Everlasting: Der Mann der aus der Zeit fiel – Holly-Jane Rahlens

Das erste was an diesem Buch ins Auge sticht, ist das herrliche Pink des Covers, knallig und verspielt. Schnell merkt man aber, dass sich dieses Buch weder in ein Genre einordnen lässt, noch das man vorschnell ein Urteil fällen sollte – hier steckt viel drin und vorallem ist es ein echter All-Age-Titel und nicht nur Jugendliche sollten hier zugreifen!

Holly Jane-Rahlens beschreibt eine Zukunftsvision im Jahre 2264, in der Deutsch eine alte, tote Sprache darstellt, die von nur wenigen beherrscht wird. Die Menschen verständigen sich über eine Art Computer in ihren Köpfen, Schreiben ist eine altmodische Sache und wird kaum praktiziert. Als Finn, ein Historiker und Experte für Deutsch anfängt ein Teenie-Tagebuch einer gewissen Eliana zu übersetzen, welches Aufsschluss über die damalige Zeit geben soll und daraufhin zu einer gewagten Mission, in die Zeit zurück geschickt wird, landet er in Berlin – des 21. Jahrhunderts!

Rahlens schreibt gewohnt humorvoll, wird dabei aber nie oberflächlich oder flapsig, vielmehr lässt sie in leisen Tönen auch gesellschaftskritische Ansätze anklingen. Mit großem Vergnügen habe ich die Geschichte zwischen Finn und Eliana, verfolgt. Viel Sprachwitz steckt in den Wortspielereien und Erklärungen die ganz wunderbar mehrere Sprachen vereinen und von der Liebe der Autorin zum Wort zeugen. Ihre Freude am Detail zeigt sich auch in den Beschreibung der futuristischen Gesellschaft und den Schwierigkeiten, die Finn im ungewohnten Berlin meistern muss.  In diesem Roman findet sich eine Zukunftsvision, Romantik, eine ordentliche Portion Witz und eine spannende Geschichte, bei der man nicht aufhören will – ein toller Schmöker, den ich wirklich sehr gerne empfehle!

Adams Erbe – Astrid Rosenfeld

Es gibt Bücher, die nisten sich klammheimlich im Herzen ein. Die lesen sich gut an, machen Lust auf mehr, lassen einen den Atem anhalten und tiefer in die Kissen rutschen. Adams Erbe ist für mich solch ein Buch und noch dazu – so wunderbar!

Erzählt wird hier von 2 Männern, die sich nie kannten, zum einen Edward der um die Jahrtausendwende volljährig wird und sein Großonkel Adam der in den 40ger Jahren spurlos verschwindet – und mit ihm das Familienvermögen. Trotz das beide sich nicht kennen, verbinden sie einige Charaktereigenschaften – und angeblich auch die gleichen Gesichtszüge. Edward, dessen Leben in recht schrägen Bahnen verläuft, findet eines Tages die Aufzeichnungen seines Großonkels und versinkt darin. Was das Buch so besonders macht sind die vielen kleinen Ideen die Rosenfeld einstreut. Man mag gar nicht glauben das es ihr literarisches Debüt ist, so präzise setzt die Autorin Glanzlichter, beschreibt sie treffend die Charaktere. Dieses Buch drückte ich nach dem Lesen ans Herz – ganz unbedingt gehört es zu den Highlights des Frühjahres!

Der letzte unsichtbare Junge – Evan Kuhlmann

Finn wird langsam aber sicher unsichtbar. Er hat fast schon Angst, selbst zu verschwinden. Kann diese seltsame Farblosigkeit etwas damit zu tun haben, das sein Vater gestorben ist? In seinem Tagebuch hält Finn die Erinnerungen fest, die er mit seinem Vater verbindet, die neue Struktur der Tage, die ihm so fremd vorkommt und fragt sich immer wieder: wird er irgendwann wieder sichtbar werden?  Finn gestaltet sein Tagebuch mit Zeichnungen und schreibt sich die ganzen Dinge, die er weder mit seiner Mutter noch mit seinem Bruder besprechen kann, von der Seele. Das zu lesen, das rührt einen an, man fragt sich zusammen mit Finn, warum manche Dinge so passieren. Es ist schwer ein Buch zu beurteilen, das etwas so individuelles wie Trauer behandelt. Es wählt jedenfalls eine sehr schöne Idee aus, mit der Finn seine Gefühle ausdrückt – vielleicht gibt es irgendwo einen anderen 12jährigen, dem es genauso geht…ich kanns mir jedenfalls vorstellen…

Alabama Song – Gilles Leroy

Wer kennt sie nicht: DAS Paar der Roaring Twenties – F.Scott Fitzgerald und Zelda Fitzgerald. Allerdings ist meist mehr über ihn bekannt – das auch seine Frau eine begabte Schriftstellerin war, der Autor geradezu andeutet, das ihr Mann bei ihr klaute…das ist schon unbekannter. Leroy mischtsein Buch aus der Biographie dieser bemerkenswerten Frau und es  eigenerVorstellungen – es könnte so gewesen sein. Insgesamt zeichnet das Buch eine interessante, zerissene Frau nach, eine Ehe in der es wenig Gemeinschaft gibt, 2 die nicht ohne einander sein können, aber auch nicht miteinander können. Wer sich für diese Epoche und Biographisches interessiert, wird an diesem Buch Freude haben. Ich fand es auch ansprechend, es hat einige ganz tolle Szenerien und wunderschöne Sätze, allerdings blieb mir doch zuvieles fremd. Ein ganz typischer Kandidat für “Ist Geschmackssache!”.

Irisches Tagebuch – Heinrich Böll

Die verlorene Ehre der Katharina Blum gefiel mir ja in der Schule wirklich. Klar, hart &  gut. Irland ist ein wunderbares Stück Erde, die Beschreibungen von Böll treffen meiner Meinung nach zum Teil auch wunderbar den Alltag zu dieser Zeit, kleine skurrile Ereignisse die nur dieses Land zutage bringt. Trotzdem hatte ich mit einigen Abschweifungen, Verschachtelungen zu kämpfen, manches erschien mir doch recht wahllos aneinander gereiht. Wer sich für das Irland dieser Zeit interessiert und sich nicht an diesem Episoden/Tagebuch-Stil stört, für den ist es ein schönes, kleines Buch. Ich würde ihm eine 3 geben – nicht schlecht aber für mich auch nicht herausragend.