Die Journalistin & Bloggerin Moni Münch vom Main-Echo hat sich mit mir zu einem Gespräch getroffen. Entstanden ist dabei dieser schöne Artikel und ein Dossier zu Literaturblogs in der Region und zur Leipziger Buchmesse. Ich finde diese Mischung sehr gelungen – vielen herzlichen Dank!
Und da ist sie schon wieder vorbei, die Leipziger Buchmesse 2017. Zwei vollgepackte Tage habe ich dieses Jahr auf der Buchmesse verbringen können und wie gewohnt war es eine tolle Zeit – zwischen all der Euphorie finden sich aber auch ein paar Molltöne.
Seit vielen Jahren besuche ich die Buchmesse und als ich das vorallem noch in meiner Eigenschaft als Buchhändlerin tat, habe ich mir eine gewisse Routine angeeignet. Mit einem vagen Grundplan im Hinterkopf zu den Verlagen gehen, ein paar kleine Panels und Veranstaltungen auf dem Zettel und genug Zeit, um sich treiben zu lassen. Auch habe ich die Buchmesse immer dazu genutzt, den eigenen Wunschzettel aufzufüllen und hatte genügend Zeit, in diverse Bücher reinzublättern.
Seitdem auch der Blog-Anteil meines Messebesuchs immer größer wird, habe ich deutlich mehr Termine. Und so sehr es mich freut, dass Buchblogger*innen eingeladen werden, dass sich da viele Gedanken gemacht werden und wir auch ausgesprochen feine Sachen erleben dürfen – ich habe für mich beschlossen, dass ich sehr viel mehr unverplante Zeit brauche. Die schönsten Erlebnisse und Gespräche habe ich bei zwanglosen Treffen, wo Raum ist für “Kennst Du schon XX?” und gemeinsames Plaudern. Die Bloggerlounge finde ich deshalb auch eine ganz tolle Einrichtung, die ich dem Leipziger Buchmesse-Team hoch anrechne. Der ständige Blick auf die Uhr hat mich dieses Mal (zumindest am Freitag) doch sehr angestrengt und oftmals auch herausgerissen. Dafür können die Verlage nichts, aber ich sage mir – Lesson learned und werde nächstes Jahr deutlich mehr Freiräume einplanen.
Sobald ich das in meinem Kopf für mich sortiert hatte, war aber auch gleichzeitig klar: Ich hatte dennoch eine feine Messe! Ob das der gelungene Umtrunk zu dem Voland&Quist einlud war, bei dem ich mit Wibke Ladwig ein Öhrchendate hatte und mich traute, auch mal von ein paar Schreib-Plänen zu erzählen. Wo ich Anke Stelling kennenlernte und mir Jörg Sundermeier mein Exemplar von “Bibliodiversität” in die Tasche hüpfen liess. Torsten Woywod auf dem Gang treffen, völlig ungeplant und dann die wohl schönste Murakami-Tasche ever, original aus Taiwan erhalten. Und die Poetin meines Herzens, Safiye Can wiederzutreffen, ein so herzlicher Mensch und ihre Gedichte seien euch hiermit nochmals ans Herz gelegt.
Dass ich Susann Pásztor beim Bloggertreffen von KiWi treffen durfte (ihr Buch “Und dann steht einer auf und öffnet das Fenster” kann ich nur wärmstens empfehlen!) die den denkwürdigen Spruch brachte “Ich fühle mich, als wäre ich backstage im Internet und lerne die Band kennen” im Bezug darauf, wie es sich anfühlen würde, sovielen Bloggerinnen und Bloggern gegenüber zu sitzen. Wir erlebten hier sehr positive Aufgeschlossenheit und ich bin mir sicher, sie hat jetzt einige neue Fans gewonnen – denn sie schreibt nicht nur toll, sie liest auch fabelhaft vor!
Ebenfalls gelungen und ein sehr angenehmer Messeeinstieg war das Bücherfrühstück der Stiftung Buchkunst. Lehrreich und interessant erzählte uns Katharina Hesse von der Juryarbeit für Die schönsten deutschen Bücher und wir konnten anhand von Beispielen auch selbst mal ein wenig Jury spielen. Herstellung und Ausstattung sind eine Kunst für sich, die ich als Buchhändlerin aufmerksam verfolge. Danke für die Einladung!
Der Überraschungsgast beim Diogenes-Treff entpuppte sich als Martin Suter, der zwar sehr ruhig agierte, dessen Auftauchen mich aber besonders gefreut hat. Denn schließlich habe ich so gut wie alles von ihm gelesen und bin Fan!
Entspannung war angesagt in den bequemen Sesseln der LovelyBooks-Truppe, die uns charmant und liebevoll vom Messetrubel entspannen ließen. Hier war dann auch Raum und Zeit für Gespräche und Austausch, genauso wie beim anschliessenden Offline-Treffen der Facebook-Gruppe “Buchhandelstreff“, über das meine Kollegin im Buchladen, Malu Schrader im Börsenblatt berichtet hat.
Am Samstag war dann endlich genügend Zeit und Muße, um zumindest Halle 5 ausgiebig zu durchstreunen. Viele schöne Gespräche habe ich geführt mit engagierten Verlegerinnen und Verlegern, es wurde von Büchern geschwärmt, einige durfte ich auch in meine Tasche packen (Vielen Dank dafür!). Vorallem erlebte ich wieder einmal mehr, wie bunt und vielfältig die einzelnen Independent-Verlage und ihre Programme sind. Besonders schön war es beim Cass Verlag, der mein Interesse für japanische Literatur befeuert und bei den Verbrechern, wo wir unverhofft auf David Wagner trafen, der für “Sich verlieben hilft“, (erschienen beim Verbrecher Verlag) verantwortlich ist und den ich sehr bewundere. Das war definitiv ein ganz großes Highlight.
Und last, but not least war es dann soweit: Katharina von Kulturgeschwätz, Sophie von Literaturen und ich dürften auf der Leseinsel der jungen Verlage aus “Warum ich lese“, (herausgebracht vom Homunculus Verlag) lesen. Hatten wir anfangs noch Bedenken, dass vielleicht nur einige Bänke besetzt sein würden, konnten wir schnell aufatmen – denn unser Ausblick war der folgende:
Kurz bevor man dann selbst zum ersten Mal einen eigenen Text vor Publikum liest, ist man dann doch sehr aufgeregt (dass David Wagner dann am Rand stand und uns die gedrückten Daumen hochhielt, hat sehr geholfen!). Aber wir sind nicht von der Bühne gepurzelt, das Publikum lachte zwischendrin immer mal und wir sahen viele freundliche und bekannte Gesichter unter den Zuhörenden. Danach wurden sogar noch einige Exemplare signiert und besonders freute mich, dass sich zwei Menschen noch einige meiner genannten Bücher aus dem Text am Verlagsstand abschrieben.
(c) Malu Schrader(c) Malu Schrader
Einige Pläne und Ideen wurden ausgeheckt auf dieser Messe, ein paar Projekte wurden konkreter und für mich blieb vorallem eines im Gedächtnis: Dass man auch mal springen muss. Sich trauen. Und auch hier auf dem Blog, meinen Leserinnen und Lesern etwas zutrauen, wenn ich mal neue Wege gehe. Ich hoffe, ihr seid dabei, denn meine Lust am Schreiben ist aktuell groß wie nie!
Leipzig, auf ein neues im nächsten Jahr! Danke für alle, die inspiriert, weitergeholfen, umarmt und motiviert haben, die ihr Wissen mit mir geteilt haben und diejenigen, bei denen ein stummes Nicken reicht, um zu wissen, man denkt dasselbe. Danke für Support, für Pizza und ruhige Momente und wie immer – den guten Austausch. Ihr seid einer der Gründe, weshalb ich immer noch Lust habe, über Bücher zu schreiben!
Im Zug nach Hause flog mir die Überschrift für den diesjährigen Messeartikel wirklich einfach zu: denn für mich war es dieses Jahr einmal mehr wieder eine Aneinanderreihung von schönen Erlebnissen mit Buchmenschen aus allen Sparten, fast alles in Halle 5, wo viele der Unabhängigen Verlage und die Bloggerlounge beheimatet sind.
Familientreffen mit Felix Wegner und Katharina von textverliebt. Wilder Haufen! (c) textverliebt
Als Reisebegleitung hatte ich die charmant-lässige Textverliebt an meiner Seite, deren Branchenwissen und kluge Betrachtungen von Dynamiken und Entwicklungen im Netz mich mehr als einmal begeistert haben. Noch dazu ist ihr Humor einfach fabelhaft – wie man sieht, hatten wir gemeinsam einfach eine richtig gute Zeit.
In Leipzig bin ich dieses Jahr gefühlt doppelt unterwegs gewesen. Als Buchhändlerin und Bloggerin. Es ist ganz witzig, dass je nach Stand mal das eine, mal das andere mehr im Vordergrund steht. Während ich, gerade bei den größeren Verlagen, ganz klar als Buchhändlerin mit meinen Verlagsvertreter*innen spreche und der Buchladen bekannt ist, verhält es sich bei den Indies oftmals so, dass eben auch der Blog bekannt ist. Ich profitiere aber sehr von dieser Zweigleisigkeit. Im Buchladen kann ich zum Beispiel den#indiebookday so richtig zelebrieren, da habe ich mit Schaufenster und Sortimentsgestaltung ganz andere Möglichkeiten als im Blog. Im Blog hingegen kann ich wunderbar schreiben und (Indie)-Büchern eine Bühne im Netz verschaffen. Ich liebe es, dass ich Beruf und Blog miteinander verbinden kann und das oftmals Synergieeffekte erzeugt. Begeistert hat mich dieses Jahr besonders, wieviel Wertschätzung meiner Arbeit entgegengebracht wurde – sowohl offline als auch online.
Die berühmten Messeschuhe…
Wenn man charmante Verlegerinnen in den Arm schließen darf (Binooki), bei Open House in Verzückung geraten darf über “Winternovellen” (mein liebster Indiebook-Tipp zur Zeit!), wenn ich beim Cass Verlag mit der Verlegerin, (Japanologin) über meine Vorliebe für Japan reden darf und mit einem interessanten Tipp versorgt werde – dann macht mich das glücklich! Auch bei Edition Nautilus, der Frankfurter Verlagsanstalt, Voland & Quist und Wallstein hatte ich herzliche Begegnungen. Imke Schuster vom Dumont nahm sich ebenfalls viel Zeit für mich, dieses Kennenlernen hat mich sehr gefreut! Und nur auf der Buchmesse nimmt Jörg Sundermeier vom Verbrecher Verlag, die ja sowieso einen Stein bei mir im Brett haben, mich ins Schlepptau um mich einer Kollegin vorzustellen und auf dem Rückweg das Du anzubieten und mir noch zwei neue, fabelhafte Verlage gegenüber im Gang vorzustellen. So kam ich zu zwei ganz spannenden Gesprächen bei Hablizel und homunculus verlag – Menschen, die sich Zeit für mich nahmen und spontan Bücher empfohlen, die meinen Geschmack exakt treffen und deren Begeisterung mich ansteckt. Weiter so!) .
Herrlich auch, wenn man dann von Hörensagen bekannt ist und nach dem pinken Kleid Ausschau gehalten wurde, was zu einem sehr netten Gespräch mit Regine Vogel, einer der Vertreterinnen von indiebook.de führte – wieder ein Gesicht mehr, dass man nun nach der Messe kennt. Ebenfalls ein Gespräch, was durch das Pinkfisch-Outfit zustande kam, war das am Pink Ribbon Stand. Die Organisation ist mir aus persönlichen Gründen sehr nah, sie leisten wichtige Arbeit, haben Herzensprojekte und ich trage meine pinken Schleifchen mit Stolz! Ich freue mich, dass ich auch in Deutschland immer mehr davon sehe – Way to go!
Pinkfisch auf dem pinken Teppich! (c) Punktum Verlag.
Und weil alle guten Dinge drei sind, führten Kleid und Schuhe auch noch zur Entdeckung von Punktum Bücher. Diese hatten nämlich einen sehr ansprechenden Stand – mit pinkem Teppich! Das führte nicht nur zu diesem schönen Bild, ich las mich fest und hatte am Ende quasi das gesamte Verlagsprogramm notiert – solche Entdeckungen sind das Salz in der Messesuppe! Oben drauf gab es ein angenehmes Gespräch und etwas zu lesen – mehr dann bald im Indiebookday-Beitrag!
Für poetische Selfies! (Na gut, Dominik hat geholfen. Merci!)
Dass das beste Sofa der Messe (und diesmal auch die Anlaufstelle für poetisierende Selfies) bei den Rockstars vom Verlagshaus Berlin zu finden ist, dürfte mittlerweile bekannt sein. Meine Secessions-Menschen machten mich mit Infos und einem Buch auf das ich mich sehr freue glücklich – sieht man doch, oder?
Auch das Gespräch mit Stefan Weidle und Petra Seitzmayer war ein Highlight. Die beiden haben die Mainzer Buchmesse der Unabhängigen Verlage gegründet, wo ich am 2. Juli bei einer Podiumsdiskussion den Buchhandel vertreten werde, zur spannenden Frage Das allmähliche Verschwinden älterer Titel aus dem Buchhandel – was kann man tun? Nach diesem angeregten Standgespräch freue ich mich noch mehr auf diese Veranstaltung!
Danke für das Bild an @textverliebt !
Unbedingt zu den Lieblingsstunden der Messe gehörte ein Event, den die fabelhafte Susanne Bühler von Diogenes für einen kleinen Kreis organisiert hatte. Ein erster Blick auf das wirklich gut gemischte Diogenes-Herbstprogramm (vormerken!) und dann eine ganze Stunde zusammen mit Benedict Wells und einer sehr persönlichen Fragerunde. Nicht umsonst schwärmen soviele von “Vom Ende der Einsamkeit” – der Roman ist einer meiner Lieblinge im Frühjahr und auch seine älteren Bücher habe ich mit Begeisterung gelesen. Die Möglichkeit dieses Treffens war wirklich etwas Besonderes, Merci an alle die das möglich gemacht haben und diese Runde voller bekannter Gesichter zusammenbrachten.
Austausch in der Bloggerlounge mit ThatYvo, Lost Pages, Shanty, Textverliebt und Was liest Du?_TeamFlauschige Blogger? Das vielleicht nicht. Aber Zusammenhalt ist da! Mit Literaturen und Sounds & Books
Fast schon Tradition hat nun das inoffizielle Bloggertreffen von Papiergeflüster, die dann am Ende selbst nicht da war (und sehr fehlte!). Das Klassenfahrtgefühl kehrte zurück, neue Gesichter kennenlernen, zusammenrücken, fachsimpeln, sich in die Arme fallen. Nicht nur in dieser Runde hatte ich über die ganzen zwei Tage der Messe immer wieder ein Wort im Kopf: Vernetzung. Diese Bande, die das Jahr über auf Twitter, Instagram, Facebook und auf unseren Blogs geknüpft werden, diese sind in Messezeiten so stark spürbar und werden von Jahr zu Jahr intensiver. Projekte die gemeinsam angegangen werden, neue Ideen, die da hervorsprudeln, unterschiedliche Herangehensweisen – und all das setzt Kreativität und Motivation frei!
Eindeutig eines der besten Buchbranche-Teams: Torsten und Maren von “Was liest Du?”
Ich bin Fan von vielen dieser Menschen, oftmals auch gerade von denen, die vielleicht nicht die größte Reichweite haben, aber die kompromißlos sie selbst sind, in dem was sie tun, wofür sie stehen. Das begeistert mich und das ist für mich täglich ein Ansporn. Auch bei immer wiederkehrenden Themen und Diskussionen rund um die Literatur im Netz nehme ich oftmals für mich eher mit, dass ich mich verbessern möchte, mir treu bleiben und mit dem was ich gern tue überzeugen will, statt mich in einem Strudel aus Negativität zu verlieren.
Als Buchhändlerin habe ich das Glück, dass ich jeden Tag Feedback bekomme, dass mein Selbstbewusstsein, dass ich in diesem Bereich einen verdammt guten Job mache, gerechtfertigt ist. Als Bloggerin ist das manchmal ungleich schwerer zu bestehen – soviel gibt es im Netz zu lesen, zu erleben, zu sehen. Und doch – bleibt dran, denn Qualität setzt sich am Ende immer durch! Denn wenn ich mich in der Bloggerlounge (deren Existenz ich sehr befürworte, schönen Gruß nach Frankfurt!) umsah, dann sah ich da Ideen, Kreativität, Menschen die etwas bewegen und die etwas zu sagen haben. Davon kann es nicht genug geben!
Und außerdem auf dieser Messe, spontane Arbeitseinsätze in der Außenzentrale von “Was liest Du?”
Und plötzlich hat man wichtige Aufgaben für die Mayersche zu erledigen – Profi eben
Das Schlusswort lasse ich David Wagner und den Verbrecher Verlag sprechen. Am liebsten würde ich mir das mal übers Bett nageln!
Der Lesestoff für die nächsten Wochen ist gesichert – vielen Dank an alle Verlage! (Und einen Gruß von meiner Schulter!)
Bonus: Was wäre Leipzig ohne das Klassentreffengefühl? Ich habe mich so gefreut, dieses Jahr Maren und Torsten von Was liest Du?, Buchrevier, Klappentexterin, masuko13, glasperlenspiel13, Literaturen, 54Books, Lustzulesen, Tina Lurz von LB, Felix Wegner, Brasch Buch, Kaffeehaussitzer, Stefanie Leo, Mara von buzzaldrins und textverliebt wiederzusehen. Und genauso sehr darüber, endlich die Gesichter hinter Buchbüchse, Bücher Göre, Nordbreze von LB, Sonja von Lust zu Lesen, Shanty von Influenza Bookosa, lost pages, That Yvo, Studierenichtdeinleben, Sounds & Books, Et Tragalibros, Krimimimi, Frau Pixel und Stephanie von Nur Lesen ist schöner kennenzulernen. Danke für eure Zeit!