Nachdem mich “Der Schrecken verliert sich vor Ort” dermaßen sprachlos zurückgelassen hatte, war es keine Frage, dass ich auch das neue Buch von Monika Held unbedingt lesen wollte. Trümmergöre – der Name des Romanes ist Programm und wir verfolgen die Spuren einer Jugend in der Nachkriegszeit, die heute wohl Kopfschütteln hervorrufen würde und von mehr als einem Bruch begleitet wird. Monika Held hat die ganz große Gabe, Figuren so plastisch und authentisch zu schildern, dass man sie regelrecht vermisst, nachdem man das Buch beendet hat.
Schlagwort: Nachkriegszeit
Königreich der Dämmerung von Steven Uhly
Eine echte Herausforderung, dieses Buch. Konträr zu Glückskind und doch hat es eines damit gemein: Uhly versteht sich darauf, in jeder Geschichte die Gefühle der Menschen sehr genau zu erfassen. Ich habe lange für diesen Roman gebraucht, manchmal konnte ich das Leid und die Trauer, die über dieser Nachkriegszeit liegt schwer aushalten, zu unfassbar sind die Geschehnisse. Und doch ist es ein Roman, bei dem ich froh bin, dass ich ihn nicht vorschnell aus der Hand legte: denn er gibt der Vergangenheit eine Stimme, allen, die an ihr mitgewirkt haben, was sich manchmal schwer ertragen lässt und doch ist es so wichtig, davon zu erzählen. Uhly zeigt, wie die Geschehnisse bis in die heutige Zeit reichen, sich verästeln und immer noch nachwirken. Ein intensiver Roman, in dem wir den Autor von einer ganz neuen Seite kennenlernen. Uhly selbst sagt, es wäre ein Buch über das Leben. Ich kann nach der Lektüre sagen: es ist auch ein Buch vom “über-leben”.
Landgericht – Ursula Krechel
Momentan stecke ich in diesem Buch fest. Und das ist nicht negativ gemeint. Es ist nur so, dass man Zeit und Ruhe zum Lesen braucht. Nach manchen Abschnitten muss ich das Buch einfach weglegen und verschnaufen, wirken lassen, drüber nachdenken. So liest es sich recht langsam, aber es brennt sich ein. Das Buch spielt ja nach dem zweiten Weltkrieg und die Atmosphäre haut einen wirklich um, verpasst mir sehr viel Stoff zum Nachdenken und ein ständiges innerliches “Gut, dass jemand sich damit auseinandersetzt – ein wichtiges Buch”-Nicken. Auch nachdem ich das Buch beendet hatte, hallte es lange nach. Seine reduzierte, sachliche Sprache, die dem Buch öfter angekrittelt wurde, war für mich das Besondere, das Wichtige: die schrecklichen Geschehnisse wirken, so völlig unverkleidet, um vielfaches stärker, bleiben beim Leser, nehmen einen gefangen. Auch das Erlebnis, Ursula Krechel selbst über das Buch sprechen zu hören, hat es für mich zu einem preiswürdigen Buch gemacht – als der Deutsche Buchpreis dann wirklich an sie vergeben wurde, habe ich gejubelt – die Auszeichnung ist sehr verdient!
Die Teilacher – Michel Bergmann
Dieses Buch habe ich von einer sehr lieben Freundin empfohlen bekommen. Die Teilacher (eine Bezeichnung aus dem Jiddischen für die jüdischen Haustürvertreter) beschreibt eine Gruppe dieser Händler in Frankfurt nach Ende des Krieges. Wir haben es (aufgrund der Nähe zu Frankfurt) sowieso schon ganz gut verkauft und wie es dann so ist – man will dieses Buch gerne lesen, was so läuft wie geschnitten Brot, es ist aber nicht die rechte Zeit dazu. Nun endlich habe ich es gelesen und fragte mich: Warum nicht schon früher? So ein feines Buch!
Ich weiß gar nicht wo ich anfangen soll: der Mut dieser Männer, zurückzukommen, neu anzufangen? Die jiddischen Begriffe, eine Sprache die mir auf unbekannte Weise nahe geht? Die Chuzpe, mit der geschildert wird, wie sich die Teilacher durchschlagen? Das Erkennen von Straßen, Plätzen, Häusern innerhalb Frankfurts? Die wirklich spannende und bewegende Geschichte, in der sowohl Leid als auch der jüdische Humor immer wieder durchblitzen? Der pragmatische und doch so für sich einnehmende Stil? Es ist ein beeindruckendes Buch und ich freue mich schon auf “Machloikes“!