Die Kunst zu lesen – Frank Berzbach

Die Bücher, die in unseren Regalen stehen,  können uns viel über ihre jeweiligen Leserinnen und Leser erzählen. Und so ist es nicht verwunderlich, dass wir während der Lektüre von „Die Kunst zu lesen“ nicht nur stetig unsere Leselisten füllen, sondern gleichzeitig auch noch den Autor Frank Berzbach besser kennenlernen. Wenn ein Mensch über die Dinge, die er schätzt und zelebriert mit solcher Passion schreibt, mal sehr persönlich und dann auch wieder universell, dann ist das ein großes Glück für uns Leser*innen.

Mitgenommen, hier und da geradezu mitgerissen zu werden von Gedankenanstößen und Bewunderung, das ist wunderbar. Und gleichzeitig den eigenen Gedanken nachzuspüren, sich an unsere Lesebiographie zurückzuerinnern. Lust bekommen auf Neues und Altbewährtes zugleich.

Über dem Buchtitel dieses wunderbar gestalteten Buches (Cover von Huyen Truong, Illustrationen von Ada Romanova, Satz Jenna Gesse) steht „Ein Literaturverführer“ und selten war eine Beschreibung so treffend – wenn irgendjemand die Kunst der Verführung zu Schönem beherrscht, so ist es Frank Berzbach.

Leseexemplar

Zürich ruft – Zürich liest 2016!

So langsam wird es aufregend, denn gerade ist das Programm von Zürich liest 2016 ins Haus geflattert. Erstmals wird dieses Lesefestival von fünf Literaturblogs begleitet. Der Kaffeehaussitzer, Die Buchbloggerin, Kapri-ziös, Buzzaldrins Bücher und ich werden in das volle Literaturerlebnis eintauchen. Lesungen besuchen, Autoren erleben, Veranstaltungen der anderen Art kennenlernen und vieles mehr.

Zu sagen, dass wir uns freuen, wäre noch untertrieben. Gefühlt ist der Koffer bei uns allen schon gepackt und das Programm hat die Vorfreude nochmal um einige Grad ansteigen lassen! Auf 96 Seiten finden sich hier über 180 Veranstaltungen rund um Literatur. Wow!

Also saß ich gestern mit spitzem Bleistift, einem Stadplan und dem Programmheft auf meinem Teppich und scheiterte. Woran? Daran, dass ich mich unmöglich vierteilen kann, was eigentlich nötig wäre, um all die tollen Veranstaltungen mitnehmen zu können! So einiges werde ich notgedrungen verpassen, aber ich tröste mich damit, dass meine Mitstreiterinnen und Mitstreiter ja auch unterwegs sind und wir uns gegenseitig berichten können.

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Auf auf der schönen Veranstaltungsliste für Freitag:

Am Samstag muss man natürlich erstmal eine ordentliche Grundlage für einen langen Literaturtag schaffen. Was würde sich da besser eignen, als ein ausgiebiges Frühstück? Es trifft sich gut, dass sich von 10:30 – 12 im Café Odeon bei der Buchtaufe von “Der Eskimo stirbt sowieso. Heitere Sprachunfälle, Unsitten und Bräuche” mit Urs Bühler & Live-Zeichner André Sandman auch Gelegenheit bietet, lecker zu tafeln. Bühler ist einer der meistgelesensten Kolumnisten der Neuen Zürcher Zeitung und ich stelle mich auf ein Prusten und Kichern in meinen Orangensaft ein!

Weiter geht es dann mit den folgenden Veranstaltungen:

  • 14-14:30  Spoken Word & Comic Liv, Live Performance 
  • Dann geht es zum Stöbern zum Nachmittag der offenen Verlage bei Dörlemann, Unionsverlag und Nagel & Kimchein den Verlagsalltag schnuppern finde ich ja immer sehr interessant und spannend, auch aus meiner buchhändlerischen Perspektive heraus.
  • 16:30 – 20:30 Living LibraryEin spannendes Konzept, gefällt mir, mal was anderes als die klassische Wasserglas-Lesung.
  • 18-19:30 Teresa Präauer liest aus “Oh Schimmi” im Literaturhaus
  • 20:00  Salonpalaver im Strauhof  u.a. mit Claudia Vamvas, vielen bekannt als @akkordeonistin auf Twitter! Ihr Buch erscheint am 17. September im Frohmann Verlag . Nicht nur, dass Vamvas eine Buchhandelsvergangenheit hat und ich ihre Tweets sehr schätze, nein, das Akkordeon ist für mich auch ganz wichtig – sind doch in meiner Familie gleich zwei Akkordeonspielerinnen vertreten.

Der Sonntag steht zu Beginn ein wenig im Zeichen des Kinderbuches:

  • 11-12  Bilderbuchlesung mit Torben Kuhlmann,
  • 13:30 – 14:30 Die Raupe Nimmersatt feiert Geburtstag
  • Im Verlauf des Tages  möchte ich mich dann der Ausstellung Gomringer & Gomringer widmen – für mich eines der Highlights!
  • Den Tag ausklingen lasse ich dann bei einer Veranstaltung der Agentur für Gehkulturdem Weggehen – Ein Abschiedsspaziergang.

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Folgen könnt ihr uns allen auf unseren jeweiligen Kanälen via Twitter, Instagram, Facebook und natürlich in den nächsten Wochen auf unseren Blogs. Der Hashtag zur Veranstaltung lautet: #zl16 .

Und nun noch eine Frage an euch: Welche Zürcher Buchhandlungen darf ich mir nicht entgehen lassen? Natürlich will ich wenn möglich auch die Schweizer Kolleginnen und Kollegen kurz besuchen! Und außerdem: sehen wir uns?

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Warum ich lese? 15 gute Gründe!

Sandro von novelero fragte sich in einem Blogbeitrag “Warum ich lese“. Seitdem haben einige Blogger ihm auf diese Frage geantwortet und dabei sind ganz unterschiedliche Beiträge entstanden.

Je mehr ich darüber nachdenke, warum ich lese, desto mehr wird mir bewusst, dass es nicht das eine, herausstechende Erlebnis gab. Es war eine Entwicklung, die sich in vielen kleinen Schritten vollzogen hat und die aufeinander aufbaute. Obwohl ich von Kindesbeinen an sehr viel las, habe ich mich langsam herangetastet – vom Lesefutter über sogenannte Frauenromane bis hin zu Klassikern. Ich war ein Bibliothekskind, das sich stets die Ausweise der gesamten Familie lieh, um das Ausleihvolumen zu erhöhen. Ein Frühstück mit Buch vor der Nase war ein gelungenes Frühstück, sehr zum Leidwesen meiner Mutter. Aber was waren die Gründe für diese Lesebegeisterung? Wer könnte es besser erklären, als die Bücher selbst?

Ich lese wegen

  • Ralf und die Semmel, dem ersten Pixi-Buch, an das ich mich bewusst erinnern kann.
  • Jeglichem Lesefutter von Enid Blyton, weil es mir sämtliche Ferien und langweilige Schulstunden versüßt hat. Ob Fünf Freunde, Hanni und Nanni oder Dolly – ungezählte Male wurden diese Reihen von mir verschlungen.
  • Romeo und Julia von William Shakespeare – und die Adaption im Lustigen Taschenbuch, die mich dazu brachte, das ganze Stück in einer eigenen Version als Zehnjährige zum Abschluss der 4. Klasse aufzuführen.
  • Den langen Wartezeiten und Zugfahrten während einer vierjährigen Fernbeziehung – die Bahnhofsbuchhandlung bot immer neuen Lesestoff und Maeve Haran & Marian Keyes begleiteten mich lange.
  • Per Anhalter durch die Galaxis von Douglas Adams, weil es in mir die Freude an Ironie und Komik weckte und mich oftmals wissend “42” sagen lässt.
  • Das Urteil von John Grisham war für mich die erste Begegnung mit Krimis, nachdem ich es mir von meiner älteren Schwester ausgeliehen hatte.
  •  Die Stadt der träumenden Bücher von Walter Moers, weil es die Lust am Lesen und Fabulieren feierte, wie kein Buch das je zuvor für mich getan hatte.
  • Die Bibel, die mich über Jahre hinweg immer wieder aufs Neue fasziniert hat, ob in den Bilderbuchausgaben illustriert von Kees de Kort oder später im Schriftstudium während meiner Teenager-Jahre.
  • Wegen Harry Potter von J.K. Rowling, zigmal gelesen, zuletzt alle sieben Bände in 11 Tagen, als ich ganze Nächte mit meinem neugeborenen Sohn zugange war und sowieso nicht zum Schlafen kam.
  • Kafka am Strand von Haruki Murakami , das Buch, mit dem ich mich in die Literatur verliebte und zum ersten Mal in die Arbeit eines Autoren – und die Liebe hält bis heute an.
  •  Ein Zimmer für sich allein von Virginia Woolf, weil sie mich nachhaltig beeindruckte, mit ihren klugen Gedanken zum Schreiben und ihren Betrachtungen darüber, warum ein eigenes Zimmer soviel mehr ist als “nur ein Raum”.
  • Glückskind von Steven Uhly, das mich auf eine verrückte Reise mitnahm, die im Lesen des Buches mit der gesamten Stadt mündete und mir zeigte, wie weit Begeisterung für ein Buch reichen kann.
  • Tonspuren von Elliot Perlman, weil es mir vor Augen führte, wie die Literatur zeigt, was Menschen Menschen antun können. Ein Buch, das Gänsehaut hinterlässt und bis heute zum intensivsten gehört, was ich je gelesen habe.
  • Wer die Nachtigall stört von Harper Lee, weil es mir gezeigt hat, das Literatur soviel mehr ist als “nur ausgedachte Fantasiegebilde” – weil Lee Figuren schuf, die Geschichte schrieben und eine Auseinandersetzung über eines der wichtigsten Themen unserer Gesellschaft in Gang brachte.
  • Bitte nicht lesen oder Der aufregendste Sommer im Leben von Nelson Jaqua von Monte Merrick, weil es mittlerweile auseinanderfällt, so oft habe ich es gelesen. Meine Mutter schenkte es mir zum zwölften Geburtstag, weil “sie den Titel so lustig fand”. Kaum zu glauben, dass dieses Buch einer der vielen Gründe werden sollte, die mich für das Lesen begeisterten. Vielleicht, weil Nelson damals die selben Dinge umtrieben wie mich. Geheimnisse aufdecken. Erwachsen werden. Mit den anstrengenden Eltern umgehen. Versuchen, ein Buch zu schreiben. Freundschaften die sich verändern, die erste Liebe. In wenigen Tagen werde ich dreißig Jahre alt und immer noch würde ich dieses Buch zur Hand nehmen, wenn ich einen Rat suche.

Warum ich lese? Für mich ist Lesen vorallem eine Horizonterweiterung, ein großes Ja zu Bildung und Wissen. Es ist eine Möglichkeit, tief in das Leben der Menschen einzutauchen. Ein Buch kann zur richtigen Zeit Lebensretter sein und ein Buch zu lesen bedeutet auch immer, währenddessen ein Stück mehr über sich selbst zu erfahren. Und: Literatur verbindet. Mit fremden Menschen sofort ein Gesprächthema haben, wenn es um Bücher geht. Und diese stille Freude, zu entdecken, dass jemand das gleiche Buch verehrt wie Du selbst. All diese Dinge bereichern mein Dasein und deshalb entscheide ich mich immer wieder für Literatur und das Lesen in meinem Leben.<img src=”http://vg04.met.vgwort.de/na/a982183033b94ad9af549d95dd1300e6″ width=”1″ height=”1″ alt=””>

Honig – Ian McEwan

Ein Agententhriller zählt eigentlich nicht zu meinem Leser-Beuteschema. Aber hier zählten gleich zwei Dinge – zum einen ist es ein McEwan, zum anderen dreht sich dieser Roman um Agenten im Dienste der Literatur. Hier und da hält sich das Buch leider zu sehr an den Titel – ein bisschen zähflüssig… Und doch ist die Operation Honig schmökerig gut zu lesen, die Idee ist konsequent durchdacht und für ein Ende, was mich vom Sofa aufspringen lässt, verzeihe ich ein paar kleinere Längen dann doch gern.

Ein eigenes Zimmer – Virgina Woolf

Nachdem ich daran relativ lange saß (zum einen weil es relativ “sprunghaft” geschrieben ist, zum anderen weil ich mich damit auseinandersetzen musste wie aktuell einige Ansichten von ihr doch immernoch sind…trotz das sie fast 100 Jahre her sind..). Ich fand es gut, aber man muss natürlich damit rechnen das man nicht jede literarische/persönliche Fußnote, Anspielung versteht. Viele Quintessenzen von ihr haben mir sehr gefallen und ich finde sie ist wirklich eine interessante, intelligente Frau gewesen, mit einer tiefen Seele. Trotzdem, es ist nichts zum Schnell-Weglesen und auch nicht ganz leicht. Gelesen hab ichs aber doch gern.