis einfliessen lässt, gibt dem Buch noch den letzten Schliff.

Vom Wesen der Dinge und der Liebe – Elizabeth Gilbert

Ein feiner Schmöker für Fans von geschichtlich-wissenschaftlichen Belangen, Freunden der Naturwissenschaften und vorallem der Botanik. Dicht und atmosphärisch, mit einer weiblichen Heldin ausgestattet und den damaligen Hindernissen für Frauen in der Wissenschaft gespickt, kurz: etwas für lange Leseabende.

Der Mann im Park – Pontus Ljunghill

Ein sehr langsamer, ruhiger Krimi, der sich in Schweden, Ende der 20ger Jahre spielt. Ich bin ja nun bekanntermaßen kein großer Krimifan, dieser hier sprach mich aber aufgrund der Zeitspanne an. Und tatsächlich war es eine kleine Zeitreise, in eine so ganz andere Polizeiarbeit, als wir sie heute kennen. Aber auch in ein bedrückendes, eher trübes Schweden, zu einem ruhigen, sehr in sich ruhenden Kommisar. Das wurde hier und da ein wenig lang und doch hat es mir gut gefallen, mich ganz in diese Welt versinken zu lassen, ebenso wie die Aufklärung des Falles.

Vango: Prinz ohne Königreich

Auf diese Fortsetzung hatte ich schon mit wilder Ungeduld gewartet und sie an einem Stück verschlungen – ganz große Klasse! Diese beiden Bände gehören mit zu dem besten, was die Jugendliteratur aktuell zu bieten hat: Abenteuer, Spannung, historisch interessant, (siehe meine Besprechung zu Teil 1) – man möchte einfach nur lesen, lesen, lesen. Ganz großer Tipp!

Vango: Zwischen Himmel und Erde – Timothée de Fombelle

Über dieses Jugendbuch gerate ich ins Schwärmen, weil es sich wohltuend von vielen anderen abhebt! Hier nimmt einen die Geschichte wirklich mit ans Geschehen: auf eine winzige Insel, nach Großbritannien, Frankreich, Italien, Deutschland – aus vielen Perspektiven setzt sich die Geschichte von Vango nach und nach zusammen. Und es ist rasant, es ist unheimlich spannend und noch dazu historisch interessant ohne dröge oder belehrend zu wirken. Mich jedenfalls hat die Geschichte nach einer Hörprobe die ich im Deutschlandfunk (sehr empfehlenswert übrigens der Podcast für Kinder- und Jugendliteratur!) gehört habe, nicht mehr losgelassen, das Buch musste her! Ein spannender, wirklich toll geschriebener Abenteuerroman für Jugendliche ab etwa 13 (und ich versteige mich zu der Behauptung, dass dieses Buch durchaus auch lesefaule Jungs begeistert). Der zweite Teil wird hoffentlich bald fertig übersetzt sein – ich möchte unbedingt wissen wie es mit Vango weitergeht!

Saphirblau: Liebe geht durch alle Zeiten – Kerstin Gier

Nachdem “Rubinrot” mich so begeistert hatte, musste ich einen kleinen Abstecher machen und dann am Sonntag noch in die Buchhandlung fahren (wozu hat man Schlüssel…) und mir den zweiten Teil besorgen – bis Montag hätte zu lange gedauert *hust*. Konnte mich von der Geschichte einfach schwer losreissen. Gier hat sich hier warmgeschrieben, die Figuren sind einem bereits vertraut und so langsam beginnt sich eine gewisse Spannung anzuschleichen – die Zeitreisenden Gideon und Gwendolyn bekommen immer mehr Einblicke in ihre “Mission”, werden aber gleichzeitig vor weitere Geheimnisse gestellt – genau wie der Leser. Gerade für Liebhaber des Miträtselns wird hier einiges geboten, es fallen immer mehr Hinweise und Theorien auf – und die Charaktere bekommen noch mehr Ecken und Kanten. Ich möchte hier garnicht weiter auf die Entwicklung eingehen um niemand zu spoilern – mir gefiel dieser zweite Teil ebenso gut und ich kann nur warnen: er hat einen sehr, sehr fiesen Cliffhanger am Schluss…wer das nicht mag sollte bis Oktober warten, da ist dann der dritte Teil angekündigt…;-)  Ich freue mich jedenfalls schon riesig darauf!

Rubinrot: Liebe geht durch alle Zeiten – Kerstin Gier

Hier bin ich einer ausdrücklichen Empfehlung von Eva  (http://teachocolateandbooks.blog.de/) gefolgt. Und liebe Eva – ich danke Dir! Gier hat ein tolles Jugendbuch geschrieben, das schon durch die Aufmachung ins Auge springt und auch im Inneren kein bisschen enttäuscht. Auch das Thema; Zeitsprünge und ihre Tücken, noch dazu im besten Teenie-Alter ist mal etwas erfrischend anderes und liest sich fesselnd. Das Buch hat Charme, viele nette Anspielungen die neugierig auf die nächsten beiden Bände Saphirblau (bereits erschienen) und Smaragdgrün (in Vorbereitung) machen. Die etwas schräge Familie rund um die 16jährige Protagonistin Gwendolyn lässt Zündstoff erahnen, der junge Gideon, der ebenfalls ein Zeitreisender ist (und noch dazu unverschämt gut aussieht) ist neben den Zeitreisen gleich das nächste “Problem“…

Das Buch hat für mich genau die richtige Mischung: ein bisschen Harry Potter Charakter, der liebevollen Details wegen und auch weil die Hauptfigur sich einige Geheimnisse erstmal erarbeiten muss, einen Schuss Buffy und Plötzlich Prinzessin (beide werden auserwählt, noch als Jugendliche und werden ins kalte Wasser geworfen). Dazu kommen noch interessante Details der Londoner Geschichte – toller Mix! Und dennoch hat Gier es geschafft – ihr Buch mag Handlungen aufgreifen, die man so eventuell schon kennt, wirkt aber kein bisschen abgekupfert – sie hat einen ganz eigenen, sehr sympathischen Stil und schafft es, das ganze in neuem Glanz darzustellen!

Freue mich schon auf den nächsten Teil!

Gargoyle – Andrew Davidson

Ein schwer zu beschreibendes Buch. Keine wirkliche Fantasy, aber auch nicht “real” genug um rein als normaler Roman gehandelt zu werden. Davidson vermischt die Lebensgeschichte seines Protagonisten, einem Brandopfer das sein Schicksal kaum zynischer bewerten könnte, mit der Geschichte einer ungewöhnlichen Bildhauerin, Marieanne Engel. Diese steht eines Tages am Krankenbett und behauptet, beide würden sich schon lange kennen – aus früheren Leben, wo beide ein Liebespaar waren. Der Autor benutzt Rückblenden, Rauschzustände und Erzählungen um so nach und nach ein irrwitziges Konstrukt zu bauen – und nicht nur der Leser fragt sich – wieviel davon ist “wahr”? Ist Marieanne Engel wirklich so alt oder hat sie einfach nur eine wahnsinnige Vorstellungskraft, vermischt mit Geisteskrankheit?

Ich habe mich etwas schwer getan, dennoch zu Ende gelesen, was für mich bei fast 600 Seiten durchaus ein Merkmal dafür ist, das es mir stellenweise sehr gefallen hat. Allerdings ist die Geschichte zeitweise wirklich sehr abgedreht und nicht jedermanns Sache – auch die einzelnen Erzählperspektiven haben unterschiedliches Kaliber.

Wer gern ungewöhnliches liest, eine Vorliebe für Sagen und Historisches hat und viel Sarkasmus, dem sei Gargoyle durchweg empfohlen. Wer eine innige Liebesgeschichte erwartet, wie es zum Teil beworben wird, dem würde ich eher etwas anderes in die Hand drücken.

Die Hüter der Rose – Rebecca Gablé

Nachdem ich das Jahr mit “Das Lächeln der Fortuna” begann, erschien es mir nur logisch, es auch mit einer Gablé zu beenden – der Fortsetzung der Waringham-Trilogie nämlich. Hatte mir der erste Teil schon gut gefallen und mich durchaus vom historischen Roman überzeugt, so hat es dieser zweite Teil ehrlich gesagt noch viel besser geschafft. Die Hauptfigur war mir von Anfang an sympathisch, die Nebenfiguren und Akteure, rund um die Waringhams waren so bunt, so vielfältig aufgebaut, das es eine reine Freude war. Für mich, die sich in englischer Geschichte nicht so gut auskennt, kamen die Wendungen auch immer wieder sehr überraschen *hüstel*. Ich fühlte mich extrem gut unterhalten und der sehr dicke Wälzer hielt nur lange vor, weil ich in der Weihnachtszeit immer wenig Lesezeit habe…ich kann und werde Gablé also weiterhin empfehlen und freue mich jetzt schon auf den dritten Teil der Waringhams…

Was mich so fasziniert ist: trotz sehr vieler Namen und komplizierten Handlungssträngen verliert Gablé nicht einmal den Faden, ich musste das Personenregister nur 2 mal benutzen. Das sich im Leben die Hochs und Tiefs die Hand geben und sich auch durchaus wiederholen, ist auch hier nicht anders – aber so gut geschildert, das es einem vorkommt, wie eine lange Reise, mit liebgewonnenen Figuren. Und am Ende der Reise schaut man wehmütig auf das Buch in seiner Hand und fragt sich: Wie wird es wohl weitergehen..?

Frau Gablé, falls Sie dies übrigens irgendwann mal lesen sollten: ihr treuester Fan, der mich und viele, viele andere in unserer Lesegruppe erst dazu brachte, etwas von Ihnen zu lesen, ist Karolin aus Berlin…