Erdenrund – Oliver Uschmann/Sylvia Witt

Ich mag die Reihe ja sehr, das kann man nicht verleugnen. Dieser Band war auch noch erfreulich dick, also versprach ich mir Lesevergnügen, welches ich auch hatte. Und wieder Spaß an vielen abstrusen Ideen. Allerdings hatte die ein oder andere Episode (obwohl ich es toll fand, die verschiedenen Perspektiven zu erfahren) einfach Längen. Diese mögen der Entwicklung und der deutlich ernsteren Töne der Figuren geschuldet sein. Das war ein wenig schade, weil ich dadurch deutlich öfter Pausen gemacht habe und das Buch ne Weile gebraucht hat, bis es durchgelesen war. Fürs nächste Buch wünsche ich mir : etwas kompakter – back to the roots

The Curious Incident of the Dog in the Night-Time – Mark Haddon

Eines der Bücher, die ewig und drei Tage im Regal standen, seit ich es vor wirklich Ewigkeiten in einem kleinen Dubliner Antiquariat gekauft habe…und es endlich erlöst zu haben, war eine gute Entscheidung. Ich hatte noch nie etwas von Haddon gelesen und glaube, es ist der perfekte Einstieg: skurril, ernsthaft, witzig und ungewöhnlich. Hab ich gerne gelesen!

Unser Haus am Meer – Polly Horvath

Ich habe eine Schwäche für Kinderbücher, die skurril daherkommen. Als ich bei der wunderbaren Ada Mitsou dann von diesem Buch las, war klar: musste auch haben. Und ich bin sicher noch eine ganze Weile dankbar für diesen Tipp: das Buch hat soviel Herz, schräge Figuren und eine große Portion Witz und die ein oder andere wirklich ungewöhnliche Szene. Klasse! Und beim Schreiben sehe ich gerade, dass sie bereits den zweiten Band rezensiert hat und genauso begeistert war…na…der kommt dann wohl auch bald zu mir

Der Blaubeersommer – Polly Horvath

Zwei uralte Damen, die nicht besonders gut Auto fahren. Ein Wald voller Beeren und Bären. Skurrile Figuren, ein junges Mädchen, unangenehme Eltern. Eigentlich ist das ganze Buch vollgestopft mit seltsam anmutenden Ereignissen, die nicht zusammenpassen – und doch habe ich es mit großer Begeisterung gelesen, weil es so herrlich anders ist, sich so wohltuend abhebt von vielem anderem auf dem Kinderbuchmarkt. Weil hier zwar schlimme Dinge passieren, überzeichnet wird – aber trotz allem einfach durchdringt – Du kannst viel erleben und überstehen, wenn Du an Dich glaubst und über Dich hinauswächst. Ich fands einfach nur richtig klasse und habe schon Nachschub bestellt…

Letzte Nacht in Twisted River – John Irving

Es juckt einen ja in den Fingern, ganz viel zu diesem wieder äußerst epischen Roman von Irving zu schreiben – gibt es doch soviel zu interpretieren, zu bemerken, zu entdecken. Und doch kann ich kurz sagen: Hat mir sehr gut gefallen, las sich schnell und mit Vergnügen! Der Roman hat zwar, irvingtypisch durchaus ein paar kleinere Längen, über diese kann ich jedoch großzügig hinwegsehen. Irving hat hier seine (für mich persönlich) am liebenswertesten Charaktere erschaffen. Seine Spielerei mit Namen und vorallem die  Beschreibungen von kulinarischem haben Charme und wecken immer wieder die Lust auf mehr. Trotzdem hat der Roman seine Ecken und Kanten, sein Unangepasstes, einige Schrägheiten und Skurrilitäten, wie man das von Irving gewohnt ist. Ich denke sowohl alte Irving-Fans kommen voll auf ihre Kosten als auch Neueinsteiger – ich jedenfalls war nach diesem Irving wieder absolut von seinem Können überzeugt. Wer mich auf 832 Seiten immer wieder zu überraschen weiss, trotz das einige Motive bereits aus früheren Romanen bekannt sind und mich trotzdem auf hohem, literarischen Niveau unterhält und mich zwischendurch lachen und weinen läßt  – der kann es einfach!

Vatermord und andere Familienvergnügen – Steve Toltz

Was für ein Roman! Nicht nur das er ziemlich dick ist, nein, er ist auch wirklich ein beeindruckendes Debüt eines Australiers! Der gute Herr Toltz hat ein klasse Leben vor sich, wenn er so weiterschreibt. Dieser Roman hat alles – irrwitzige Ideen, eine Verbrecher-Geschichte in der nichts so ist, wie es auf den ersten (einfachen) Blick scheint, Vater-Sohn-Erlebnisse der ganz anderen Art und viel philosophischen und skurrilen Witz. Ich habe viel gelacht, den Kopf geschüttelt, habe das Buch ungern weggelegt. Der Autor wechselt zwischen einigen Erzählpassagen hin und her – zu meinen Lieblingen gehört definitiv der Anfang, der als Erzählung des Vaters an den jungen Sohn gestaltet ist, als er ihn darüber aufklärt, das sein Onkel einer der meistgesuchten Verbrecher Australiens war… Erfrischend und so voller Charme des unangespassten. Mich hat das Buch durchweg begeistert, auch wenn Toltz an einigen wenigen Stellen etwas in Nebenhandlungen abgleitet, so bereiten diese nur den Weg zum furiosen Finale und müssen im Nachhinein genau dort stehen. Ein Feuerwerk, das sich perfekt über 800 Seiten selbst abfackelt…;-)

Gargoyle – Andrew Davidson

Ein schwer zu beschreibendes Buch. Keine wirkliche Fantasy, aber auch nicht “real” genug um rein als normaler Roman gehandelt zu werden. Davidson vermischt die Lebensgeschichte seines Protagonisten, einem Brandopfer das sein Schicksal kaum zynischer bewerten könnte, mit der Geschichte einer ungewöhnlichen Bildhauerin, Marieanne Engel. Diese steht eines Tages am Krankenbett und behauptet, beide würden sich schon lange kennen – aus früheren Leben, wo beide ein Liebespaar waren. Der Autor benutzt Rückblenden, Rauschzustände und Erzählungen um so nach und nach ein irrwitziges Konstrukt zu bauen – und nicht nur der Leser fragt sich – wieviel davon ist “wahr”? Ist Marieanne Engel wirklich so alt oder hat sie einfach nur eine wahnsinnige Vorstellungskraft, vermischt mit Geisteskrankheit?

Ich habe mich etwas schwer getan, dennoch zu Ende gelesen, was für mich bei fast 600 Seiten durchaus ein Merkmal dafür ist, das es mir stellenweise sehr gefallen hat. Allerdings ist die Geschichte zeitweise wirklich sehr abgedreht und nicht jedermanns Sache – auch die einzelnen Erzählperspektiven haben unterschiedliches Kaliber.

Wer gern ungewöhnliches liest, eine Vorliebe für Sagen und Historisches hat und viel Sarkasmus, dem sei Gargoyle durchweg empfohlen. Wer eine innige Liebesgeschichte erwartet, wie es zum Teil beworben wird, dem würde ich eher etwas anderes in die Hand drücken.

Die Lady im Lieferwagen – Alan Bennett

Das Buch vereint gleich 3 Vorzüge in einem: erschienen im Wagenbach Verlag, den ich sehr schätze, geschrieben von Alan Bennett, den ich seit „Die souveräne Leserin“ einfach klasse finde UND: es ist einfach eine tolle, irrwitzige Geschichte. Miss Shepherd gehört der Lieferwagen, der irgendwann in der Einfahrt steht – und dort bleibt er 20(!) Jahre. Bennett hat über die Schrullen und Einfälle dieser sehr ungewöhnlichen Frau Tagebuch geführt…die in diesem Lieferwagen Kommandozentrale, Wohnstatt und Denkerklause vereint. Einfach ein herrliches Stück britischer Komik.

Ein paar Leute suchen das Glück und lachen sich tot – Sibylle Berg

Das hat mir richtig gut gefallen, lauter kurze Fragmente von Menschen zwischen 16 und 80, die auf irgendeiner Art zusammengehören, aber auch wieder nicht. Herrliche Schilderungen. In vielem erkennt man sich doch erschreckt wieder. Und doch, überall blitzt nochmal Hoffnung auf. Vielleicht gibt es das große Glück ja doch noch, nach all dem Scheiß? Klasse! Von ihr werde ich ganz sicher noch mehr lesen!

Freaks – Joey Goebel

Toll! Nur 192 Seiten und doch hab ich nicht das Gefühl das irgendwas zu kurz gekommen sei. Eine Band die aus völlig unterschiedlichen Leuten besteht, das jüngste Mitglied ist etwa 8, die älteste schon weit über 70. Und trotzdem. Sie rocken. Sie wollen auf die Bühne. Und überhaupt: normal sind die alle nicht. Und es macht grandiosen Spaß das zu lesen!