Fotzenfenderschweine – Almut Klotz

Dies ist ein Buch über Liebe. Über Liebe, für die hart geackert wird. Die nicht einfach ist und kein Hollywoodklischee bedient. In der endlose Nächte lang gestritten wird, in der die Unterschiede oft stärker klingen als die Gemeinsamkeiten. Das klingt nicht nach Liebe, sagt ihr? Oh doch – und es beeindruckt mich um vielfaches mehr. Mit Wucht bekommen wir ungeschönte Szenen serviert, um gleich darauf wieder eine kleine Zärtlichkeit zwischen den Zeilen zu spüren. Gerade dieser so ehrliche und unverstellte Blick auf ihr Leben, ihre Beziehung mit Rev. Christian Dabeler und ihren künstlerischen Werdegang ist es, der mich das Buch in einem Zug durchlesen lässt.

Es ist ein Fragment, ein Text der nicht fertiggestellt werden konnte, aufgrund des Todes von Almut Klotz im August 2013. Dem Verbrecher Verlag gebührt großer Respekt dafür, dass er diesen Text, dessen Veröffentlichung der unbedingte Wunsch der Autorin war, nicht verändert hat, auch nicht die Stellen, in denen sie selbst auch mal nicht gut abschneiden. Und der Titel? sehe ich noch ein Fragezeichen in euren Augen aufleuchten. Der ist großartig. Wer dieses Buch liest (und dazu rate ich euch dringend) wird verstehen, warum.

 

 

Die kleine Bäckerei am Strandweg – Jenny Colgan

Ab und an, brauchen wir da nicht alle mal so eine kleine Buchaffäre? Zwischen dem 800-Seiten-Wälzer und dem Klassiker? Ein winziges Inselnest in Cornwall, eine junge und leicht verzweifelte Protagonistin und natürlich ein Hobby, dass auf wundersame Weise den Umschwung (und die Liebe?) bringt. Die Zutaten für diese Art von Roman sind bekannt – und doch, manchmal lässt man sich mit Freuden darauf ein und weiß am Ende kaum, wo die knapp 500 Seiten schon wieder hin sind…

Die beste Zeit unseres Lebens – Maeve Haran

Als ich als Buchhändlerinnenlehrling, als sogenannter “Stift” anfing, zählte Maeve Haran, auch aufgrund der Sortierung unserer Dorfbibliothek zu einer meiner Lieblingsautorinnen. Ihr neuer Roman widmet sich der Generation 60+. Das Cover führt ein wenig in die Irre, leicht-lockere Sommerlektüre ist es nicht, die uns hier erwartet, allerdings kommt Haran leider auch nicht ohne eine Menge Klischees aus. Nett zu lesen – ja. Richtig begeistert – leider nein. Aus manchen Lesephasen wächst man wohl doch irgendwann heraus…

Das Ja-Wort – Elizabeth Gilbert

Ich würde jedem empfehlen, die Bekanntschaft von Elizabeth Gilbert zu machen, denn diese Frau ist fantastisch! Kreativ, intelligent, witzig und von einer Herzenswärme, die mich jedes Mal wieder umhaut. Ihr Podcast zu Big Magic, ihre Facebook-Seite, all das sind gute Orte um sie kennenzulernen. Diese Auseinandersetzung von ihr selbst mit der (eigenen) Ehe ist es eher weniger. Auch hier kommen viele der obigen Qualitäten zum Tragen, allerdings ist das Thema doch, trotz ihrer sorgfältigen Recherche und einer spannenden Auseinandersetzung, nicht unbedingt dazu geeignet, ein ganzes Buch füllen zu wollen. Ein längerer Artikel hätte mich hier eher bei der Stange gehalten, bzw. hätte für mich vollauf ausgereicht.

Zwölf mal Juli – Astrid Rosenfeld

Dieses schmale Büchlein enthält zwölf Miniaturen. Sie sind auch gelungen, haben einen ganz eigenen Zauber. Aber ich scheine nicht unbedingt der Mensch für Miniaturen zu sein… Juli schlüpft mir immer wieder durch die Finger, zurück auf die Seiten, ich komme ihr nicht so richtig nah und wir trennen uns voneinander, ohne dass wir uns wirklich berührt haben. 

Kann ich Pflaster für mein Handy, Frau Steinbeck? – Maryanto Fischer

Maryanto Fischer hat lange in Hanau gewohnt und hat viele Jahre als Kulturredakteur beim Hanauer Anzeiger gearbeitet. Nun hat er seinen ersten Roman veröffentlicht. Damit ist ihm ein ganz neuer Blick auf  den Kosmos Schule gelungen. Wir begleiten Désirée Steinbeck in ihrem Alltag als Schulsekretärin – und der hat es in mehr als einer Hinsicht in sich. Der besondere Charme des Buches liegt auch darin, dass all die versammelten Geschichten, die sich im Buch in die Handlung einreihen, in langer Recherche von Maryanto zusammengetragen worden sind – also einen wahren Ursprung haben. Maryanto schreibt witzig, schwungvoll und das Buch hat großes Schmunzelpotential.

Nachdem ich Maryanto bereits als Journalist und Blogger oft und gerne gelesen habe, freue ich mich umso mehr, dass er auch die Langform für sich entdeckt hat – und das erfolgreich! Es bleibt nur zu sagen: Jede Schule sollte eine Frau Steinbeck haben. Und wenn das nicht so ohne weiteres geht, dann zumindest ein Exemplar von “Kann ich Pflaster für mein Handy, Frau Steinbeck” in der Schulbibliothek!

Neues von den Penderwicks – Jeanne Birdsall

Endlich ein Wiedersehen mit den Penderwicks! Diese Reihe gehört für mich mit zu den schönsten, die es die letzten Jahre im Jugendbuch gab. In diesem Band werden die Schwestern alle ein wenig erwachsener und ich schaue ihnen mehr als gerne dabei zu. Jeanne Birdsall hat wunderbare Ideen und man spürt, dass auch sie ihre Charaktere ins Herz geschlossen hat. Wer die Penderwicks noch nicht kennt, kann jetzt gleich alle Bände am Stück lesen und sich damit sehr, sehr glücklich machen!

Besser jetzt als irgendwann – Lauren Graham

Ich werde Lauen Graham wohl immer verehren für ihre vielen Jahre als Lorelai Gilmore, denn dort hat sie einen fantastischen Job gemacht. Ob sie auch schreiben kann? Ich war gespannt. Insgesamt hat mich der Roman nicht vom Hocker gehauen, allerdings habe ich in der Sparte schon deutlich schlechteres gelesen und das Buch hatte Witz und Charme. Nettes Wohlfühlbuch.

Kindeswohl – Ian McEwan

Über dieses Buch haben wir im Buchladen durchaus leidenschaftlich debattiert. Ich würde mich definitiv als McEwan-Fan bezeichnen, meine Kollegin auch. An diesem Buch haben wir uns aber entzweit Während für mich der rote Faden nicht richtig herauskam, ich die beiden Hauptthemen jeweils als nur halbherzig behandelt empfand, ging es meiner Kollegin genau andersherum. Sie fand gerade diese Zerissenheit zwischen Privatem und Beruflichem der Hauptperson reizvoll. Zwischendrin, Passagen, die uns beide begeistert haben. Diese konnten es für mich zum Schluss, allen Gegenargumenten zum Trotz nicht mehr rausreißen…