Eine ganze Welt – Goldie Goldbloom

Angesiedelt in einer chassidischen Gemeinde in Brooklyn wird hier eine Familiengeschichte erzählt, in der das Ungesagte einen immer größeren Raum einnimmt. Denn was ist, wenn all das, woran Du dein Leben lang geglaubt hast, was Dich im innersten ausmacht und in dem Du dich auch glücklich gefühlt hast, in Frage gestellt wird?

Es ist nicht nur die Geschichte der Familie und dieser Gemeinde, ihre Rituale und Gepflogenheiten die mir Goldbloom näher bringt, die mich für dieses Buch einnehmen. Es sind die vielen Fragen, die aufgeworfen werden. Was macht eine lange Ehe aus? Wie gut kann man sich jemals wirklich kennen? Welche Auswirkungen hat Schweigen und Verleugnung innerhalb einer Familie? Und nicht zuletzt – welchen Einfluss haben unsere getroffenen Entscheidungen auf unser Leben?

Leseexemplar

Hiob – Joseph Roth

Ein Klassiker, den ich unbedingt kennenlernen wollte, ist er doch eines des Lieblingsbücher einer ganz wunderbar belesenen Freundin von mir. Eigentlich hat sie bereits die perfekte Besprechung zum Buch verfasst, ich versuche es aber dennoch: es ist eine Geschichte über das Leben in harten Zeiten und das Unglück, was sich im unerwarteten Moment doch noch zum Glück wandeln kann. Es ist ein Einblick in eine jüdische Familie und ihren Umgang mit Schicksalsschlägen, in die Momente des Zweifelns und des fester Verwurzelns im Glauben.

Wolkenbruchs wunderliche Reise in die Arme eine Schickse – Thomas Meyer

Herrlich unterhaltsam. Das Buch ist nur so gespickt mit jiddischen Ausdrücken, was meinem Mann und mir einige nette Abende beschert hat, in denen ich versucht habe, einige Szenen laut vorzulesen. Jiddisch ist eine spannende Sprache, eine lebendige, die sich, je nach Standort auch deutlich unterscheidet. Ein ganzes Buch in diesem Tonfall zu schreiben – klasse! Und Wolkenbruchs Reise, hin und hergerissen zwischen seiner Mame, dem Judentum, den Schicksen und seinem Glauben – man folgt ihm gern.

Lieber Mischa: … der Du fast Schlomo Adolf Grinblum geheißen hättest, es tut mir so leid, dass ich Dir das nicht ersparen konnte: Du bist ein Jude – Lena Gorelik

Übertreiben, Überspitzen, Ironie – damit wird in diesem ja..was ist es nun – ein Sachbuch? Ein Brief? Ein Erfahrungsbericht? – jedenfalls wird mit obigen Stilmitteln nicht gespart. Aber genau das scheint mir der richtige Weg zu sein, darüber zu berichten, wie es heutzutage ist, als Jude in Deutschland zu leben und aufzuwachsen. Gorelik ist klug, hat viel Wortwitz und ist sich ihrer eigenen inneren Zerissenheit, die sie lebhaft zum Ausdruck bringt, voll bewusst. Ein beeindruckendes Buch, was so einiges an Fragen klärt und genausoviele aufwirft.

Die Finkler-Fragen – Howard Jacobson

Gleich vorneweg: dieses Buch kann man nicht mal so eben lesen. Man muss durchaus ein wenig dranbleiben und ein gewisses Interesse für das Jundentum und seine Bräuche mitbringen. Bleibt man aber dran, so wird man belohnt mit einem Roman der gespickt ist mit Witz und Scharfsinn. Mitunter bitterböse nimmt sich Jacobson seinen ziemlich neurotischen Figuren an und lässt vorallem seine Hauptfigur im Geiste ganze Schlachten mit sich selbst ausfechten (manchmal ein klitzekleines bisschen langatmig, aber das verzeihe ich). Richtig tolle, ungewöhnliche Literatur und nicht umsonst mit dem Booker Prize ausgezeichnet.