Wenn das Schlachten vorbei ist – T.C. Boyle

Ein Roman der mich mit der Wucht einer Naturgewalt getroffen hat und lange nachhallte. Weil er mich mit einem Thema beschäftigt hat, was sonst eher am Rande meine Aufmerksamkeit erhält – der Kampf zwischen Tierschützern und Natur- und Artenschützern. Jeder ist auf seine Weise überzeugt davon, dass “Richtige” zu tun. Und dazwischen – die Natur, die doch immer noch nicht komplett zu bestimmen, zu zähmen ist….so sehr der Mensch es sich auch einbildet.

Was die Faszination dieses Romans ausmacht, ist wohl, dass Boyle uns tief in die Materie mitnimmt, er lässt uns teilhaben an den Gedanken, Beweggründen, inneren Sehnsüchten seiner (nicht unbedingt sympathischen) Figuren. Und man fühlt sich hin und hergerissen: wer hat denn nun Recht? Gibt es ein Richtig oder Falsch? Man wird ständig vor moralische und ethische Fragen gestellt. Noch dazu kann Boyle einfach toll schreiben – nicht selten habe ich lange Satzkonstrukte einfach nur bewundert – was für ein toller Stil! Dieses Buch hat einen bleibenden Eindruck hinterlassen und mich noch länger begleitet.

Die Seelen der Nacht – Deborah Harkness

Ich habe mich wirklich gefragt: will ich noch so eine Vampir-Hexen-Geschichte lesen, noch dazu über 800 Seiten? Habe das Buch dann aufgeschlagen, eher um mich davon zu überzeugen das ich es nicht lesen muss – und mir gefiel der Anfang. Na gut, also bekam es seine Chance. Und ich las…und las…und freute mich immer abends, zu meinem Schmöker zurückzukehren…fühlte mich bestens unterhalten – alles drin: Liebe, Drama, sehr viele tolle Szenen die in der Universitätsstadt Cambridge spiele, eher ungewöhnliche Sportarten und Szenarien (und für Weinkenner die ein oder andere Empfehlung…)

Auch die Hauptfiguren sind gut gezeichnet, die Hexe eine kluge Frau mit Biss, der Vampir nicht nur unwiderstehlich sondern ebenfalls von Widersprüchen gezeichnet. Spannend, äusserst unterhaltsam und mal wohltuend anders – für jeden der noch einen tollen Roman für lange Herbstabende sucht: unbedingt zugreifen! Habe es jetzt mehrfach verliehen an Testleser und nach kürzester Zeit zurückbekommen: es wurde verschlungen

Der goldene Kompass (1-3) – Philipp Pullmann

Die letzten Tage habe ich “Der goldene Kompass” von Philipp Pullmann gelesen und jetzt sitze ich an den letzten etwa 100 Seiten vom zweiten Teil “Das magische Messer”. Jetzt wo der Film anläuft wollte ich die Bücher unbedingt vorher gelesen haben

Der erste Teil ist sehr spannend, allerdings bin ich jetzt beim zweiten nochmal ganz anders begeistert, es kommt mir fast wie zwei unabhängige Bücher vor. Mir gefallen die Namen und die vielen Einfälle, hier gibt es meiner Meinung nach keinen natürlichen Spannungsbogen sondern ständig eine Kehrtwendung, unterschiedliche Perspektiven, so das man nie weiss was auf der nächsten Seite kommt. Das empfinde ich als sehr ungewöhnlich.

Ich hatte angenommen, mehr einem Kinderbuch zu begegnen, jetzt würde ich es aber erst ab 12 empfehlen, fast schon 13. Es sterben doch einige Personen (und das fast “undramatisch”) und die Beschreibung von Soldatenheeren mit Maschinengewehren die auf einen Trupp Kinder zielen – also für einen 10jährigen finde ich das viel…Zudem gibt es ja auch noch einen politischen und naturwissenschaftlichen roten Faden den ich als Erwachsene schon nicht sofort verstehe – ich fände das etwas viel. Bei HP z.B. habe ich das Gefühl man wird langsam herangeführt an alles, hat Zeit sich zu gewöhnen, hier wird man direkt reingeworfen.

Trotzdem, es sind spannende, ungewöhnliche Bücher. Denke den dritten Teil werde ich heute noch beginnen..heute Abend geht es ins Kino … denke aber man kann das filmisch sehr schwer umsetzen, die Charaktere – ja, die sind sehr gut dazu geeignet, aber die vielen einzelnen Stränge der Handlung…das stelle ich mir schwer vor…[…]
Habe die Trilogie “Der goldene Kompass” jetzt durch und bin ganz klar der Meinung: Der erste Band ist ganz schön, fast eine eigene Geschichte. Der zweite Band ist total klasse, sehr spannend und gefällt mir richtig gut. Mit dem dritten habe ich mich trotz Spannung recht schwer getan – die Verwicklungen kirchlich/politisch waren zwar abzusehen, aber irgendwie waren da plötzlich soviele “Baustellen” an Leuten/Völkern/Meinungen – etwas zu viel des Guten. Zumal der Autor manchmal einfach Wendungen benutzt wo ich mir denke “Okay, das ist jetzt wieder Kinderbuch” und dann wieder was total heftiges passiert. Das ist einfach ein Stilbruch. Aber es gibt auch viele sehr schöne Szenen, Dr. Malone gefällt mir ziemlich gut z.B.

Ps: Vom Film war ich mehr als enttäuscht…

Eine kurze Geschichte von fast allem – Bill Bryson

Hat einen etwas anderen Humor als ich erwartet hatte, das Buch hat es aber schon geschafft mich und Freunde in stundenlange Diskussionen über Weltraum, Planeten, Physik etc. zu bringen. Find es echt spannend, man liest es gern und lernt sogar noch was dabei. Werd aber nochn Weilchen für brauchen, dünn ist es nicht und die ganzen Fakten lesen sich halt nicht romanmässig runter

Mein Freund ist völlig begeistert, er studiert Physik und mich interessiert das meistens nicht die Bohne. Bryson ist aber so spannend und dabei mit einem Zwinkern erzählt das sogar ich komplizierte Sachverhalte verstehe (und ich bin dabei wirklich ohne Übertreibung eher Unterdurchschnitt). Und mich sogar mit ihm darüber unterhalte. Es geschehen noch Zeichen und Wunder…

[…] Wow…der Bryson ist durch. Muss sagen – erfüllt mich schon mit nem gewissen Stolz das ich ihn durchgelesen habe ohne irgendwas zu überblättern, wegzulassen oder so. Ist ja bei Sachbüchern nicht ungewöhnlich das einen manche Teilaspekte nicht so interessieren. Insgesamt ist es einfach ein irres Werk, zu großen Teilen äusserst beängstigend, man erfährt das wir eigentlich fast nichts wissen von der Welt in der wir leben, unseren Vorfahren, unserer Flora und Fauna. Jede Frage die das Buch beantwortet wirft 100 neue auf – das macht es aber auch so interessant und spannend. Bryson hat es geschafft bis auf ganz wenige Ausnahmen alles sehr verständlich und gut nachvollziehbar zu erklären. Alleine das ist eine Leistung. Besonders gefallen haben mir die vielen Anekdoten über das Leben der Wissenschaftler, ihre Lebensumstände und skurrile Zufälle. Ausserdem die Kapitel über den Weltraum, das fand ich total spannend und könnte mir durchaus vorstellen darüber noch mehr zu lesen. Witzig fand ich das ich manches noch aus Schulzeiten kannte, was mittlerweile schon widerlegt oder neu erforscht war – tlw. meldeten sich in meinem Gedächtnis Infos aus meiner Kindheit die ich in Jugend & Kinderlexika gelesen hatte. Tolle Sache

Ist sicherlich nicht immer ganz leicht zu lesen, ich hab einige Pausen gemacht zum Verdauen und mich viel drüber unterhalten – lohnt sich aber absolut! Bryson schreibt einfach super!