Nach dem Tod gleich links – Anna Buchwinkel

Erinnert ihr euch noch an den Blogbuster 2017? Damals hatte ich drei Manuskripte in der engeren Auswahl…und eines davon hat nun eine Verlagsheimat gefunden – YEAH, KONFETTI!

Damals schrieb ich über Annas Manuskript:

Richtiggehend liebgewonnen habe ich die Protagonistin des zweiten Manuskripts Nach dem Tod gleich links von Anna Backwinkel. Auch hier spielt der Tod eine große Rolle, ans Herz gewachsen ist mir aber Else, die eine Vorliebe für alles mit Kuhfellmuster und Eierlikörpralinen hat und sich für ihre große Liebe sogar mit dem Tod anlegt. Klingt schräg? Ist es auch, aber so unterhaltsam und stets mit ein wenig Ernst im Hintergrund. Auch Annas Werk möchte ich irgendwann in gedruckter Form im Laden liegen haben – sie hat es verdient!

Und nun ist es seit Anfang April tatsächlich soweit, denn “Nach dem Tod gleich links” ist bei Piper erschienen! Nach dem Tod gleich links – Anna Buchwinkel weiterlesen

Abschlussball – Jess Jochimsen

Es gibt Autoren, von denen ich erwarte, dass sie mir eine traurige Geschichte erzählen können, bei der ich trotzdem schmunzeln muss. Einer davon ist Jess Jochimsen, dessen feinen Humor ich sehr schätze. Wer sonst könnte die Geschichte um einen Friedhofstrompeter mit solcher Leichtigkeit erzählen und dennoch nie in den Kitsch abrutschen? Marten ist ein Sonderling, einer, der schon so manches Tief im Leben erlebt hat und der sich eingerichtet hat, in seiner kleinen Welt. Er spielt den Toten ein letztes Lied auf seiner Trompete und versteckt sich auf dem Friedhof und in seinen kleinen Ritualen – vor dem Leben? Im Verlaufe des Buches wird er es herausfinden und wir schauen ihm dabei zu – mal besorgt, mal lächelnd und hier und da auch trocken schluckend.

Wieder hat Jess Jochimsen es geschafft, einen Roman zu schreiben, der sich abhebt, in dem seine Protagonisten die sein können, die sie sind, mit all ihren Stärken und Schwächen. Kein leichtes Buch für den Sommerurlaub, im Gegenteil. Aber dennoch ein Buch, welches man an einem lauen Sommerabend lesen kann, leise Trompetenklänge noch im Ohr. Und wenn man es zuschlägt, wird man das Gefühl nicht los, ein kleines bißchen mehr verstanden zu haben. Vom Leben, der Liebe und dem Tod.

Zu wissen, was ich nicht will, macht Platz für Dinge die ich will!

Als Kinder wussten wir ganz genau, was wir einmal werden wollen und was uns wichtig ist. Wir hatten Träume, Ziele, unzählige Pläne. Und noch viel wichtiger – wir wussten, was wir NICHT wollen. Das haben wir dann ausgesessen, nicht gemacht, impulsiv abgelehnt, es kam uns gar nicht in den Sinn, unsere Zeit damit zu verplempern, Dinge zu tun, an denen unser Herz nicht hing.

Wir waren neugierig, sogen das Wissen auf, vertieften uns mit einer Hingabe in unsere Hobbies, die uns heute so oft fehlt. Uns stand die Welt offen, unsere Fantasie kannte noch nicht so viele Einschränkungen und Hürden. Waren mutig und unerschrocken, wir probierten uns aus. Wenn wir hinfielen, dann sahen wir das nicht sofort als Scheitern an. Wir standen auf und liefen eben wieder los. Es gehörte schlicht und ergreifend dazu.

In der letzten Zeit frage ich mich ab und an, ob wir das verlernt haben? Trottend durch einen Alltag, der aus ganz viel Müssen und wenig Wollen besteht. Und das Müssen kommt von überall her. Aus der Gesellschaft, aus unserem Job und aus den Ansprüchen, denen wir glauben genügen zu müssen. Sollten wir nicht in manchen Bereichen unseres Lebens (dass es einige gibt, in denen Kompromisse und Vorgaben nunmal dazugehören, sollte klar sein) deutlich mehr darauf achten, was WIR wollen und nicht, was andere uns als Vorgabe liefern?

Natürlich kann ich heute nicht mehr meine Jacke nehmen und meinen Kunden an der Kasse stehen lassen, um am Flüßchen meiner Heimatstadt das Wasser zu stauen, wie ich es als Kind stundenlang mit Freunden getan habe, völlig im Flow und mit mir im Reinen. Aber ich kann mich entscheiden, die Zeit, die mir bleibt um das zu tun, was ich wirklich will, aufs Schärfste zu verteidigen. Vor all den “Das solltest Du!” und “Das macht man aber so!

ueber-das-wollen

Zu wissen, was wir wollen und noch wichtiger, was wir nicht wollen, kann der Augenöffner und der Anschub sein, den wir brauchen.

Nicht immer reicht es, vom Nicht-Wollen darauf schließen zu können, was unser nächstes Ziel, unsere Vision sein wird. Dazu gehört auch, dass wir in uns hineinhorchen – in diesen Gedanken steckt eine Menge Bewegung und es ist nicht die einfachste Übung. Aber, um eine erste Idee dafür zu bekommen, was ihr wollt, denkt darüber nach, an was ihr sehnsuchtsvoll denkt, wenn ihr in einer langweiligen Alltagstrott-Situation feststeckt. Wo wärt ihr gerade lieber? Was tut ihr? DAS ist es, was ihr auf eurem Zettel notieren solltet und nach und nach für euch und euer Leben als Priorität einstufen solltet.

Denn wenn wir ein Ziel vor Augen haben, den festen Wunsch, zu lernen und offen zu sein, dann fällt uns das Nein sagen plötzlich leicht. Die Sicht wird klarer und wir können uns für uns selbst und unsere Ziele einsetzen. In uns spüren wir, dass wir wieder auf dem richtigen Weg sind, dass wir wieder Freude haben, an dem was uns fasziniert. Dann reiben wir uns verwundert die Augen und fragen uns, warum wir das nicht schon längst getan haben. Ja, es mag einige irritieren. Ja, ziemlich sicher ecken wir damit sogar an, werden herausgefordert, uns zu erklären.

Ich habe nur ein Leben, dieses eine Leben, was ich gerade lebe und ich möchte es mit Tätigkeiten füllen, die mich ERFÜLLEN. Mit Liebe, mit harter Arbeit für Sachen, an die ich glaube, mit dem Entdecken und lebenslangen Lernen. Mit diesem Gefühl, welches das Herz weit macht, den Geist jung hält und vorallem – was es mir leicht macht, zu unterscheiden, was wirklich wichtig ist, und was nicht.

Geht ihr momentan jeden Abend ins Bett, ein klares Ziel oder einen Wunsch, wie euer Leben aussehen soll vor Augen und sagt euch – heute habe ich einen weiteren Schritt dorthin getan, selbst wenn er mit bloßem Auge kaum sichtbar war? Wenn eure Antwort Nein lautet – Warum nicht?

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Marie – Steven Uhly

Erinnert ihr euch noch an “Glückskind” von “Hanau liest ein Buch” ? Der Roman von Steven Uhly hat ganz Hanau bewegt. Und viele fragten sich zum Schluss … wie hätte es weitergehen können? Mit “Marie” erfüllt Steven Uhly ganz vielen Leserinnen und Lesern einen großen Wunsch, er geht der Frage nach – was wurde aus dem “Glückskind”, aus Hans D. und der Mutter?

Wieder saß ich, an einem verregneten Herbsttag auf dem Sofa und tauchte, wie schon beim Glückskind, tief in den Roman ein. Mit feinem Gespür folgt Uhly seinen Figuren, er spart nichts aus, er beschönigt nichts. Wie gehen alle Beteiligten um, mit dem, was geschehen ist? Gibt es ein richtig oder falsch? Kann man so tiefgreifende Geschehnisse auf Dauer verheimlichen? Für mich ist “Marie” nicht nur ein großartiger Roman geworden, sondern auch eine brilliante Fortsetzung, die man sich als “Glückskind”-Fan nicht entgehen lassen sollte!

Furiously Happy – Jenny Lawson

Ich habe “Das ist nicht wahr, oder?” wirklich sehr geliebt und auch “Furiously Happy – A funny book about horrible things” konnte mich wieder überzeugen. Jenny Lawson ist wirklich “one of a kind” – eine außergewöhnliche Frau! Sie ist geistreich, hat einen großartigen (Galgen)-Humor und nicht zuletzt kann ich nur sagen “She’s fucking great!” weil sie sehr offen über mentale Krankheiten und Depressionen spricht, in einer Zeit, in der diese Themen unverständlicherweise noch viel zu oft verschwiegen werden. Wir brauchen mehr davon! Die Welt wäre ein besserer Ort, wenn wir beginnen würden, über diese Dinge zu sprechen – denn sie sind da. Ich bin dankbar für Autoren wie Lawson, die uns zeigen – es gibt immer einen Weg. Auch wenn Du denkst alles und vorallem Du selbst und dein Leben ist einfach nur ein Schlachtfeld aus Versagen und schwarzen Gedanken – dieses Buch flüstert Dir zu: Du bist großartig. Vielleicht schräg, vielleicht ungewöhnlich, vielleicht ein*e Aussenseiter*in – aber liebenswert und einzigartig. Und es wird wieder Zeiten geben, in denen DU das auch sehen kannst.

Thank you Jenny, for writing this!

(Die deutsche Ausgabe erscheint am 17. Oktober)

Arbeit und Struktur – Wolfgang Herrndorf

Ich wollte dieses Buch in Ruhe lesen, Herrndorf quasi die letzte Ehre erweisen, indem ich das Buch nicht so zwischendrin lese. Ich fand es schwer, großartig und wieder verdammt schwer. Ich konnte es nicht am Stück lesen, es brauchte Zeit und Herrndorf hat für seinen gewählten Weg und seinen Blog meinen höchsten Respekt. Ich habe beim Lesen so oft an meine Freundin U. gedacht, die einen ähnlichen Weg gehen musste und die, wie Herrndorf bis kurz vor dem Ende schrieb, sich mitteilte und uns bat, es mitzutragen, es zu “ertragen“. Sie hat mich damals beeindruckt und tut es heute immer noch, 5 Jahre später. Ich bin mir sicher, dass ihr Herrndorfs Blog gefallen hätte. Das Buch hat mich mitgenommen, durchgerüttelt und ganz und gar nicht unbeeindruckt hinterlassen. Und auch, wenn ich genau wusste, wie es ausgeht – die Träne auf den letzten Seiten, die rollte. Danke Wolfgang Herrndorf!

Glanz und Schatten: Truman Capote und Harper Lee – eine Freundschaft – Alexandra Lavizzari

In den letzten Wochen kommt man an Harper Lee ja kaum noch vorbei, so groß ist die Aufregung über ihren zweiten (oder eher – ersten) Roman, der nun erstmals erscheint. Für jemanden wie mich, der “Wer die Nachtigall stört” zu einem der wichtigsten Bücher zählt, was ich je gelesen habe, war nun der richtige Zeitpunkt, Harper Lee ein wenig besser kennenzulernen. Dieses Buch nähert sich Capote und Lee über ihre gemeinsame Zeit und Freundschaft her an. Es las sich unheimlich spannend und interessant, man tauchte ein in die damalige Zeit und ich war fasziniert davon, wie unterschiedlich beide sich entwickelten. Eine inspirierende Lektüre, wegen der ich wohl bald ein Buch aus dem Regal ziehen werde, was ich noch nicht kenne “Kaltblütig” von Truman Capote!

Die letzten Tage im Leben von Rabbit Hayes – Anna McPartlin

Ich muss ehrlich gestehen, dass ich zu diesem Buch nur griff, weil mein Kopf so voll war und ich dachte, mehr als wirklich “leichte Lektüre” schaffe ich nicht. Aber das eher romantisch-verspielte Cover täuscht. Die Geschichte um Rabbit Hayes geht zu Herzen – aber nicht nur das. Man gewinnt ihre schräge, irische Familie nach und nach lieb, die fluchende Mutter, den kämpfenden Vater, den unzuverlässigen Bruder, ihre Tochter und soviele mehr. Jap, es ist hier und da auch kitschig und vorhersehbar, und traurig wird es auch nicht zu knapp. Aber doch steckt in diesem Roman deutlich mehr Potential, als ich ihm am Anfang zugetraut habe.

Der große Trip – Cheryl Strayed

Wenn in deinem Leben gerade selbst einiges grandios schiefgeht, hilft es, von anderen zu lesen, denen es ähnlich geht. Strayed hat so ziemlich jeden Grund, ihr Leben als schwer zu empfinden, einige Schicksalsschläge, Drogen und der Tod ihrer Mutter katapultieren sie völlig aus ihrem Leben. Sie entschliesst sich, den Pacific Crest Trail zu wandern. Ein hehres Unterfangen, bedenkt man, dass sie keinerlei Übung und nur einen halbwegs zureichenden Plan hat. Mich hat dieses Buch beeindruckt. Was diese Frau diesem Weg abgetrotzt hat, ihr Scheitern, Wiederaufstehen, Weiterlaufen. Wie sie reflektiert und ihre Trauerarbeit leistet, wie sie Rückfälle hat und doch nicht aufgibt. Ich empfand das Buch als ungeschönt und ehrlich. Ein beeindruckendes Buch über den ganz eigenen Weg, den jeder zu gehen hat.