Süffiger Krimi im Literaturgenre angesiedelt, der zwar sprachlich ein paar Schwächen aufweist, sich dafür aber nett wegzischt und durch den etwas anderen Plot gewinnt. Sicher nichts für hartgesottene Thriller-Fans, wohl aber für den Urlaubskrimileser.
Schlagwort: Literatur
Die sonderbare Buchhandlung des Mr. Penumbra – Robin Sloan
Zunächst war ich begeistert, traf das Buch doch einen lakonisch-witzigen Ton. Im Verlauf des Buches wurde meine Begeisterung immer schwächer, denn die Geschichte trägt sich für mich als Roman einfach zuwenig. Wenn man sie als fantastische Reise und als augenzwinkernden Blick in die Zukunft nimmt (und oftmals ist dieser Ausblick gleichzeitig faszinierend als auch verstörend), war es ein kurzweiliges Leseerlebnis. Im Endeffekt ist es eben nicht mehr, als die übliche Auseinandersetzung zwischen dem romantisch-verklärten, gedrucktem Buch und der Hightech-Zukunfts-Horror-Gott-Vision. Auch wenn hier durchaus versucht wurde, ein wenig ironisch auch zwischen Schwarz und Weiss zu schauen, so bleib es doch an den meisten Stellen eher flach.
Honig – Ian McEwan
Ein Agententhriller zählt eigentlich nicht zu meinem Leser-Beuteschema. Aber hier zählten gleich zwei Dinge – zum einen ist es ein McEwan, zum anderen dreht sich dieser Roman um Agenten im Dienste der Literatur. Hier und da hält sich das Buch leider zu sehr an den Titel – ein bisschen zähflüssig… Und doch ist die Operation Honig schmökerig gut zu lesen, die Idee ist konsequent durchdacht und für ein Ende, was mich vom Sofa aufspringen lässt, verzeihe ich ein paar kleinere Längen dann doch gern.
Ich gegen Osbourne – Joey Goebel
Ich verehre Joey Goebel. Ich habe alle seine Bücher gelesen und extrem hohe Erwartungen an dieses Buch. Klang auch wirklich gut in der Kurzbeschreibung. Und was war – ich habe mich durch so einige Längen wirklich durchgequält. Das mir das, mit einem Autor den ich so schätze, passiert, ist schon ein Trauerspiel. Dabei kann er durchaus einen langen Wälzer füllen, man denke nur an Heartland – grandios! Aber hier hat er sich auf den Mikrokosmos eines einzigen Tages geworfen und das war einfach zuviel für mich: zu detailreich, zu wenig Inhalt. Trotzdem muss ich zu seiner Ehrenrettung anführen, dass ich seine geschaffene Figur durchaus glaubhaft finde, einige Szenen in der gewohnten Manier brillieren (Stichwort: Literaturkurs). Wäre das Buch auf mehr als einen Tag verteilt gewesen, hätte es bei mir wohl mehr Begeiszterung entfacht. Auch im Nachgang, ich habe das Buch ein Weile wirken lassen … mir ist der Gedanke, den Alltag einer Highschool und ihrer Schüler spitzzüngig zu portraitieren, schon bewusst geworden. Aber die Umsetzung scheiterte leider für mich.
Blasmusikpop – Vea Kaiser
Ich hatte das Buch bei den Leseexemplaren gesehen. Den Titel fand ich gewöhnungsbedürftig, das Cover ziemlich schlimm und ich dachte: “Naja, nimmste es mal mit, liest 30 Seiten und dann weisst Du auch, dass es nichts für Dich ist” … tja, Pustekuchen! Ich habe es ganz gelesen, sehr schnell und mit wachsender Begeisterung – würde John Irving Heimatromane schreiben, er klänge ein wenig wie Vea Kaiser (die auch allen Ernstes zwei Jahre jünger ist als ich und schon so einen Wahnsinnsroman vorlegen kann, das deprimiert mich ein wenig…also, ich sollte mich mal ranhalten!). Was für ein herrlicher, herzerfrischender Roman, schräg aber mit viel Liebe zum Detail und den Menschen des kleinen Bergdörfchens St. Peter am Anger. Mir bleibt nur zu sagen: Dieses Buch ist so gut, wie die Alpen hoch sind, jawohl!
Vom Guten, Wahren und Schönen – Sibylle Lewitscharoff
Ein schmales, lila Bändchen voller Weisheit, großartigen Wörtern, Sätzen, für die ich Bilderrahmen kaufen möchte, Intelligenz, Sprachwitz – kurzum: seitdem ich diese Frau zum ersten Mal live sah, bin ich ein wenig in sie verliebt. Wer etwas für ihre Bücher übrig hat, hat hier Pflichtlektüre vor sich, wer sie noch nicht kennt, hat hier ein tolles Date vor sich… Hach!
Der Hochstapler – David Belbin
Ein herrlicher Schelmenroman eines ungewöhnlich sympathischen Hochstaplers. So ein Buch, welches man unbedingt in die Tasche stecken sollte für den Urlaub: unterhaltsam ohne seicht zu sein, mit vielen Anspielungen auf Literatur, einem gewissen Witz und man liest es einfach in einem Rutsch und mit Vergnügen! Im Laden erzähle ich mittlerweile immer die Anfangssequenz und spätestens danach nehmen mir die Kunden das Buch aus der Hand und tragen es glücklich zur Kasse…
1Q84 – Haruki Murakami
Ich musste ein wenig warten, bevor ich diesen Leseeindruck schreiben konnte, ich wollte diesem Buch so unbedingt gerecht werden und mir genug Zeit geben, alles setzen zu lassen. Murakami ist ja so ein Thema bei mir, ich lese ihn generell nur im Urlaub und habe so fast ein halbes Jahr gewartet, bis ich diesen wundervollen Roman gelesen habe. Die letzten 550 Seiten von über 1000 habe ich übrigens an einem absolut perfekten Saunatag nur so inhaliert..ich war im Rausch. Und da sind wir wieder: Ich kann über Murakami nicht schreiben, ohne Superlative zu benutzen, ich kann nicht über ihn schreiben ohne das mein Herz schneller schlägt. Seine Geschichten sind so intensiv erzählt, er ist so konsequent in seinen Beschreibungen und Personen wie wenige Schriftsteller es schaffen. Auch hier bin ich wieder in der Geschichte versunken, habe mich besonders gefreut das in diesem Buch auch die Literatur eine große Rolle spielt, begegnete alten bekannten Motiven aus vorhergegangenen Romanen…Ich habe die letzten Seiten umgeblättert und musste sofort nochmal von vorne beginnen, nochmal im Buch stöbern, es umarmen – Murakami ist hier wieder so groß, verdammt groß. DANKE!
Das war ich nicht – Kristof Magnusson
Ein brillanter Roman! Magnusson verwebt kunstvoll das Leben dreier Personen, die eigentlich nichts miteinander zu tun haben. Da wäre der Schriftsteller Henry aus Chicago, seine Übersetzerin Meike aus dem Norden Deutschlands und der deutsche Banker Jasper. Zunächst haben die 3 Figuren keinerlei Anknüpfungspunkte – bis Henry spurlos verschwindet, Meike ihm aus einer fixen Idee und Geldmangel in Chicago nachstellt und beide aus unterschiedlichen Gründen auf Jasper treffen. Was daran so brilliant ist? Kein Erzählstrang ist langweilig, die Verknüpfungen kunstvoll und trotzdem sehr natürlich – man denkt nur “Ja, genau so musste das passieren”. Die Abwärtsschleife, der Strudel der Ereignisse in die alle 3 verwickelt werden ist einfach so toll zu lesen, das man richtig in einen Rausch gerät – und der Autor hält das Tempo konstant durch! Keine Minute langweilig oder anstrengend, eine verdammt gute, kurzweilig erzählte Geschichte – eine der Empfehlungen für dieses Frühjahr!
Balzac und die kleine chinesische Schneiderin – Dai Sijie
Dieses Buch habe ich mit meinem Lesekreis online gelesen. Hier meine Abschlussmeinung zum Buch :-)Achtung, ich SPOILERE hier ein wenig um auf das Buch einzugehen…
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