28 Tage – David Safier

Safier stellt in seinem Roman, in dem er gewohnte Wege verlässt, eine Frage in den Vordergrund: Was für ein Mensch will ich sein? Es ist ihm anzurechnen, dass er aus persönlichen Gründen über eines der dunkelsten Kapitel deutscher Geschichte erzählen will. Ich kann mir vorstellen, dass er mit seinem Stil und seiner Perspektive vorallem Jugendliche ansprechen wird, denn eine gewisse Spannung und vorallem die Entscheidungen seiner jungen Protagonisten stehen im Vordergrund. Für mich ist aber genau da auch der Haken – ich find es schwierig, über eine wirklich grausame, menschenverachtende Zeit zu lesen und gleichzeitig das Gefühl zu haben, dass der Leser möglichst durch die erzeugte Spannung am Ball bleiben soll.

Untergetaucht: Eine junge Frau überlebt in Berlin 1940-1945 – Marie Jalowicz-Simon

Ein Zeugnis einer schwierigen, tödlichen und belastenden Zeit. Einer Zeit in der viele sich selbst die nächsten waren, in der gefälscht, betrogen, gelogen, gefleht, gebettelt, geprügelt, verletzt und getötet wurde. Hier konnte jeder Tag Tod oder Leben bringen. Eine Chronik der Flucht, des Untertauchens und des Versteckens.

Log out! – Oliver Uschmann/Sylvia Witt

Hier haben die beiden Autoren wieder ein Jugendbuch nach meinem Geschmack geschrieben: interessanter Plot, die Verbindung von moderner Technik mit dem gleichzeitigen Wunsch, etwas eigenes, anderes zu tun und auszubrechen. 100 Tage „Log out“ – ohne Geld, ohne Arbeit, ohne Wohnung aber mit einem Blog, der über die Geschehnisse berichtet. Mir gefällt es, wie die beiden die aktuelle Nachrichtenkultur und Trends ein wenig demontieren, mit leiser oder auch mal lauterer Kritik, aber stets mit viel Witz und unerwarteten Wendungen. Wieder ein schöner Schmöker, meiner Meinung nach auch für Jugendliche, die sonst eher weniger zum Buch greifen – hier bekommen sie intelligente Unterhaltung ohne moralischen Zeigefinger, dafür mit viel Identifikationspotential.

Süchtig nach dem Sturm – Norman Ollestad

Ein beeindruckendes Buch, noch mehr wenn man bedenkt, das Ollestad hier eine wahre und vorallem: seine eigene Geschichte erzählt. Wie er mit 11 Jahren als einziger einen Flugzeugabsturz überlebt, das allein ist schon sehr beeindruckend, seine Schilderung, wie er es schafft, in einer Gebirgskette und völlig vereisten Höhen wieder in flachere Gefilde zu gelangen – ein halbes Wunder. Dazwischen erzählt Ollestad von seiner Jugend, die von Sport (Eishockey, Skifahren und Surfen) geprägt war, vorallem durch seinen Vater, der ihn zu all diesen Sportarten ehrgeizig antrieb. Dieses Buch ist also noch mehr: eine Vater-Sohn-Beziehung die ein jähes Ende nimmt, als der Vater beim Absturz ums Leben kommt. Dieses Zusammenspiel und auch die Fragen, die Ollestad aufwirft, ob er durch seine Jugend auf diesen Abstieg vorbereitet wurde, wie wir unsere Kinder vorbereiten können – wie er den Ehrgeiz seines Vaters damals erlebte – das ist packender als so mancher, komplett erfundender Roman.Mich hat er danach jedenfalls noch sehr lange beschäftigt…

Ich empfehle auch hier den http://www.youtube.com/watch?v=jFg-HtYcSXQ bei youtube mit einem Interview des Autors – sehenswert!