Das Geständnis – John Grisham

So langsam lese ich auch ein paar Grishams aus meinem Regal, die ich bisher noch nicht kannte, denn bei seinen Romanen muss für mich immer eine gewisse Pause dazwischen liegen. Und auch wenn man ihm vorwerfen könnte, sich immer doch recht ähnlicher Strickmuster zu bedienen – ich finde ihn jedesmal wieder spannend und rechne es ihm in diesem Roman hoch an, dass er eine ungewöhnliche Entscheidung trifft, die so nicht jeder Autor hätte schreiben können.

Raum – Emma Donoghue

Selten hat mich ein Buch so zerissen zurückgelassen. Kein Wunder, hatte ich es doch vor diesem Versuch bereits zweimal begonnen und wieder ins Regal zurückgestellt. Mit dem ersten Abschnitt, in dem eine junge Frau und ihr Sohn, eingesperrt von einem hochgradig gestörten Mann, in „Raum“ versuchen, ihr Leben so gut es geht auf wenigen qm zu bestehen, hatte ich so meine Probleme. Das lag vorallem an der Beschreibung, der sehr kindlichen Sprache, die wohl als Stilmittel dienen sollte, sich für mich aber enorm anstrengend las. Rausgerissen hat es für mich der zweite Teil, nachdem sich die Situation verändert – das fand ich einnehmend zu lesen, ein besonderer Einblick. Insofern – ich frage mich, wem ich dieses Buch empfehlen kann, der eine Teil kann nicht ohne den anderen und doch hält er mich davon ab, das Buch allzu enthusiastisch zu beschreiben.

Vatermord und andere Familienvergnügen – Steve Toltz

Was für ein Roman! Nicht nur das er ziemlich dick ist, nein, er ist auch wirklich ein beeindruckendes Debüt eines Australiers! Der gute Herr Toltz hat ein klasse Leben vor sich, wenn er so weiterschreibt. Dieser Roman hat alles – irrwitzige Ideen, eine Verbrecher-Geschichte in der nichts so ist, wie es auf den ersten (einfachen) Blick scheint, Vater-Sohn-Erlebnisse der ganz anderen Art und viel philosophischen und skurrilen Witz. Ich habe viel gelacht, den Kopf geschüttelt, habe das Buch ungern weggelegt. Der Autor wechselt zwischen einigen Erzählpassagen hin und her – zu meinen Lieblingen gehört definitiv der Anfang, der als Erzählung des Vaters an den jungen Sohn gestaltet ist, als er ihn darüber aufklärt, das sein Onkel einer der meistgesuchten Verbrecher Australiens war… Erfrischend und so voller Charme des unangespassten. Mich hat das Buch durchweg begeistert, auch wenn Toltz an einigen wenigen Stellen etwas in Nebenhandlungen abgleitet, so bereiten diese nur den Weg zum furiosen Finale und müssen im Nachhinein genau dort stehen. Ein Feuerwerk, das sich perfekt über 800 Seiten selbst abfackelt…;-)

Eve Green – Susan Fletcher

Als ich versuchte, der Kollegin die mir diesen Roman vor Jahren empfahl, meinen Eindruck zu schildern, fiel mir zu Anfang erstmal nur das Wort “sperrig” ein. Denn obwohl mich die Geschichte von Anfang an fesselte, so hatten einige Absätze doch ihre Tücken, das leichtfüßige fehlte. Obwohl das einem etwas mehr Mühe abverlangt beim Lesen – es lohnt sich. Eve Green verliert in jungen Jahren ihre Mutter und wächst fortan im Geburtsort der Mutter bei ihren Großeltern auf. Doch die Idylle des abgelegenen Dorfes trügt – und als eine Schulfreundin von Eve verschwindet, gerät alles aus den Fugen. Der Roman hat einige wunderbare Stellen und auch die Entwicklung von Eve, ihre Gedankengänge und Ideen sind spannend zu verfolgen, je älter sie wird. Da das Buch den Deutschen Jugendliteraturpreis gewann, findet man es ab und an auch im Jugendbuch, ich würde es aber deutlich mehr den Romanen zuschreiben. Insgesamt hat mich die Geschichte überzeugt, nicht unbedingt der Schreibstil.

Das Gegenteil von oben – Oliver Uschmann

Man kennt diesen Autor eigentlich von der “Hartmut und Ich” -Reihe. Als ich las, das er ein Jugendbuch geschrieben hat, musste ich es haben. Und ich sage: endlich mal ein  Jugendbuch, das aktuelle Themen wie Kindesentführung/Mißbrauch, Stalking, Zocken behandelt, den moralischen Zeigefinger weglässt und trotzdem zum Nachdenken anregt. Fabelhafte Schullektüre wäre das! Dennis hat ein etwas schräges Hobby – er beobachtet Leute im Hochhaus gegenüber mit dem Fernglas. Allerdings geht er noch einen Schritt weiter: er verschickt Codes, kleine Nachrichten an die Leute im Haus gegenüber, wenn diese sich streiten, Sudokus an die einsame Dame von gegenüber… Am liebsten beobachtet er allerdings die Hausmeisterfamilie, die so harmonisch wirkt – Dennis vermisst seinen Vater, von dem seine Mutter fast nie spricht.

Als sich im Haus gegenüber etwas verändert, wird Dennis stutzig.  Beobachtet er grade ein Verbrechen? Oder gibt es für alles einfache Erklärungen? Die Ereignisse im anderen Turm bringen sein Leben gehörig durcheinander und ja – Dennis muss auch ein Leben selbst in die Hand nehmen und es verändern.

Klasse Jugendbuch, toll geschrieben, spannend bis zum Schluss!