Was für ein Gewimmel, man fühlt die Bienen geradezu auf einem herumkrabbeln und ich höre ein leises Summen beim Lesen. Ein Abenteuerroman, der unheimlich detailreich das Leben innerhalb eines Bienenstocks aus einer gänzlich neuen Perspektive begleitet: dem Blick einer Biene! Das Buch fällt schon durch seine auffallende Gestaltung aus der Reihe, noch dazu liest es sich bis auf einige kleine Längen wirklich spannend. Ein schöner Tipp für Liebhaber des Besonderen.
Schlagwort: Natur
Picknick mit Bären – Bill Bryson
Was soll ich sagen – ich MAG Bill Bryson einfach. Seine Fähigkeit, sich selbst auf den Arm zu nehmen, seine Ideen, seinen Schreibstil – mit ihm kann ich die Welt bereisen, ohne mein Bett zu verlassen. Auch in diesem Werk, in dem er den Versuch startet, den Appalachian Trail zu laufen, den längsten Trail in den USA, war es wieder so, dass ich einfach genoßen habe, als „dritte Frau“ mit dabei zu sein. Andere Bücher mochte ich vielleicht einen Ticken lieber, weil die USA jetzt nicht mein Favorit sind, was Reisen angeht, aber gerade deswegen ist es ja auch spannend, dieses Land mal von einer ganz anderen Seite kennenzulernen.
Madita – Astrid Lindgren
Von Madita hatte ich als Kind nur ein oder zwei Bilderbücher, so dass ich mir vor Jahren eine schöne gebundene Ausgabe von Oetinger zulegte, mit allen Geschichten – jetzt war die Zeit dafür. Lindgren ist einfach ein Ausnahmephänomen, ich mag sovieles von ihr – und auch dieses Buch mochte ich. Allerdings muss ich sagen, nicht ganz so gerne, wie zum Beispiel Pippi Langstrumpf oder auch Ferien auf Saltkrokan (was ich ja ebenso erst später entdeckte). Ein bisschen verwöhnt fand ich Madita dann doch, dass konnte ich nicht überlesen. Trotzdem, es ist Meckern auf hohem Niveau
Walden – Henry David Thoreau
“Ich war unabhängiger als irgendein Farmer in Concord, denn ich war nicht an ein Haus oder eine Farm verankert, sondern konnte dem Flug meines Genius, der sich jederzeit gern in Zickzacklininien ergeht, folgen.”
“Auf die Beschaffenheit des Tages selbst einzuwirken das ist die höchste aller Künste. Jeder Mensch hat die Aufgabe, das Leben selbst in seinen Einzelheiten der Betrachtung seiner höchsten und kritischsten Stunde würdig zu gestalten”
Und natürlich kennt fast jeder das wunderbare Zitat, das in diversen Übersetzungen herumgeistert, wohl am bekanntesten ist die verwendete Form in “Der Club der toten Dichter”
Ich ging in die Wälder, denn ich wollte wohlüberlegt leben; intensiv leben wollte ich. Das Mark des Lebens in mich aufsaugen, um alles auszurotten was nicht Leben war. Damit ich nicht in der Todesstunde inne würde, daß ich gar nicht gelebt hatte.
Was soll ich sagen? Ich habe extrem viele Zitate aus diesem Buch niedergeschrieben. Es ist mehr als nur eine romantische Auseinandersetzung mit dem Allein-Sein. Es ist philosophisch. Es geht in die Tiefe. Es ist eine Auseinandersetzung mit Arbeiten, mit Konsum, mit der Frage was und wieviel man zum Leben braucht. Es sind Naturbetrachtungen, das Leben mit dieser (ehrlicherweise der Part der mich am wenigsten ansprach, Naturbetrachtungen sind generell nicht meine Baustelle). Es ist ein Experiment. Es hat heute noch Bestand, vielleicht sogar noch mehr, obwohl sich soviel in unserer Welt geändert hat. Es ist beeindruckend, bleibt haften und ändert den Blick.
Es ist ein Buch zum Entschleunigen. Zum Nachdenken. In der Sauna lesen. Im Wald. In Ruhe. Oder zur Fastenzeit, für mehr Klarheit, für Offenheit und die ein oder andere Frage an sich selbst.
Pferde stehlen – Per Petterson
Es gibt Bücher, da stimmt auf den ersten Blick alles: ein skandinavischer Autor, ein schönes Cover, egal auf welcher Ausgabe, ein ansprechender Titel. So erging es mir mit “Pferde stehlen“. Eine Familiengeschichte, ein Drama, das vielleicht gerade durch die ruhige, fast schon zu langsame Erzählart fast noch tragischer wirkt. Zwar sind die Landschaftsbeschreibungen Norwegens, die Stille und Ruhe wunderbar eingefangen worden, die Sprache reiht sich toll aneinander – die Geschichte aber ist mir manchmal fast zu vage gewesen, zu wenig klar. Es ist ein nachdenkliches Buch, eine Rückschau. Es lässt mich ein wenig ratlos zurück, ich konnte es zum Teil nicht richtig “greifen” – vielleicht habe ich etwas anderes davon erwartet.
Der Verwilderte Park – Jaques Roubaud
Ein kleines Werk aus dem wunderbaren Wagenbach Verlag. Beeindruckend, wie Roubaud anhand der Kindheitserinnerungen von Dora und Jaques die im Sommer 1942 auf dem Land untergebracht werden, die vorherrschenden Ereignisse schildert. Die Kinder verleben einen wilden Sommer, gelegentlich vom Murmeln der Erwachsenen und einigen aufgeschnappten Fetzen aus dem Radio unterbrochen. Man spürt unterschwellig, das etwas im Busch sein muss – die ganze Tragweite ist den Kindern aber nicht klar und auch der Leser wird bis zum Schluss nur vage unterrichtet. Diese Atmosphäre zu erzeugen, das ist Kunst – auch die Beschreibungen der Streifzüge durch die Natur sind so wunderbar geschrieben. Für mich ein schönes Kleinod im Bücherwald, selten wird eine so kurze Zeitspanne so trefflich erzählt.