Die Betäubung – Anna Enquist

Das Wort „verstörend“ kann man durchaus für diesen Roman anwenden – aber im positiven Sinne. Denn dieser Roman fällt ein wenig aus der Rolle, seine Beschreibungen, gerade was die Details im Krankenhaus angeht, die Vorgänge und Operationen sind so gestochen scharf und gehen einem nahe. Teilweise so sehr, dass ich pausieren musste (ich vertrage allerdings auch nicht sehr viel in diesem Bereich). Aber gerade das lässt den Roman für mich so hervorstehen – als ich im Nachwort las, dass Enquist im Zuge einer Literaturprojekts längere Zeit in einem Krankenhaus hospitieren dürfte, erklärte sich für mich diese Besonderheit, man hatte zum Teil wirklich beim Lesen das Gefühl, mit im OP-Saal zu stehen. Die Geschichte der beiden Geschwister, die zwei unterschiedliche Professionen abdecken (Anästhesistin und Psychoanalytiker) und durch einen gemeinsamen Nenner immer mehr ins Straucheln kommen, hat mich in ihren ganz eigenen Sog gezogen.

Die Musik der Wale – Wally Lamb

Was ein Wälzer. Und auf über 600 Seiten passiert unserer Hauptperson so ziemlich alles, was so schiefgehen kann. Glaubt man anfangs noch, das die Dinge für Dolores Price sich noch gut entwickeln werden, so entdeckt man mit Schrecken, das die Abwärtsspirale sich noch viel weiter nach unten drehen kann. Ich muss ganz ehrlich gestehen, das ich nicht so glücklich mit dem Roman war und nicht ganz warm mit ihm wurde. Es ist andererseits aber auch faszinierend, in wieviel Drama sich eine Person manövrieren kann und wie weit Menschen gehen…es ist ein wenig unentschieden mit diesem Buch: nicht verkehrt, aber auch für mich kein Buch über das ich Freudenschreie ausstoße. Am besten – selber lesen, über dieses Buch könnte man sicher gut diskutieren, also los .