Süchtig nach dem Sturm – Norman Ollestad

Ein beeindruckendes Buch, noch mehr wenn man bedenkt, das Ollestad hier eine wahre und vorallem: seine eigene Geschichte erzählt. Wie er mit 11 Jahren als einziger einen Flugzeugabsturz überlebt, das allein ist schon sehr beeindruckend, seine Schilderung, wie er es schafft, in einer Gebirgskette und völlig vereisten Höhen wieder in flachere Gefilde zu gelangen – ein halbes Wunder. Dazwischen erzählt Ollestad von seiner Jugend, die von Sport (Eishockey, Skifahren und Surfen) geprägt war, vorallem durch seinen Vater, der ihn zu all diesen Sportarten ehrgeizig antrieb. Dieses Buch ist also noch mehr: eine Vater-Sohn-Beziehung die ein jähes Ende nimmt, als der Vater beim Absturz ums Leben kommt. Dieses Zusammenspiel und auch die Fragen, die Ollestad aufwirft, ob er durch seine Jugend auf diesen Abstieg vorbereitet wurde, wie wir unsere Kinder vorbereiten können – wie er den Ehrgeiz seines Vaters damals erlebte – das ist packender als so mancher, komplett erfundender Roman.Mich hat er danach jedenfalls noch sehr lange beschäftigt…

Ich empfehle auch hier den http://www.youtube.com/watch?v=jFg-HtYcSXQ bei youtube mit einem Interview des Autors – sehenswert!

Die Stunde in der ich zu glauben begann – Wally Lamb

Als mir dieses Buch ins Haus flatterte, hatte ich noch nichts anderes von Wally Lamb gelesen.Nach der Lektüre werde ich das aber definitiv nachholen.Wally Lamb verwebt die Ereignisse von dem Amoklauf in der Columbine High School  (und dort benutzt er die echten Namen und Geschehnisse) mit der persönlichen (fiktiven) Familiengeschichte seiner Protagonisten. Maureen, eine Schulkrankenschwester die in der Bibliothek in einem Schrank versteckt miterleben muss, wie Schüler erschossen werden, leidet nach den Ereignissen, ist traumatisiert und rutscht immer mehr ab. Maureen und ihr Mann Caelum, der diese Geschichte erzählt, werden über einen langen Zeitraum hinweg begleitet, seine Figuren suchen nach Sinn und einem Neuanfang – immer wieder. Lamb hat hier ein großes Werk geschaffen, wo nicht nur ein roter Faden sondern viele gesponnen werden. Die Moral und Handlungsweisen der Menschen stellen sich in Frage und nicht zuletzt ist der Roman sehr bewegend und ich bin sicher das nicht nur mir an einigen Stellen des Romans die Tränen kamen.

Schnörkellos, dafür aber genau und detailreich beschreibt Wally Lamb diese Auseinandersetzungen mit Ereignissen, Tragödien und Geheimnissen. Auch Briefe, Emails und Erzählungen aus der Vergangenheit der Figuren haben ihren Platz und lockern so die Geschichte noch etwas auf. Dieses wirklich dicke Buch lohnt aber jede Seite – ein großer Roman über Menschlichkeit.