Es gibt Bücher, bei denen ist man zum Schluss hin einfach froh, dass sie einen gefunden haben. Dieses habe ich von einer sehr lieben Freundin geschenkt bekommen, deren literarische Meinung ich hoch schätze. Und auch hier hat sie wieder einen Treffer gelandet – denn das Buch ist, abgesehen davon, dass Elisabeth Abendroth es in eine sehr ansprechende Form gegossen hat, ein wichtiges, verdammt wichtiges Buch. Ich ziehe meinen Hut vor einer Frau, die trotz des Schreckens und den Schmerzen, die ihre Erinnerungen bei jedem Erzählen verursachen müssen, so mutig ist zu sagen: Das muss erzählt werden. Das darf nicht vergessen werden! Wenn ich so etwas lese, dann verschieben sich Prioritäten, dann kann ich mir nur wünschen, dass ich auch so aufrecht, kämpferisch und stark gewesen wäre. Manchmal sind die Bücher, die einem im Gedächtnis bleiben nur ganz dünn, ihre Reichweite aber umso größer, ihr Umfang in meinem Herzen und meinem Kopf unendlich weit. Danke für ihren Mut und ihre Taten, Frau Simonsohn!
Schlagwort: Juden
Herr Klee und Herr Feld – Michel Bergmann
Ich liebe die Teilacher! Und diesen dritten Teil…Hach, was für ein Roman! Ich habe zu Anfang soviel gelacht, über die beiden ungleichen Brüder, die sich im Alter eigentlich nur noch mehr in ihren eigenen Sturheiten, Ritualen und Leben festgefahren haben. Das führt zu so einigen fast auswegslosen Situationen, nicht zu vergessen die neue Angestellte im jüdischen Haushalt, die junge Palästinenserin Zamira – Bergman hat hier ein paar unvergessliche Dialoge und Gedanken niedergeschrieben. Und zum Ende hin hat mich das Buch weinen lassen, weil ich das Gefühl hatte, hier gute Freunde zu verlieren. Ganz große Empfehlung, am besten gleich alle drei Bände kaufen!
Die Teilacher – Michel Bergmann
Dieses Buch habe ich von einer sehr lieben Freundin empfohlen bekommen. Die Teilacher (eine Bezeichnung aus dem Jiddischen für die jüdischen Haustürvertreter) beschreibt eine Gruppe dieser Händler in Frankfurt nach Ende des Krieges. Wir haben es (aufgrund der Nähe zu Frankfurt) sowieso schon ganz gut verkauft und wie es dann so ist – man will dieses Buch gerne lesen, was so läuft wie geschnitten Brot, es ist aber nicht die rechte Zeit dazu. Nun endlich habe ich es gelesen und fragte mich: Warum nicht schon früher? So ein feines Buch!
Ich weiß gar nicht wo ich anfangen soll: der Mut dieser Männer, zurückzukommen, neu anzufangen? Die jiddischen Begriffe, eine Sprache die mir auf unbekannte Weise nahe geht? Die Chuzpe, mit der geschildert wird, wie sich die Teilacher durchschlagen? Das Erkennen von Straßen, Plätzen, Häusern innerhalb Frankfurts? Die wirklich spannende und bewegende Geschichte, in der sowohl Leid als auch der jüdische Humor immer wieder durchblitzen? Der pragmatische und doch so für sich einnehmende Stil? Es ist ein beeindruckendes Buch und ich freue mich schon auf “Machloikes“!
Einmal – Morris Gleitzman
Manchmal macht man das ja so, im Urlaub…in anderen Buchläden stöbern. Da befand ich mich also in einem kleinen, gut sortierten Kinder- und Jugendbuchladen und zog dieses Buch heraus, weil mich das Cover ansprach. Las die erste Seite und fand diese erste Szene schon so eindringlich, das ich dieses Buch dann, wieder zuhause, direkt bestellt habe.
Ich glaube das es sehr schwer ist, über die Erlebnisse von Kindern zur Zeit des zweiten Weltkriegs zu schreiben, soviele Facetten die dabei bedacht werden wollen – und soviele schreckliche Dinge die passiert sind – und das für Kinder? Hier kann ich bei diesem Buch nur uneingeschränkt sagen: Ja! Lest dieses Buch mit euren Kindern und redet darüber! Felix ist 9 Jahre alt und altert innerhalb des Buches erschreckend schnell – denn er muss erwachsen werden. Ausnahmsweise möchte ich hier mal eine Paralelle ziehen zu einem anderen Buch das eine ähnliche Thematik und einen ähnlich alten Protagonisten hat, John Boyne mit “Der Junge im gestreiften Pyjama” – dieses Buch habe ich damals ziemlich kritisch beurteilt, es erschien mir sehr naiv und unglaubwürdig. Dagegen ist Gleitzman hier etwas gelungen, was ich als deutlich realistischer empfand: ein zunächst noch naiver, vertrauender Felix, der fest an ein Wiedersehen mit seinen Eltern, jüdische Buchhändler aus Polen die ihn vor 3 Jahren in einem Waisenhaus unterbrachten um zu “reisen”, glaubt. Nach und nach merkt und lernt Felix allerdings, was es 1942 bedeutet, Jude zu sein, auf der Flucht zu sein und sich zu verstecken.Und er steht für sich ein und die Menschen die ihm helfen und beistehen. All das hält er in seinem Tagebuch fest und erzählt Geschichten und vorallem diese eine, seine Geschichte, die ihm hilft zu überleben.
Mir liefen mehrfach die Tränen. Mich hat dieses Buch so berührt und es geht mir auch noch nach Wochen so, das es mich begleitet. Für mich ist diese Reihe (dazu mehr in den weiteren Leseeindrücken) wirklich einfach nur beeindruckend. Gegen das Vergessen. Für Menschlichkeit.
Die Bücherdiebin – Markus Zusak
Hat mir gut bis sogar sehr gut gefallen. Ich musste mich am Anfang etwas in den Stil einlesen, der Erzähler (der Tod persönlich) schweift ab und an in einer Beschreibung sehr ab und benutzt eine andere Schriftart, um manche Dinge (ohne erkennbares Muster) hervorzuheben. Aber das ist Geschmackssache und hat im Endeffekt nicht wirklich nachhaltig gestört. Dieses Buch erzählt von Liesel, der Bücherdiebin. Der Tod begleitet sie zwischen dem Ende der dreissiger Jahre und bis zum Beginn des zweiten Weltkrieges. Liesel schafft es innerhalb dieses Krieges durch die Macht der Bücher und Worte ihre ganz eigene Welt zu schaffen – ihre eigene Art des Überlebens. Viel mehr möchte ich garnicht sagen, das braucht es bei manchen Büchern garnicht.
Es ist wirklich eine sehr besondere Sichtweise auf Deutschland und die Nazi-Zeit, kein zimperliches Buch, ein ehrliches, mit sehr bildhafter Sprache auf fast 600 Seiten. Ein Buch das ich wirklich als “All-Age” Titel verkaufen werde, weil es nicht nur Jugendbuch aber auch keine reine Belletristik ist, nicht umsonst gibt es von diesem Titel 2 Ausgaben.