Das Glück zu haben, die eigene Familiengeschichte lesen zu dürfen, Verwandte zu haben, die eine große Reise in die Vergangenheit machen. Dieses Glück habe ich und dieses Buch meinem Onkel zu verdanken. Dass ich so “mitreisen” konnte, in die Orte seiner Kindheit (und der meiner Mutter und Großmutter), die Häuser sehen konnte, aus denen sie vetrieben wurden, ihre Flucht nachvollziehen konnte und ihr Leben in diesen schweren Zeiten – das rührt mich an, wie es wohl kaum ein Bestseller je könnte. Was für ein Schatz zwischen den Buchseiten. Danke!
Schlagwort: Reise
Kings of Nowhere – T.J. Forrester
Seitdem ich Picknick mit Bären von Bill Bryson gelesen habe, fasziniert mich der Appalachian Trail. Klar also, dass ich dieses feine, kleine Buch aus dem Blumenbar-Verlag aus dem Regal fischte. Drei Außenseiter auf einer Reise zu sich selbst – wohin diese führen wird, das wissen die Wanderer selbst nicht. Aber dass dieser Roman weit entfernt ist von Erleuchtung und spiritueller Selbstfindung – das kann ich euch sagen. Stattdessen ein wilder Ritt in Wanderschuhen, voller Angst, Drogen, Zweifeln und den Gedanken&Nöten derer, die am Rande des Trails leben.
Wer die Kälte liebt – Tilman Bünz
Spätestens seit mein Mann 2 Auslandssemester in Schweden absolviert hat, bin ich Skandinavien-Fan. Was lag also näher als dieses Buch im Laden mitzunehmen? Und es macht genau das was ein solches Buch tun soll: gut unterhalten, mir einige interessante Einblicke in das Land und das Leben der Menschen dort geben und ein bisschen Fernweh wecken. Wer sich ein bisschen einlesen will in die skandinavischen Länder, ist hiermit sehr gut bedient, aber auch Kenner werden denke ich noch einige Neuheiten entdecken. Bünz hat einen sehr angenehmen Stil und ich würde gerne nochmal mehr von ihm lesen.
Und im Zweifel für Dich selbst – Elisabeth Rank
Ein toll gestaltetes Kleinod bei Suhrkamp. Eine ganz junge Autorin, ein schmales, kleines Buch und ein ganz großes Thema: der Tod. Elisabeth Rank hat hier einen ganz wunderbaren Roman geschrieben, mit trauriger, so schöner Sprache, ganzen Sätzen die ich mir herausschreiben wollte, weil sie so sehr den Kern der Sache trafen. Und sie hat es geschafft über ein tiefes, trauriges Thema, den Tod eines geliebten Menschen und die Verzweiflung so berührend zu schreiben, das ich immer mal innehalten musste, weil es mich berührte. Sie hat darüber hinaus aber noch die Generation der jungen Menschen heute so passend gezeichnet und über Freundschaft so intensiv geschrieben, das ich eigentlich nur noch frage: Und was schreiben Sie als nächstes? Ich will es lesen!
Und hier gehts zum ebenfalls tollen Blog: http://mevme.com/lizblog/
Hectors Reise oder Die Suche nach dem Glück – Francois Lelord
Dieses Buch stand seit über einem Jahr harmlos im Regal herum. Nun hatte es mich gefunden und auch genau die richtige Zeit um es zu lesen…mir hat es sehr gefallen. Ich denke vieles was Hector, der Psychater auf seiner Reise herausfindet, wussten wir im tiefsten Inneren schon, aber wie wir Menschen so sind – wir schauen gerne anderen dabei zu, wie sie etwas herausfinden und haben Erkenntnisse gerne schön verpackt. Wenn man danach geht hat dieses Buch aber eine doppelte Schleife und schönes Geschenkpapier gehabt.Die Schreibweise ist gekonnt naiv, aber nie zu einfach – aber gerade durch diesen Kunstgriff wirken die Glückslektionen von Hector nur noch mehr. Auch wenn ich Hector an wenigen Stellen aus eigener Erfahrung innerlich widersprach, so habe ich dieses Buch doch innig ans Herz gedrückt und so einige Menschen, denen ich dieses Buch gerne schenken möchte.
Kosmonauten auf der Astrobahn – Julio Cortazár
DAS ist das skurrilste was ich seit langem gelesen habe. 2 Menschen entschliessen sich eine Expedition zu starten – von Paris nach Marseille. Bis dahin nichts aufregendes. Allerdings gibt es Regeln und zwar das sie auf dieser Reise jeweils pro Tag auf 2 Rastplätzen halten müssen, auf dem einen übernachten. Und so ist dieses Buch ein Bericht von Rastplätzen, den kleinen Schönheiten der Autobahn, skurrilen Ereignissen auf der Reise, Verfolgungswahn der beiden ;)Â Ausserdem mit Fotos und Zeichnungen angereichert. Das Buch ist auf jeden Fall sehr ungewöhnlich, wenn auch manchmal etwas spröde (die Frühstücksbeschreibungen sind manchmal nicht soo spannend ^^) aber irgendwie liest man es doch gern, weil es eben interessiert, wie es den beiden und ihrem roten VW-Bus (genannt Fafnir) ergeht.
Die 13 1/2 Leben des Käpt’n Blaubär – Walter Moers
So, der Blaubär ist durch. 700 Seiten, das iss schon ein echter Schmöker Fand das Buch toll, es sprüht wirklich nur so vor Fantasie & Ideen. Allerdings gings mir teilweise auch wie in einem schönen Urlaub – rückblickend war alles so ein Erlebnis, direkt beim Reisen hätte man sich die eine oder andere Führung oder Beobachtung auch sparen können. Das Buch ist klasse, keine Frage, aber manchmal auch etwas anstrengend obgleich der wahnsinnig vielen Details und Beschreibungen. Um Zamonien, die Welt von Walter Moers kennenzulernen ist es aber unschlagbar. Als Einstieg würde ich trotzdem eher “Die Stadt der träumenden Bücher” empfehlen.