Vielleicht tue ich dem Buch ein wenig unrecht, aber es konnte mich nicht ganz so sehr beeindrucken, wie andere Geschichten mit ähnlicher Thematik (von denen ich einige kurz zuvor las). Es mag also dem direkten Vergleich mit „The Silver Star“ geschuldet sein…Wunderschön allerdings: die Beschreibungen der kanadischen Landschaft und die Atmosphäre einer Traurigkeit…
Schlagwort: Jugend
Wiegenlied für kleine Ganoven – Heather O’Neill
Wenn man ein Buch beim Lesen immer wieder weglegt, spricht das nicht unbedingt für das Buch. Wenn man es aber weglegen muss, weil es einem ganz schön nahegeht, sieht der Fall schon wieder anders aus. Bei diesem Buch hat mich sofort das Cover angesprochen, der Titel, alles zusammen liess mich auf eine ungewöhnliche Geschichte hoffen. Die habe ich auch bekommen – allerdings ist hier wahrlich nicht mit einem launigen Handlungsverlauf zu rechnen. Ein Mann der mit 15 Vater wird und seine Tochter Baby nennt, die Mutter die es nach ihrem Tod den beiden überläßt, sich durchs Leben zu schlagen. Drogen, Sozialarbeiter, Wohnen in Absteigen die der Beschreibung spotten – aus der Sicht von Baby wird eine Kindheit erzählt, die mich ziemlich mitgenommen hat. Ob es nun der völlig überforderte, drogensüchtige Vater ist, Babys Klugheit, die durchblitzt und es ihr ermöglicht, in den Kleinigkeiten das Schöne zu sehen – es war ein ziemlich deprimierender Mix aus Faszination und Mitleid. Ich war fast ein wenig erleichtert, als ich das Buch zuklappte. Aber auch nur fast: Bücher sollen ja eigentlich genau diese Qualität haben: einen mitziehen, in die Geschichte, in die Atmosphäre, in die Gefühlswelt seiner Protagonisten. Das ich mich meist lieber in eine andere Art Geschichte ziehen lasse, kann ich dem Buch schwerlich anlasten.
Süchtig nach dem Sturm – Norman Ollestad
Ein beeindruckendes Buch, noch mehr wenn man bedenkt, das Ollestad hier eine wahre und vorallem: seine eigene Geschichte erzählt. Wie er mit 11 Jahren als einziger einen Flugzeugabsturz überlebt, das allein ist schon sehr beeindruckend, seine Schilderung, wie er es schafft, in einer Gebirgskette und völlig vereisten Höhen wieder in flachere Gefilde zu gelangen – ein halbes Wunder. Dazwischen erzählt Ollestad von seiner Jugend, die von Sport (Eishockey, Skifahren und Surfen) geprägt war, vorallem durch seinen Vater, der ihn zu all diesen Sportarten ehrgeizig antrieb. Dieses Buch ist also noch mehr: eine Vater-Sohn-Beziehung die ein jähes Ende nimmt, als der Vater beim Absturz ums Leben kommt. Dieses Zusammenspiel und auch die Fragen, die Ollestad aufwirft, ob er durch seine Jugend auf diesen Abstieg vorbereitet wurde, wie wir unsere Kinder vorbereiten können – wie er den Ehrgeiz seines Vaters damals erlebte – das ist packender als so mancher, komplett erfundender Roman.Mich hat er danach jedenfalls noch sehr lange beschäftigt…
Ich empfehle auch hier den http://www.youtube.com/watch?v=jFg-HtYcSXQ bei youtube mit einem Interview des Autors – sehenswert!
Tote Mädchen lügen nicht – Jay Asher
Dieses Leseexemplar fand ich schon in der Verlagsvorschau spannend. Hannah begeht Selbstmord und nach ihrem Ableben tauchen 7 Kassetten, in einem Schuhkarton verpackt bei ehemaligen Schulkameraden die mit ihr zu tun hatten auf. Allerdings hatten sie wohl nicht nur das…Hannah beschuldigt jeden einzelnen, Mitschuld an ihrem Tod zu haben. Die Idee allein ist sehr packend, der Ich-Erzähler Clay hört sich die Kassetten nach und nach an, vermischt die Stimme auf dem Band mit seinen Erinnerungen…ein tolles Jugendbuch, auch für eher-wenig-Leser. Einen kleinen Abzug gebe ich für die Sichtweise Hannahs, die ich zum Teil nicht nachvollziehen kann, das mag an den etwas anderen Werten in den U.S.A liegen. Das Ende hingegen fand ich im Gegensatz zu einigen anderen Lesern sehr gut & passend.
Tender Bar – J.R. Moehringer
Ein Junge der in Amerika in der Gemeinschaft von Stammkunden in einer Bar aufwächst. Die Bar begleitet ihn sein ganzes Leben über…bin noch nicht weit gekommen, sehr klein gedruckt und auch recht dicker Schinken. Aber, bisher recht nett. […]
“Tender Bar” hab ich durch, falls ihr mal nen netten Schmöker für eure Väter und jungebliebenen Onkels braucht – das ist euer Buch! Eine Lebensgeschichte rund um eine “Bar” zu stricken ist schon eine Art Kunst – das Buch ist ne runde Sache und lies sich gut lesen.
Für einen Erstling wirklich eine beachtliche Leistung.
Was mich am Anfang etwas “verschreckte” war zuerst die absolut tolle Schilderung der Bar und danach die Schilderung der Kindheit – irgendwie war mir dieser Schnitt zu hart. Im Nachhinein finde ich das Buch aber eine runde Sache – sicherlich mit ein paar kleinen Längen aber das schreibe ich dem Erstling zu. Zwischendurch gabs fande ich herrliche Szenen, alleine die Buchhandlung und Bill&Bud – wunderbar!
Insgesamt passt es gut das Buch in mehrere Teile zu unterteilen – weil auch jeder Teil eine ganz eigene Geschichte hat, eine eigene Art zu faszinieren. Der Begriff “Männerbuch” passt aber trotzdem gut. Bin gespannt wie das Buch in Deutschland angenommen wird