Kann ich Pflaster für mein Handy, Frau Steinbeck? – Maryanto Fischer

Maryanto Fischer hat lange in Hanau gewohnt und hat viele Jahre als Kulturredakteur beim Hanauer Anzeiger gearbeitet. Nun hat er seinen ersten Roman veröffentlicht. Damit ist ihm ein ganz neuer Blick auf  den Kosmos Schule gelungen. Wir begleiten Désirée Steinbeck in ihrem Alltag als Schulsekretärin – und der hat es in mehr als einer Hinsicht in sich. Der besondere Charme des Buches liegt auch darin, dass all die versammelten Geschichten, die sich im Buch in die Handlung einreihen, in langer Recherche von Maryanto zusammengetragen worden sind – also einen wahren Ursprung haben. Maryanto schreibt witzig, schwungvoll und das Buch hat großes Schmunzelpotential.

Nachdem ich Maryanto bereits als Journalist und Blogger oft und gerne gelesen habe, freue ich mich umso mehr, dass er auch die Langform für sich entdeckt hat – und das erfolgreich! Es bleibt nur zu sagen: Jede Schule sollte eine Frau Steinbeck haben. Und wenn das nicht so ohne weiteres geht, dann zumindest ein Exemplar von “Kann ich Pflaster für mein Handy, Frau Steinbeck” in der Schulbibliothek!

Das Blubbern von Glück – Barry Jonsberg

Der ungewöhnliche Aufbau des Buches unterhält von der ersten Seite an, man schliesst Candice Phee und ihre Altklugheit einfach gleich ins Herz. Eine schwierige Familiensituation, mit Humor und einem Schmunzeln erzählt. Candice mag nicht für alle Probleme eine Lösung haben – aber sie versucht alles, was in ihrer Macht steht, um die Dinge ein kleines bisschen besser zu machen. Ab 10 Jahren.

Ein Ort wie dieser – Marie-Aude Murail

Ich bin sehr zwiegespalten. Dieses Buch von Murail kommt definitiv nicht auf meine Liste der Bücher, die ich von ihr gerne gelesen habe. Es mag an meiner generell nicht sehr ausgeprägten Liebe zu Frankreich liegen – aber ich verstehe manches einfach nicht. Ich finde die Menschen affektiert und aufgesetzt, die Figuren die so angelegt sind, dass sie mir sympathisch werden sollen, wirken blass, unselbstständig und künstlich. Ich hatte manchmal das Gefühl, es sollte möglichst viel an Brennpunktthemen in dieses Jugendbuch, dreimal umgerührt, ein paar Klischees und Anti-Klischees dazu… Es mg hart klingen, aber gerade weil ich Murail mit “Simpel” so mochte, kann ich hier einfach nur ehrlich sein. Für mich sind diese beiden Werke wirklich enorm unterschiedlich.

Es wird keine Helden geben – Anna Seidl

In Anbetracht des zarten Alters der Autorin, hat sie da ein ganz ordentliches Debüt vorgelegt. Ihre Sicht eines Amoklaufes und der Zeit danach war eindringlich geschildert und hat mich besonders beeindruckt, weil ihre Hauptfigur im Laufe des Buches eine Wandlung durchmacht, die sie mich immer besser verstehen ließ. Mal schauen, was von dieser jungen Frau noch kommt.

Kleine Biester – Rob Alef

Quasi-Krieg auf dem Schulhof, erbitterter Kampf um Bildung und die begehrten Plätze am Gymnasium. Schauplatz ist Berlin und einige Protagonisten, deren Ehrgeiz schon deutlich ungesunde Züge angenommen hat – als Schüler verschwinden und tot aufgefunden werden, wird es für die Polizei Zeit zu handeln… Ein bissiger Krimi, der mit den Klischees rund um Helikopter-Eltern und Ansprüchen der heutigen Zeit klasse jongliert. Unterhaltsam und mit dem ein oder anderen Seitenhieb herrlich böse.

Mutter des Monats – Gill Hornby

Der Wahnsinn des Mutter-Daseins – schön bissig, böse und mit scharfer Feder skizziert. Das Höher, Schneller, Weiter, die Abgründe von Engagement und Cliquenwirtschaft. Unterhaltsam, mit dem ein oder anderen Körnchen Wahrheit, die perfekte Strandlektüre, während die Brut sich im Wasser tummelt und anderen Leuten Sandeimer aufs Handtuch kippt…

Ismael Trilogie – Michael Gerad Bauer

Achtung, es folgt ein Begeisterungssturm! Diese wunderbare Trilogie hat mich wieder daran glauben lassen, dass es einfach wunderbare Jugendbücher (die gerade Jungs gerne lesen werden!) gibt. Die Bücher strotzen nur so vor Humor, ich habe gegrinst, lauthals gelacht, geschmunzelt – die ganze Palette vergnügten Lesens! Die Figuren rund um Ismael Leseur wachsen einem so ans Herz und begleiten den Leser zum Glück durch die ganzen drei Bände.

Was macht das Spezielle dieser Bücher aus? Ich würde sagen: der Autor hatte richtig viel Spaß am Schreiben gehabt, das spürt man in jedem Satz. Noch dazu verliert er über alle drei Bände nicht das Besondere, es wurde eher noch besser, weil man mit allen mitfieberte und die Eigenheiten der Agierenden schon kannte. Wer einen leseunwilligen Teenager zuhause hat – zugreifen. Wer sich mal wieder richtig amüsieren will – zugreifen. Wer gerne gut geschriebene, noch dazu die großen Themen betreffende Jugendliteratur lesen will – zugreifen. Ach, was sag ich: einfach bitte alle zugreifen, kaufen, lesen!

Nenn mich nicht Ismael / Ismael und der Auftritt der Seekühe / Ismael: Bereit sein ist alles

Das Gegenteil von oben – Oliver Uschmann

Man kennt diesen Autor eigentlich von der “Hartmut und Ich” -Reihe. Als ich las, das er ein Jugendbuch geschrieben hat, musste ich es haben. Und ich sage: endlich mal ein  Jugendbuch, das aktuelle Themen wie Kindesentführung/Mißbrauch, Stalking, Zocken behandelt, den moralischen Zeigefinger weglässt und trotzdem zum Nachdenken anregt. Fabelhafte Schullektüre wäre das! Dennis hat ein etwas schräges Hobby – er beobachtet Leute im Hochhaus gegenüber mit dem Fernglas. Allerdings geht er noch einen Schritt weiter: er verschickt Codes, kleine Nachrichten an die Leute im Haus gegenüber, wenn diese sich streiten, Sudokus an die einsame Dame von gegenüber… Am liebsten beobachtet er allerdings die Hausmeisterfamilie, die so harmonisch wirkt – Dennis vermisst seinen Vater, von dem seine Mutter fast nie spricht.

Als sich im Haus gegenüber etwas verändert, wird Dennis stutzig.  Beobachtet er grade ein Verbrechen? Oder gibt es für alles einfache Erklärungen? Die Ereignisse im anderen Turm bringen sein Leben gehörig durcheinander und ja – Dennis muss auch ein Leben selbst in die Hand nehmen und es verändern.

Klasse Jugendbuch, toll geschrieben, spannend bis zum Schluss!

Tote Mädchen lügen nicht – Jay Asher

Dieses Leseexemplar fand ich schon in der Verlagsvorschau spannend. Hannah begeht Selbstmord und nach ihrem Ableben tauchen 7 Kassetten, in einem Schuhkarton verpackt bei ehemaligen Schulkameraden die mit ihr zu tun hatten auf. Allerdings hatten sie wohl nicht nur das…Hannah beschuldigt jeden einzelnen, Mitschuld an ihrem Tod zu haben. Die Idee allein ist sehr packend, der Ich-Erzähler Clay hört sich die Kassetten nach und nach an, vermischt die Stimme auf dem Band mit seinen Erinnerungen…ein tolles Jugendbuch, auch für eher-wenig-Leser. Einen kleinen Abzug gebe ich für die Sichtweise Hannahs, die ich zum Teil nicht nachvollziehen kann, das mag an den etwas anderen Werten in den U.S.A liegen. Das Ende hingegen fand ich im Gegensatz zu einigen anderen Lesern sehr gut & passend.

Freedom Writers – Erin Gruwell

Vielleicht hat ja jemand den Film gesehen. Eine junge, ehrgeizige Englischlehrerin beginnt, nachdem sie eine rassistische Karikatur im Klassenraum findet, mit ihren Schülern (eine “Problemklasse”) das “Tagebuch der Anne Frank” und andere Literatur über Jugendliche und ihre Erfahrungen zu lesen. Die Kids schreiben anonym Tagebuch über ihre Englischstunden. Diese Einträge sind sehr ehrlich, ungeschönt und sehr fesselnd. Mich fasziniert es schon sehr, wie sich einige Jugendliche im Laufe des Buches verändern, wie sich der Geist dieser Klasse erschliesst – aber auch, das es eben kein Hollywood-Ende gibt.