City of thieves – David Benioff

Manchmal gibt es Bücher, zu denen einem spontan ein Wort, eine Umschreibung einfällt. In diesem Falle wäre es „derb“ – denn sowohl die Erzählweise als auch die Geschehnisse, als auch der Humor sind es. Kalt ist auch der russische Winter, in dem zwei junge Männer versuchen, das Unmögliche wahr zu machen: mitten im Krieg ein Dutzend Eier zu ergattern. Das Buch hat mich ganz schön mitgenommen, einige heftige Szenen blieben im Gedächtnis haften und wirkten vielleicht auch im Original nochmal eindrücklicher. Nichts für Zartbesaitete, wohl aber für diejenigen, die ungewöhnliche Helden schätzen, die selbst aus der Not noch etwas zaubern können.

What we talk about, when we talk about Anne Frank – Nathan Englander

Ein Buch, das lange nachhallt ist für dieses Werk fast zuwenig gesagt – an einige Geschichten erinnere ich mich nach Monaten noch und an das Gefühl der Gänsehaut und Bewegtheit beim Lesen. Ich bin kein großer Kurzgeschichtenfan, diese haben mich aber nicht nur begeistert, sondern auch nachdenklich werden lassen. Das Buch habe ich mehrfach verschenkt, behandelt es doch soviele große Themen: Schuld, Verantwortung, Liebe, Freundschaft, Sterben, Gerechtigkeit und den Spagat, den wir alle in der heutigen Zeit zwischen Ethik, Moral, unserer Geschichte, Religion und dem Zeitgeist machen. Sehr, sehr beeindruckend und ganz sicher nicht mein letztes Buch dieses Autors.

Da geht ein Mensch – Alexander Granach

(Lesekreis): Was für ein Buch! Ich bin sehr, sehr angetan. Und das mir, ich lese superselten Biographien. Aber hier ist so ein toller Stil vorhanden, die Seiten fliegen nur so dahin. Was ich faszinierend finde: der junge Granach hat ja schon die ein oder andere Schote auf dem Gewissen. Aber man verzeiht es ihm doch sehr schnell (Klauen, Prügeleien, Weglaufen), weil er so charmant, geradezu mit verzeihlichem Augenaufschlag erzählt. Das fasziniert mich. Und wie genau diese Bilder in meinem Kopf entstehen, ich habe auch zwischendurch die Augen geschlossen und sah alles vor mir, immer ein gutes Zeichen wenn ein Buch mich auch tagsüber begleitet.
Auch spannend wie man die unterschiedlichsten Stationen durchläuft in seinem Leben und es wirklich von sovielem abhängt was man später tut, wen man liebt, wer man wird. Es hätte für Granach auch komplett anders ausgehen können. Am liebsten war mir (von wirklich vielen Stellen) aber der Theaterbesuch und diese Begeisterung! Da geht mir das Herz auf, wie er schwärmt und weiss: das isses jetzt! Wow!

Gerade im ersten Teil (allein schon der Anfang) stecken einige so sprachlich besondere Sätze, auch ist die Sprache so bildhaft – vor meinem inneren Auge sind viele Bilder entstanden, was ich bei einer Biographie wirklich gut finde, ein Roman hat es da einfacher. Was mich zum Schluss hin sehr erstaunte – durch die Fotos wusste man ja schon, dass er später verheiratet ist und auch einen Sohn hat. Das dieser Teil seines Lebens komplett hintenüberfiel, hat mich erstaunt. Zunächst dachte ich, vielleicht ist es gewollt, die Familie nicht in den Mittelpunkt stellen, da aber sein Sohn ja auch ein Buch schrieb – vielleicht doch nur eigene Eitelkeit? ;-)  Er wirkt ja nicht wirklich wie ein eitler Geck, aber ist schon sehr selbstbewusst aufgetreten.
Der Kriegsteil war für mich auch anstrengender zu lesen. Andererseits war er auch wichtig für sein Leben und trotzte mir Respekt ab, wie er diese schwierige Zeit überstanden hat. Das er da rausgekommen ist – uff! Insgesamt war ich immer wieder erstaunt, wieviel passierte, wie sich an kleinsten Entscheidungen die Lebenswege verändern. Da denkt man dann schonmal – das Leben kann schon die verrücktesten Wege nehmen. Ein bisschen zu “charmant” überspielt waren mir viele Diebstähle. Vielleicht war es die Zeit, allerdings hatte ich da das Gefühl, es wurde eher als Kavaliersdelikt gehandelt, so schreibt er auch darüber.

Léon und Louise – Alex Capus

Dieses Buch hat mich bezaubert – durch einen leichten (aber nicht seichten) Erzählstil und Figuren die sich einprägen – ich sehe da so viele Bilder vor meinem inneren Auge entstehen. Obwohl es zur Besatzungszeit in Frankreich spielt verliert es nie diese gewisse Leichtigkeit. Einfach ein toller, prallvoller Roman einer ganz besonderen Begegnung und Liebe. So stelle ich mir einen gelungenen Roman vor!

The Hunger Games: Mockingjay – Suzanne Collins

Tja, wie schreibt man über den dritten Band ohne zu spoilern…er war ein recht guter Abschluss der Serie, ich habe mich aber (sicherlich auch weil ich mit der englischen Sprache zu kämpfen hatte) etwas schwergetan. Im großen und ganzen war ich zum Schluss wieder versöhnt – es hat aber lange nicht soviel Fahrt aufnehmen können wie die beiden vorigen Bände, auch haben mir manche Handlungsstränge aus den vorigen Bänden gefehlt. Insgesamt finde ich aber die Tribute von Panem immer noch äusserst lesenswerte Jugendbücher die auch viele Erwachsene noch in ihren Bann schlagen werden – und auch viele Fragen aufwerfen.

Der Tag an dem Marilyn starb – Donna Milner

Nachdem ich von River von der gleichen Autorin so begeistert war, habe ich mir von diesem Buch recht viel erhofft. Warum es mich nicht ganz so gepackt hat, kann ich selbst nicht so genau sagen: die Personen wuchsen mir ans Herz, gerade die Kinder, die Geschichte war auch sauber erzählt. Für mich aber eben nicht mehr, zumal mir Geschichten die rund um Kriegsgeschehen angesiedelt sind, selten gut gefallen. Vielleicht einfach für mich nicht das richtige Buch.

Der Verwilderte Park – Jaques Roubaud

Ein kleines Werk aus dem wunderbaren Wagenbach Verlag. Beeindruckend, wie Roubaud anhand der Kindheitserinnerungen von Dora und Jaques die im Sommer 1942 auf dem Land untergebracht werden, die vorherrschenden Ereignisse schildert. Die Kinder verleben einen wilden Sommer, gelegentlich vom Murmeln der Erwachsenen und einigen aufgeschnappten Fetzen aus dem Radio unterbrochen. Man spürt unterschwellig,  das etwas im Busch sein muss – die ganze Tragweite ist den Kindern aber nicht klar und auch der Leser wird bis zum Schluss nur vage unterrichtet. Diese Atmosphäre zu erzeugen, das ist Kunst – auch die Beschreibungen der Streifzüge durch die Natur sind so wunderbar geschrieben. Für mich ein schönes Kleinod im Bücherwald, selten wird eine so kurze Zeitspanne so trefflich erzählt.

Geschichte einer Ehe – Andrew Sean Greer

Eine Dreiecksgeschichte der ganz anderen Art, angesiedelt in den USA der 50ger Jahre. Eine sehr dichte Sprache, unheimliche viele Gedanken, Erinnerungen, wunderschöne, traurig-ziehende Beschreibungen über die Ehe, die Liebe, das Leben. Die Geschichte tritt, obwohl sie wirklich von Anfang an Neugier und Spannung erzeugt, oft etwas in den Hintergrund, aufgrund dieser intensiven Beschreibungen, aber da diese so mitreissen, tut das keinen Abbruch. Ein toller Roman über die Liebe, vielleicht grade für diejenigen, die von der großen, perfekten Liebe mal eine Pause brauchen.

Himmel und Hölle – Malorie Blackman

In der Welt dieses Buches gibt es zwei Arten von Menschen. Die Alphas und die Zeros. Die Zeros sind Bürger zweiter Klasse, sie haben deutlich weniger Möglichkeiten und Rechte als die Alphas. Sephi ist eine Alpha. Callum ist ein Zero. Beide sind seid ihrer Kindheit befreundet – aber als sie älter werden und aus Freundschaft Liebe entsteht, wird der Druck der Gesellschaft, diese Verbindung zu zerstören immer stärker…

Dieses Buch ist heftig. Die Sprache erinnert zunächst wirklich an ein Jugendbuch, einfach und klar. Ich habe allerdings mehrfach heftig schlucken müssen. Was Blackman hier zunächst sanft und später immer heftiger anprangert, das ist erschreckend realistisch, atemberaubend spannend und für mich wirklich ganz großes Kino. Was ein Buch! Für mich die absolute Empfehlung sowohl für Jugendlich ab 15 aber auch Erwachsene. Blackman hat hier Themen angeschnitten, die uns alle angehen!