Wovon wir träumten – Julie Otsuka

Dieser Roman hebt sich von der Masse ab, denn er hat nicht einen oder mehrere Erzähler, er hat ganz viele. Die unterschiedlichsten Stimmen japanischer Frauen erzählen, teilweise nur in einem Satz, bevor eine andere den Faden aufnimmt, von ihrer Ankunft in den USA, in den zwanziger Jahren, mit der Hoffnung auf ein besseres Leben. Dass sich ihre Vorstellungen mit der Realität nicht decken, das müssen sie alle feststellen. Gerade durch diesen seltenen Erzählstil kommt das Buch sehr eindringlich daher, wie ein Chor der Erlebnisse, dem man gerne lauscht.

Kings of Nowhere – T.J. Forrester

Seitdem ich Picknick mit Bären von Bill Bryson gelesen habe, fasziniert mich der Appalachian Trail. Klar also, dass ich dieses feine, kleine Buch aus dem Blumenbar-Verlag aus dem Regal fischte. Drei Außenseiter auf einer Reise zu sich selbst – wohin diese führen wird, das wissen die Wanderer selbst nicht. Aber dass dieser Roman weit entfernt ist von Erleuchtung und spiritueller Selbstfindung – das kann ich euch sagen. Stattdessen ein wilder Ritt in Wanderschuhen, voller Angst, Drogen, Zweifeln und den Gedanken&Nöten derer, die am Rande des Trails leben.

Zwei Zebras in New York – Marc Michel-Amadry

Wie aus einem kleinen Zeitungsartikel eine französisch-charmante Geschichte über das Glück, die Liebe und Menschlichkeit werden kann – dieser Roman zeigt es uns. Das Geschenk für die beste Freundin, für Gerneleser, für Abtaucher und Menschen die gerne „mal etwas fürs Herz“ lesen. Darf man zu einem Buch entzückend sagen? Zu diesem schon!

Wenn die Wale an Land gehen – Kathrin Aehnlich

Diese Autorin hat eine besondere Gabe. Sie kann über Freundschaft schreiben wie kaum jemand sonst. Denn sie tut es mit Geschichten und Erinnerungen, so fein verwoben mit Schicksal und Gedanken. Ihre Figuren kommen mir ganz nah und ich wünsche mir, dass diese Autorin noch viel bekannter wird – denn ihre Bücher berühren mich einfach.

Shotgun Lovesongs – Nickolas Baker

Spontan würde ich einfach gerne rufen: „Tolles Buch! Nehmen Sie es mit! Machen Sie es sich in der Sonne gemütlich und genießen Sie ihre Reise nach Wisconsin, ins Herz Amerikas“ Von einer Kleinstadt und ihren Bewohnern, von Freunden, die ihr ganzes Leben miteinander teilen. Von Erfolg, Verlusten, Liebe, Entscheidungen und besonderen Momenten lebt dieses Buch. Ich habe richtiggehend mitgefiebert und auch mitgelitten, mit jeder einzelnen Person, was nicht oft passiert. Also, ich rufe: Tolles, tolles Buch!

 

And the mountains echoed – Khaled Hosseini

Wenn jemand den Titel „Geschichtenerzähler“ verdient, so ist es eindeutig Khaled Hosseini. Auch in seinem dritten Buch schafft er es wieder, ein ganzes Kaleidoskop an Geschichten, Schicksalen, Menschen, Gefühlen zu offenbaren. Anders als in vorherigen Büchern spielt dieser Roman an mehr Orten, umfasst eine größere Zeitspanne. Das tut dem Lesegenuß aber keinerlei Abbruch. Wieder ein sehr gelungener Roman!

Der amerikanische Architekt – Amy Waldman

Was wäre, wenn die anonyme Ausschreibung für die Gedenkstätte, die nach 9/11 am Ground Zero entstehen sollte, ein Mann namens Mohammed Khan gewinnt? Dieses Gedankenexperiment wagt Amy Waldman in ihrem Roman – und es gelingt ihr schnell, den Leser zu fordern: was würde ich tun? Auf welcher Seite stände ich? Welche Überzeugung kann ich vertreten, ethisch, moralisch, menschlich? Die Menschen, die vor dieser Entscheidung stehen: eine Jury, Überlebende, Zurückgebliebene, Politiker, der Architekt selbst – und dazu kommt die delikate Auseinandersetzung über Religion, Macht und Aussenwirkung. Für mich hält Waldman das Tempo, wird dem sensiblen Thema gerecht und schafft es bis zum Schluss, das Niveau zu halten und dem Buch einen runden Abschluss zu geben, was für mich oft die Achillesferse eines Romanes ist. Hat mir sehr gut gefallen, empfehle ich gerne weiter.

Das Hotel New Hampshire – John Irving

Wie immer nach einem Irving bin ich ziemlich platt. Man muss ihn bewundern, für sein Fabulieren, seine Fantasie, seine schrägen und doch so glaubhaften Charaktere…und diese Fähigkeit, seitenweise genauestens alles auseinanderzuklamüsern, um einem dann in 3 lapidaren Nebensätzen eine Bombe vorzusetzen. Und es ist so schräg und dermaßen überzeichnet – ich schwanke immer zwischen Lachen und Entsetzen. Und er hat die Fähigkeit, mir eine Geschichte zu erzählen die ich nach einer kurzen Inhaltsangabe nie lesen würde, und die mich doch nicht loslässt. Wahnsinn. Einfach verrückt der Mann, aber in guter Weise. Wobei ich sagen muss, seine späteren Werke wirken dann doch angepasster und “Letzte Nacht in Twisted River” war auch unheimlich abgedreht, hat mir aber supergut gefallen.