Ein Abend mit Johan Harstad im Literaturhaus Frankfurt

Max, Mischa und die Tet-Offensive von Johan Harstad war für mich eine DER Entdeckungen in meinem Lesejahr 2019. Sich auf dieses umfangreiche Werk voll einzulassen, ein echtes Erlebnis – Hier geht es zur Rezension!

Nun war es soweit, Johan Harstad kam zu einigen Lesungen nach Deutschland, auch ins Literaturhaus Frankfurt. Und was war das für ein fantastischer Abend – es folgen einige Highlights aus dem intensiven Gespräch zwischen Johan Harstad und seinem Moderator Bernhard Robben, der sichtlich Spaß daran hatte, diesen Autor zu interviewen – eine gelungene Kombination! Ein Abend mit Johan Harstad im Literaturhaus Frankfurt weiterlesen

Max, Mischa und die Tet-Offensive – Johan Harstad

Das erste, was ich über Max, Mischa & die Tet-Offensive las, war dieses Zitat von Autor Johan Harstad. Danach wusste ich: dieses Buch will ich lesen. Unbedingt.

«Einer der Gründe, warum das Buch so lang ist – abgesehen davon, dass es so sein muss, damit die Charaktere erzählen können, was sie erzählen müssen –, ist, dass es ein Ort für sich sein sollte, etwas, das dich anzieht, dich umgibt, aber auf gute Art und Weise. Ich wollte den Roman zu einem Ort machen, an dem man lange zu Hause sein kann. Eine Heimat für die Charaktere und vielleicht auch den Leser schaffen. Das Buch flüstert dem Leser sachte zu: Bleib hier drin. Hier bist du sicher.»

Und was hat er für einen Ort geschaffen! Ich habe wahrhaftig in diesem Buch gelebt, habe es in seinem eigenen Tempo kommen und gehen lassen. Die 1248 Seiten erschienen zu Beginn noch sehr mächtig, man fängt ein solches Buch nicht ohne einen gewissen Respekt an. Und doch wusste ich schon nach kurzer Zeit – das hier, mit diesem Buch und mir, das wird etwas Großes. Und je näher ich dem Ende kam, desto zögerlicher wurde ich, las langsamer und legte es schließlich 70 Seiten vor Schluss noch eine Nacht zur Seite, obwohl ich wissen wollte, wie es endet. Und dennoch einen Aufschub brauchte, um noch nicht am Ende angekommen zu sein.

Solch ein Buch, solch einen Ort hat Harstad geschaffen.

Noch während ich las, versuchte ich im Kopf, erste Sätze zu formen, um dieses Buch zu beschreiben. Um immer wieder festzustellen, dass jede Beschreibung zu kurz, zu ungenügend sein würde, meinen Ansprüchen nicht gerecht. Dass ich nicht darüber schreiben wollte, wem wir in diesem Buch begegnen, welche Stilmittel Harstad verwendet und wie das Buch literarisch einzuordnen ist.

Stattdessen möchte ich am liebsten jedem, der dieses Buch nachdenklich in der Hand abwiegt, in die Augen sehen und sagen: “Ja, dieses Buch wird dich fordern. Es wird mit Dir tanzen. Es handelt davon, sich einsam zu fühlen und das Gefühl von Heimat nicht in sich spüren zu können. Es handelt vom Krieg, von der Liebe, von Kunst und Theater und Harstad lässt seinen Figuren alle Zeit der Welt, davon zu erzählen. Aber Du, indem Du Dich ganz und gar darauf einlässt, wirst damit zu einem Teil dieses Buches. Und dann wird es schön. Verdammt schön.”

Lernt Max, Mischa und all die anderen kennen. Vielleicht hat Harstad sich das so vorgestellt, dass wir, die wir beim Lesen allein mit dem Buch sind, uns dann trotzdem alle in Gedanken treffen, an diesem Ort, den er geschaffen hat.

Ich werde jedenfalls noch eine ganze Weile dort sein. Versprochen.

 

Mit dem Litteraturtoget durch Norwegen – eine Pressereise (Teil II)

Von drei ganz unterschiedlichen Interviews und wie es sich anfühlt, ein Schiff über einen Fjord zu steuern.

Bevor wir nach einem langen Litteraturtoget-Tag in Egersund ankommen, liegt noch ein längerer Bustransfer vor uns. Die Stimmung hob sich beträchtlich, als Ellen und Sunniva Chips und Getränke hervorzauberten und im Bus breitete sich einmal mehr das Klassenfahrts-Gefühl aus. Neben mir lernt Ilke, kräftig unterstützt von unseren beiden Norwegerinnen, die ersten Brocken Norwegisch und wiederholt mit wahrer Engelsgeduld Merkformeln zur Aussprache. Mit dem Litteraturtoget durch Norwegen – eine Pressereise (Teil II) weiterlesen

Mit dem Litteraturtoget durch Norwegen – eine Pressereise (Teil I)

Von Beziehungen, der Kronprinzessin und der Schönheit Norwegens

Manchmal findet man eMails in seinem Posteingang vor, mit denen man SO ganz sicher nicht gerechnet hätte. Und nach deren Lektüre man sich dann erstmal kurz hinsetzen muss. Nach mehrmaligem Lesen war dann aber klar – die meinen das ernst! Das norwegische Königshaus, um genauer zu sein, die Kronprinzessin Mette-Marit lud mich ein, als ein Teil der deutschen Pressetruppe am Litteraturtoget 2018 teilzunehmen, der dieses Jahr an der Südküste Norwegens unterwegs sein würde. Organisiert wurde das ganze auf der deutschen Seite von der Agentur Literaturtest und auf der norwegischen Seite von Norla (Norwegian Literature Abroad).

Also, Koffer kaufen, mich über die Autorinnen und Autoren informieren, die wir treffen würden und hektisch recherchieren, ob ein Hofknicks von Nöten sei, wenn man auf die Kronprinzessin Mette-Marit trifft. Kleiner Spoiler vorab – die Norweger*innen sind da eher entspannt… Mit dem Litteraturtoget durch Norwegen – eine Pressereise (Teil I) weiterlesen

Pferde stehlen – Per Petterson

Es gibt Bücher, da stimmt auf den ersten Blick alles: ein skandinavischer Autor, ein schönes Cover, egal auf welcher Ausgabe, ein ansprechender Titel. So erging es mir mit “Pferde stehlen“. Eine Familiengeschichte, ein Drama, das vielleicht gerade durch die ruhige, fast schon zu langsame Erzählart fast noch tragischer wirkt. Zwar sind die Landschaftsbeschreibungen Norwegens, die Stille und Ruhe wunderbar eingefangen worden, die Sprache reiht sich toll aneinander – die Geschichte aber ist mir manchmal fast zu vage gewesen, zu wenig klar. Es ist ein nachdenkliches Buch, eine Rückschau. Es lässt mich ein wenig ratlos zurück, ich konnte es zum Teil nicht richtig “greifen” – vielleicht habe ich etwas anderes davon erwartet.