About my Shelf – Hrsg. von Maggie Gernatowski

Ich warne euch vor – wenn ihr dieses Buch zur Hand nehmt, plant entsprechend vor und vor allem genug Zeit ein. Einen Stift und das Notizbuch: zum Notieren der Bücher, die ihr nun lesen möchtet. Und: Lautsprecher und das Musikportal eurer Wahl um euch stundenlang durch die Musiktipps zu hören.

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Was habe ich dieses Kleinod gerne durchgeblättert und gelesen! Die Grundidee ist einfach.

10 Musikerinnen und Musiker erzählen uns etwas über ihre Bücherregale.

10 Autorinnen und Autoren erzählen uns etwas über ihre Plattenregale.

Dabei kam ein ganzer Schatz an Empfehlungen heraus, die durch das luftige und klare Layout leichtfüßig daherkommen. Eine grobe Form ist vorgegeben und doch hat man viel mehr das Gefühl, einem Gespräch zu lauschen als ein Interview zu lesen. Man gerät ins Stöbern, entdeckt komplett Unbekanntes und freut sich, wenn man gar bei einem geliebten Autor eine musikalische Gemeinsamkeit entdeckt ;-)  Ich liebe solche Bücher, die mir einen Einblick erlauben und mir etwas über Menschen erzählen, mit der der gleichen Leidenschaft für ihre Regalinhalte.

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Und daher gibt es jetzt auch gleich drei meiner neuen Anspieltipps, beim Durchhören für mich entdeckt:

 

The Earth Is Not a Cold Dead Place von Explosions in the Sky (die Band hört Karen Köhler manchmal beim Schreiben)

Landslide von Fleetwood Mac & I Still Do von I Am Kloot (hört Benedict Wells, wenn er etwas Trauriges schreibt)

Auf der Buchwunschliste gelandet sind:

Revolting Rhymes von Roald Dahl (liebstes Kinderbuch von Cherylin Macneil

Faserland von Christian Kracht (Hendrik Otremba nennt eine Szene aus diesem Buch auf die Frage nach seiner Lieblingsszene)

Ein besonderer Dank geht an dieser Stelle an meine Buchhändlerinnen-Kollegin Marijke, die dieses fabelhafte Buch für unseren Buchladen entdeckt hat! Ich wünsche ihm noch ganz viele Leser!

 

Freddie Mercury – Ein Leben in eigenen Worten

“Man muss da rausgehen und ihnen alles in den Rachen stopfen und sagen: “Hier bin ich! Ich bin kreativ! Ich bin wunderbar! Hier, fresst es!” Das muss man tun. Wenn es noch andere Möglichkeiten gibt, dann sagt’s mir bitte.

Eine meiner frühesten Erinnerungen an Queen ist, wie mein Vater “We will rock you” ganz laut aufdreht und meine Geschwister und ich wie die Verrückten auf dem Bett herumhüpfen. Mein Vater übersetzte den Liedtext für uns damals mit “Wir wollen schaukeln” – eine schöne Interpretation für so kleine Knirpse wie uns.

Ich kenne sicherlich nicht alles von Queen. Mein liebstes Album (vor allem, weil es eines der ersten war, die ich überhaupt besaß) wird wohl immer “Made in Heaven” bleiben. Einige Songs mag ich überhaupt nicht. Manches berühmte Stück geht nicht an mich, andere kann ich dafür auswendig. Queen-Fan? Ja, das bin ich. Aber noch viel mehr verehre ich Freddie Mercury. 413192_4266151822630_1616722876_o

Was dieser Mann sich auf der Bühne getraut hat, was er provoziert und mit den Erwartungen gespielt hat! Was er angestoßen hat an musikalischen Entwicklungen. Ein Selbstbewusstsein, eine Vision die ihn und seine Bandkollegen antrieb. Mich hat dieser Glamour und sein kompromissloses künstlerisches Dasein seit Jahren immer wieder fasziniert. Hier sah ich jemanden, der Kunst machen wollte, nach seinen Regeln – und das mehr als erfolgreich tat, entgegen aller üblichen Konventionen. Dass er bei all dieser Kreativität aber auch eine wichtige Sache über das Musikbusiness zu 100% verinnerlicht hatte, zeigt dieses Zitat:

“Man muss dafür sorgen, dass man entdeckt wird. Ein Teil des Talents besteht darin, dass man mit seiner Musik die Menschen erreicht. Man kann nicht einfach nur ein wunderbarer Musiker und ein herausragender Songwriter sein – von denen gibt es viele. Man muss lernen, sich selbst zu vermarkten, zum richtigen Zeitpunkt am richtigen Ort zu sein, und von Anfang an lernen, wie man sich um seine Geschäfte kümmert. […] Man muss ein instinktives Bewusstsein für alle Dinge entwickeln, die zum Erfolg beitragen können.

Die Besonderheit dieses Sachbuchs liegt darin, dass es komplett aus Äußerungen und Interviewaussagen von Freddie Mercury besteht. Ein wenig thematisch zusammengefasst findet sich hier nur “O-Ton“. Was für eine spannende Art, einen Ausnahmekünstler kennenzulernen, Aussagen über Jahre hinweg zu verfolgen, seine Entwicklung, seine Sicht der Dinge.

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“Grundsätzlich schreibe ich nichts wirklich Neues; ich sitze nicht hier und will sagen: “Schaut her, ich habe einen Song geschrieben, den noch nie jemand vor mir geschrieben hat!” Nein. Aber ich tue es von meiner Warte aus.

Ich jedenfalls muss jetzt erstmal diese wunderbare Aufnahme “Queen Live at Wembley Stadium 1986” noch ein paarmal in Dauerschleife laufen lassen und danach mal wieder in meine absoluten Lieblingssongs reinhören ( I was born to love you, Too much love will kill you, The Show must go on, A Winter’s Tale, Fat Bottomed Girls, Spread Your Wings, Who wants to live forever). Freddie Mercury wird für mich immer ein Vorbild sein, jemand, der hart für seinen Erfolg gearbeitet hat und Kreativität, Leidenschaft und eine Fähigkeit, seine Kunst in die Welt zu bringen, in sich vereint. Dem nochmals in so konzentrierter Buchform nachzugehen – ein Genuß!