Es geht hier wieder mehr in Richtung ihrer ersten Romane, schnell durchgeschmökert, aber auch hier: ein oder zwei heisse Eisen weniger hätten es auch getan, aber nu…unterhaltsam ist und bleibt sie.
Schlagwort: Kinder
Mutter des Monats – Gill Hornby
Der Wahnsinn des Mutter-Daseins – schön bissig, böse und mit scharfer Feder skizziert. Das Höher, Schneller, Weiter, die Abgründe von Engagement und Cliquenwirtschaft. Unterhaltsam, mit dem ein oder anderen Körnchen Wahrheit, die perfekte Strandlektüre, während die Brut sich im Wasser tummelt und anderen Leuten Sandeimer aufs Handtuch kippt…
Besser – Doris Knecht
Ein scharf gezeichnetes Portrait einer Frau, die das eigentlich “perfekte” Leben lebt – und ständig Angst hat, es könnte jemand in ihr Innerstes sehen und die Fassade würde bröckeln und ihre Vergangenheit käme zum Vorschein. Bitter, aber nicht verbittert, von herrlicher Ironie und Sprachwitz durchdrungen, angenehm böse und mit starken Sätzen – eine mutige Geschichte, ein kraftvoller Roman.
Für den Rest des Lebens – Zeruya Shalev
Voller Wucht und Eindringlichkeit schildert Zeruya Shalev die Facetten einer Familie über 3 Generationen – in einer bildhaften, wundervollen Sprache die einen berührt zurücklasst…Meine erste Shalev und ganz sicher nicht meine letzte! Ja, man braucht einige Tage (und Ruhe!) für das Buch, weil es wirken muss – die Sätze sind lang, manches Mal fast ohne Anfang und Ende, aber genau das ist es was für mich den Reiz des Romans ausmacht.
Unbedingt erwähnen muss man die Tiefe, in die Shalev uns mitnimmt, intensiv spürt man den so oft schmerzhaften Gefühlen der Protagonisten nach. Eine Betrachtung der Familie, 3 eigenwillige Figuren und auch wenn viel Schweres den Roman bewohnt, so finden sich hier und dort doch kleine, wunderschöne Betrachtungen und Wörter und bilden so gemeinsam ein großes, sehr rundes Werk. Ein ganz wichtiger Lesetipp!
Kluge Babys, schlaue Kinder – Katharina Bäcker-Braun
Bitte nicht vom Titel abschrecken lassen – Das Buch hat nichts mit überzogener Frühförderung oder ähnlich überambitionierten Zielen zu tun. Es bietet einen guten Überblick über die verschiedenen Elemente der geistigen Entwicklung und verknüpft sie miteinander. Zudem ist das Buch gespickt mit Ideen für Kinder von 0 bis 3 Jahren, Liedern, Spielen, Bastelideen und Ritualen. Eine wahre Fundgrube für Eltern. Noch dazu machte es Spaß es zu lesen – ich bin sehr zufrieden und es wird uns sicher noch die nächsten Jahre begleiten!
Traut euch, Eltern zu sein – Helena Harrysson
Allein der Titel sagte zu mir “Das könnte was sein!” Ich konnte mich in sehr vielen Ansichten der Schwedin die selbst 6 Kinder hat und lange Zeit als Rektorin tätig war wiederfinden. Sie versteht es vorzüglich ihre eigenen Erfahrungen zu schildern, ihre Erfolge, ihre Niederlagen und verliert dabei nicht aus den Augen, das jedes Kind einzigartig ist. Eine Ermutigung an Eltern, sie selbst zu sein und manchmal einfach zu machen. Mag sein das ich vieles schon instinktiv ähnlich gemacht hätte – ich habe mir aber viele Anregungen aus dem Buch mitnehmen können und empfand ihre Schreibe als sehr mitreissend.
Angerichtet – Herman Koch
Ein Essen im 5-Sterne Restaurant ist angerichtet. Dort treffen 2 Brüder und ihre Frauen aufeinander. Oberflächlich sieht es nach einem normalen Abend aus, der übliche Ablauf ist durchkomponiert…aber auch die Kinder der Ehepaare haben etwas angerichtet…und der Leser erwischt sich dabei, wie er immer mehr die Luft anhält und die Katastrophe unaufhaltsam ihren Lauf nimmt, so sicher wie der Maitre die einzelnen Gänge in epischer Breite anpreist. Angerichtet stellt die Vorstellungen von Moral und Werten in Frage, fordert den Leser heraus, ist manchmal erstaunlich witzig, fast schon slapstickartig, tischt eine Szenerie auf die es so bisher nicht gab – ein äusserst gut gemachter, toll geschriebener Roman der schockieren will – das hat er geschafft!
Kinderkacke – Julia Heilmann/Thomas Lindemann
Eigentlich ist Kinderkacke kein Ratgeber. Den wollten die beiden Autoren auch nicht schreiben. Statt dessen entpuppt Kinderkacke sich als ehrliches, ungeschöntes Elternbuch das mich mehrfach zum Lachen, heftig-mit-dem-Kopf-nicken und So isses! sagen gebracht hat. Die beiden erzählen aus der jeweiligen Sicht, wie sie die Zeit mit ihren Kindern erleben und das machen sie richtig gut – man hat das Gefühl eine Familie kennenzulernen die um ihre Ecken und Kanten weiss, die ihre Schwierigkeiten genauso mit einem teilt wie die gemeinsamen Glücksmomente – das generell Kinder für beide Autoren zum Leben dazu gehören und sie ihre 2 Jungs nicht missen wollen steht ausser Frage!
Besonders gut fand ich das beide wirklich versuchen, sich offen und tolerant so manchen Fragen zu stellen, betrifft es jetzt die Elternzeit, die Erziehung, den Wiedereinstieg in den Beruf oder Zeit für sich selbst. Ganz klar ist das hier kein Nachschlagewerk, es ist ein Erfahrungsbericht der aber angenehmerweise nicht belehrt oder glaubt die Wahrheit für sich gepachtet zu haben. Nach einigen doch sehr blumig-verklärten Büchern zum Thema – eine echte Wohltat!
Der kleine Erziehungsberater – Axel Hacke
Ein echter Klassiker im Bereich des Geschenkbuches – jetzt weiss ich auch warum. Axel Hackes Beschreibungen über den ganz normalen Wahnsinn mit Kindern sind einfach nur eines: absolut herrlich! Wenn Sie es noch nicht besitzen – kaufen sie es! Egal ob die Kinder noch klein sind, schon längst aus dem Haus…es ist einfach toll!
Ein Geschenk des Himmels – Anne Enright
Ich hatte schöne kleine Glossen, durchaus mit Humor und gesundem Pragmatismus über Schwangerschaft, Kinder und das Leben mit ihnen erwartet. Ich bekam eine frustrierte Mutter die teilweise wirklich völlig verschwurbelte Theorien zum besten gab, meine Vorstellungen vom Elternsein nur sehr selten traf und insgesamt eine so distanzierte Haltung zu ihren Kindern einnahm, das ich mich geschüttelt habe. An wenigen Stellen griff der aussen angekündigte “Witz”. Das Buch hat mich wütend gemacht, denn es spricht teilweise wirklich ohne Respekt vor andersdenkenden Eltern über diese erste Zeit mit Kindern…Natürlich ist es in Ordnung, seine Erfahrungen zu schildern (und sicherlich hatte die Autorin es durch persönliche Probleme etwas schwerer), das diese Zeit auch unglaublich anstrengend sein kann stellt sicher keiner in Abfrage und auch das es schwarze Tage in einer Familie geben kann. Aber diese negative Grundhaltung gegenüber so ziemlich allem liess mich wirklich fragen, warum die Autorin unbedingt darüber schreiben wollte? Zur Ermunterung sicherlich nicht, eher zur Abschreckung. Ich rate ja selten von einem Buch ab aber hier aus vollem Herzen.