Americanah – Chimamanda Ngozi Adichie

Ein hochaktueller Roman, der sich für mich durch gleich drei Dinge auszeichnete: er war intelligent, pointiert bis bitterböse und er behandelte ein Thema, was mir immer wieder vor die Füße gespült wird: Diskriminierung und Alltagsrasissmus (der oft etwas versteckte, den wir in unserer ach-so-aufgeklärten-Welt oftmals nicht sehen wollen und der doch so erschreckend verbreitet ist – immernoch!). Zu diesen Themen einen Text zu lesen, der zudem vom Handlungsverlauf her überzeugt, eine frische Stimme und eine authentische Protagonistin bereithält – das nennt man dann wohl einen Glücksfall in der Belletristik!

Hoffmans Hunger – Leon de Winter

Mit diesem Werk habe ich mich erstaunlich schwer getan. Es liegt nicht daran, dass de Winter nicht schreiben kann – das kann er. Aber das Umfeld der Diplomaten, der Spionage, der politischen Verwicklungen, das wird wohl einfach nie ganz meines werden. Noch dazu widmet er sich mit einer gewissen Leidenschaft in diesem Buch gebrochenen Männern, für die es schwerfällt, wirklich Empathie zu empfinden. Hat einfach nicht so gut gepasst für mich.

Wie keiner sonst – Jonas T. Bengtsson

Der Kein&Aber Verlag hat ein gutes Händchen, was ungewöhnliche Bücher und Autoren angeht, das zeigt sich auch hier wieder. Den ersten Teil des Buches habe ich begeistert gelesen – die Kindersicht rührt an, ergibt eine spannende Perspektive. Für mich verliert sich dieser Zauber leider im zweiten Teil, als der Junge erwachsen wird. Dem ersten Teil habe ich noch mit gutem Gewissen ein „wirklich gut“ verliehen, der zweite Teil war für mich nur noch „gut“. Bei solchen Büchern finde ich es unheimlich schwer, einen Leseeindruck zu verfassen, weil meist der schwächere Teil dann i der Erinnerung schwerer wiegt, obwohl man ja vom starken Teil angetan war…ein echtes Dilemma.

Herr Klee und Herr Feld – Michel Bergmann

Ich liebe die Teilacher! Und diesen dritten Teil…Hach, was für ein Roman! Ich habe zu Anfang soviel gelacht, über die beiden ungleichen Brüder, die sich im Alter eigentlich nur noch mehr in ihren eigenen Sturheiten, Ritualen und Leben festgefahren haben. Das führt zu so einigen fast auswegslosen Situationen, nicht zu vergessen die neue Angestellte im jüdischen Haushalt, die junge Palästinenserin Zamira – Bergman hat hier ein paar unvergessliche Dialoge und Gedanken niedergeschrieben. Und zum Ende hin hat mich das Buch weinen lassen, weil ich das Gefühl hatte, hier gute Freunde zu verlieren. Ganz große Empfehlung, am besten gleich alle drei Bände kaufen!

Mein Sommer nebenan – Huntley Fitzpatrick

Im Vordergrund steht die Familie Garrett, mit ihren 8 Kindern sind sie für das Nachbarsmädchen Samantha Attraktion und Abschreckung zugleich. Doch wie sich zeigt, trifft so manches Vorurteil der Stadtbewohner doch viel mehr auf die Verurteilenden selbst zu. Und Samantha muss sich entscheiden, ob Freundschaft und Nachbarschaft genausoviel bedeuten wie Familie. Ein Jugendbuch für den Sommer, mit dem ein oder anderen ernsteren Unterton, schön schmökerig.

Märchenprinz – Marian Keyes

Mir war mal wieder nach einem echten, sogenannten “Frauenroman” – da bietet sich Marian Keyes als eine meiner liebsten Autorinnen in diesem Sektor ja an und dieses Buch war mit etwas über 850 Seiten ja auch ein echter Schmöker. Es ist nicht mein liebstes von ihr geworden, aber für graue Februartage auf dem Sofa und zum Abschalten war es genau das richtige und dank ihrer immer schön ausgefallenen Figuren und der netten irischen Atmosphäre hebt es sich doch angenehm von anderen Büchern ab. Besonders gefällt mir, das Keyes immer wieder Themen wie Gewalt, Drogen oder Alkoholismus einfliessen lässt und dabei nicht auf “Eitel Sonnenschein” besteht.

Die Känguru-Chroniken – Marc-Uwe Kling

Nachdem dieses Buch ja dank Jürgen von der Lippe zu einem Überraschungshit wurde, habe ich es mehr zufällig in die Hand genommen, reingelesen und – blieb hängen! Hatte das Buch innerhalb kürzester Zeit durch und die meiste Zeit schallend gelacht – das Känguru ist die perfekte Mischung aus “Hartmut” (einer Figur von Oliver Uschmann) und dem “Sams”.  Ein Känguru mit politischen Ideen und chronischer Pleite als Mitbewohner ist so abwegig, das es schon wieder gut ist! Ich bin sicher, das der Humor einigen absolut nicht gefällt – mir dafür umso mehr

Der Koch – Martin Suter

Mal wieder ein Geniestreich von Suter – ich bin hingerissen und begeistert. Dieses Buch war viel zu schnell gelesen, zum Schluss hin dachte ich: Mensch, da könnten doch ruhig noch 100 Seiten kommen…oder auch 300…es hätte mich nicht gestört. Wie der Titel schon vermuten lässt, dreht sich diesmal alles um einen Koch. Nur das dieser leider als Küchenhilfe schuftet, weil sein wahres Talent in der Schweiz nicht erkannt wird – dort ist er in der langen Hierachie der Küche als Einwanderer ganz unten. Suter vermischt meisterhaft Rezepte und sinnliche Beschreibungen des Kochens mit der Weltwirtschaftskrise, der unhaltbaren Situation in Sri Lanka und einigen ganz persönlichen Schicksalen im Kreise der Menschen rund um “den Koch”… eine ungewöhnliche Geschäftsidee und der gewohnte Witz von Suter runden das Menü zu einem 5-Sterne Buch ab…!

Erscheint im Februar 2010