Mamas Vermächtnis – Herrad Schenk

Ein Mutter-Tochter-Verhältnis aus der ganz anderen Warte. Als ihre Mutter stirbt ist Thea selbst schon fast siebzig – und sieht sich plötzlich einem ganz neuen Leben gegenüber, so ganz ohne “Mamachen”. Herrad Schenk mag ich seit “In der Badewanne” sehr gern, denn sie hat das Talent, in einen humorvollen Roman noch so einige Zwischenböden an Tiefe und auch Satire einzuziehen – und das ganze noch mit  sehr klugen Gedanken zu garnieren. Auch hier nimmt sie den Befreiungsschlag der Tochter zum Anlass, ein ganzes Leben zu beleuchten und vorallem die Frage – was ist Thea denn noch – außer Tochter? Und nicht zuletzt – wer war eigentlich Mamachen?  Hat mir wieder richtig gut gefallen!

Man sagt sich mehr als einmal Lebewohl – David Servan-Schreiber

Manche Bücher rühren einen aufgrund der eigenen Biographie mehr an, als andere. Hier kann ich nur für mich, völlig subjektiv und persönlich sagen, es hat mich sehr berührt und demütig werden lassen und beim Lesen habe ich wirklich Taschentücher gebraucht. Es ist ein kleines, schmales Bändchen das Servan-Schreiber kurz vor seinem Tod noch vollendet hat. Indem er über das Sterben schreibt, so schreibt er auch gleichzeitig über das Leben und bei sovielen Gedanken habe ich mich angesprochen gefühlt. Ich empfand es als sehr mutig, dieses Buch zu schreiben, denn der Autor war selbst Arzt und hatte mit seinem “Antikrebs-Buch” für viel Aufsehen gesorgt. Für mich sehr eindringlich setzt er sich auch mit seiner Umwelt auseinander, die ihm auf unterschiedlichste Art und Weise zusetzt – warum seine eigenen Tipps bei ihm versagen zum Beispiel. Er ist gradlinig und ehrlich, was mir sehr  imponiert hat. Er versucht nicht, DEN Weg aufzuzeigen. Er erzählt seine Geschichte. Ich wünsche diesem Buch viele, viele Leser, ob selbst betroffen, Angehörige, Freunde oder Menschen die offen sind für Gedanken, die man sich im alltäglichen Leben so nicht macht.

Beim Lesen dachte ich an eine ganz spezielle Frau, der ich diesen Leseeindruck widme.  Und ich bin sicher, wären sie und der Autor zusammen ein Bier trinken gegangen, ihre Ansichten wären die gleichen gewesen. U – Du fehlst immer!

Für den Rest des Lebens – Zeruya Shalev

Voller Wucht und Eindringlichkeit schildert Zeruya Shalev die Facetten einer Familie über 3 Generationen – in einer bildhaften, wundervollen Sprache die einen berührt zurücklasst…Meine erste Shalev und ganz sicher nicht meine letzte! Ja, man braucht einige Tage (und Ruhe!) für das Buch, weil es wirken muss – die Sätze sind lang, manches Mal fast ohne Anfang und Ende, aber genau das ist es was für mich den Reiz des Romans ausmacht.

Unbedingt erwähnen muss man die Tiefe, in die Shalev uns mitnimmt, intensiv spürt man den so oft schmerzhaften Gefühlen der Protagonisten nach. Eine Betrachtung der Familie,  3 eigenwillige Figuren und auch wenn viel Schweres den Roman bewohnt, so finden sich hier und dort doch kleine, wunderschöne Betrachtungen und Wörter und bilden so gemeinsam ein großes, sehr rundes Werk. Ein ganz wichtiger Lesetipp!

Harold and Maude – Colin Higgins

Hier bleibt mir nur zu sagen: ein wunderbares kleines Büchlein über das Sterben und das Leben – selten hat es jemand so gut auf den Punkt gebracht, wie diese beiden Ereignisse sich gegenseitig bedingen. Jeder sollte eine Maude in seinem Leben haben, jeder sollte singen und tanzen wenn ihm danach ist und sein ganz eigenes Leben leben. Ach, es ist einfach so ein großes JA zum Leben und nachdem ich den Film schon lange liebe, war diese Lektüre überfällig.

Mein letzter Sommer – Cesarina Vighy

Hier habe ich etwas komplett anderes erwartet. Hinten aufgedruckt steht “Eine Hymne auf  das Leben im Angesicht des Todes” – ich erwartete eine Auseinandersetzung mit der Krankheit ALS, dem Sterben, dem Tod. Ein Buch mit klugen Gedanken, ein Buch das mich nachdenklich macht. Vielleicht liegt es daran, das ich mit diesem Buch nicht warm geworden bin. Die Autorin schildert über weite Teile ihre Lebensgeschichte, die sich zwar ganz nett liest, mich jetzt aber auch nicht gefangennahm. Auf ihre Krankheit kommt sie erst spät zu sprechen, wirklich gedanklich auseinander setzt sie sich damit auf nur wenigen Seiten und auch diese bleiben seltsam flach, es wirkt etwas zusammengeschoben mit den Erinnerungen an ihr Leben. Es mag der Krankheit geschuldet sein, vielleicht wurde das Buch in größerer Eile fertiggeschrieben, das würde es erklären. Für mich war es in dieser Form eher sperrig zu lesen und es hinterliess keinen großen Eindruck bei mir. Sehr schade!

Sieben Minuten nach Mitternacht – Patrick Ness/Siobhan Dowd

Ein Buch über eine Krankheit. Ein Buch über das Sterben. Ein Buch über den Tod. Ein Buch über die Liebe eines Sohnes zu seiner Mutter. Ein Buch über Angst. Ein Buch über Liebe. Ein Buch über Loslassen.

Und all diese Dinge machen dieses Buch zu einem besonderen. Die Ausstattung ist sehr auffällig, die Illustrationen bringen die Geschichte noch näher an den Leser heran. Es ist ein Buch das gleich auf drei Ebenen an ein sehr sensibles Thema rührt – Erzähltext, Grafik und Fabeln. Es gab einen kleinen Punkt der mich störte, der mir das ganze zu unrealistisch erscheinen lies, das mag aber auch Geschmackssache sein. Wichtig war, das ich zum Schluss doch etwas erschlagen von der Wucht die dieses Buch hinterlässt dasaß und ein wenig weinen musste.Was dieses Buch schafft ist, zu zeigen, das es im Angesicht des Todes einer geliebten Person kein richtig oder falsch gibt. Das manchmal der Tod selbst uns am meisten über das Leben lehren kann.

Two Weeks with the queen – Morris Gleitzman

Ein dünnes Jugendbuch über 2 ungleiche Brüder. Als der jüngere Bruder schwer erkrankt, schicken die Eltern den älteren, um ihm die harten Zeiten am Sterbebett zu ersparen, von Australien nach Großbritannien, zu Verwandten. Sein Bruder muss wieder gesund werden, hämmert es in seinem Kopf – was liegt da näher, als die Queen zu bitten, ihre besten Ärzte zu mobilisieren? Nur das so ein Rankommen an die Royales sich deutlich schwerer gestaltet als geplant… Der Titel lässt zunächst das offensichtliche vermuten, nach und nach entfaltet sich aber noch eine ganz andere Geschichte innerhalb der Geschichte. Ein bisschen ratlos bin ich – das Buch war schnell gelesen, aber die ein oder andere Handlung lief mir zunächst zuwider. Vielleicht hat Gleitzman das zeigen wollen – das nicht jede getroffene Entscheidung unbedingt die richtige ist oder auch sein muss, wenn man nur die Courage hat, am Ende auf sein Herz zu hören.

Der letzte unsichtbare Junge – Evan Kuhlmann

Finn wird langsam aber sicher unsichtbar. Er hat fast schon Angst, selbst zu verschwinden. Kann diese seltsame Farblosigkeit etwas damit zu tun haben, das sein Vater gestorben ist? In seinem Tagebuch hält Finn die Erinnerungen fest, die er mit seinem Vater verbindet, die neue Struktur der Tage, die ihm so fremd vorkommt und fragt sich immer wieder: wird er irgendwann wieder sichtbar werden?  Finn gestaltet sein Tagebuch mit Zeichnungen und schreibt sich die ganzen Dinge, die er weder mit seiner Mutter noch mit seinem Bruder besprechen kann, von der Seele. Das zu lesen, das rührt einen an, man fragt sich zusammen mit Finn, warum manche Dinge so passieren. Es ist schwer ein Buch zu beurteilen, das etwas so individuelles wie Trauer behandelt. Es wählt jedenfalls eine sehr schöne Idee aus, mit der Finn seine Gefühle ausdrückt – vielleicht gibt es irgendwo einen anderen 12jährigen, dem es genauso geht…ich kanns mir jedenfalls vorstellen…

Zeit der Gespenster – Jodi Picoult

Diese Picoult hat mir wieder deutlich besser gefallen! Die Figuren sind zwar nicht ganz so stark gezeichnet wie in anderen Werken von ihr, aber das ist auch nicht unbedingt notwendig – der Spannung tut es wenig Abbruch. Wie der Titel schon ahnen läßt, dreht sich das Buch unter anderem um übersinnliche Phänomen – oder Gespenster, wie man es auch nennen mag. Ein bisschen darauf einlassen muss man sich schon – dann erzählt Picoult wieder eine meisterhaft verknüpfte Geschichte, zwischen Gegenwart und Zukunft, Liebe und Sterben, vermischt mit der Kultur eines alten Indianerstammes und einem recht unbekannten Kapitel amerikanischer Geschichte: einem Eugenik-Projekt, das sich unter anderem mit dem Sterilisationsgesetz und Minderheiten der Bevölkerung auseinandersetzt – gewohnt heißes Eisen für Picoult. Gerade diese Episoden, deren Handlungsstränge bis in die heutige Zeit zu künstlicher Befruchtung und Forschung reichen sind hochinteressant.Das Buch hätte auch noch 100-200 Seiten länger sein können, um die ganze Komplexität noch mehr zu erfassen. War sehr schnell durchgelesen, Picoult lässt einen einfach nicht los – echte Schmöker!

Engel des letzten Tages – Michal Viewegh

Dieses Buch habe ich aus der Verlagsvorschau “gefischt” allein wegen des wunderschönen Covers. Und gut das dies passierte – eine kleine Perle dieses Buch! Viewegh beschreibt eine kleine Gruppe von Engeln in Prag, deren Aufgabe es ist, die Menschen in ihren letzten Stunden vor ihrem Tod zu begleiten. Und das tun diese nicht unbedingt auf die übliche Weise – da wird durchaus mit dem eigenen Schicksal gefochten – wieviel darf man den Sterbenden noch “helfen” in Ordnung zu bringen? Wer bestimmt die Lebensdauer? Die Schicksale der Sterbenden sind miteinander verwoben – und obwohl das Buch einige Tränen hat rollen lassen, so gab es doch wunderschöne Momente der Hoffnung, wenn die Engel noch durch scheinbare Kleinigkeiten, das Leben der Überlebenden verändern…

Hat mir sehr gefallen und wird sicher einige Male verschenkt werden…