Sand – Wolfgang Herrndorf

Meine Meinung ist sehr, sehr zwiegespalten. Obwohl ich zu Anfang dachte: Mensch, liest sich ja doch ganz gut, so kamen mir im Verlauf des Buches immer mehr Zweifel, ob mir “Verwirrung” auf allen Seiten (Leser, Autor, Protagonisten) als Stilmittel reicht. Am Schluss hat es mich regelrecht wütend gemacht, auch als ich im Anschluss Interviews las, Prognosen von literarischen Persönlichkeiten, über das Warum des Buches. Irgendwie eine Neuauflage von „Des Kaisers neue Kleider“, so kam es mir vor. Dieses Buch ist Roman, Krimi, Thriller, Verwirrspiel, Komödie – aber nichts halbes und nichts ganzes. Die Fäden verwirren sich so sehr – ich verzeihe es wenigen Autoren, wenn sie mich im Unklaren lassen, dafür muss mich das vorherige Leseerlebnis schon sehr beeindrucken. Herrndorf mag hier ein literarisches Experiment gestartet haben, was für ihn eventuell wirklich spannend und auch amüsant zu betrachten war: ich fühlte mich aber auf leise Art und Weise ausgenutzt: ich erwarte einen Roman, der mich unterhält, interessiert, fasziniert und trete doch nur auf der Stelle, in der Dunkelheit meiner Verwirrung. Mhm. Zumindest hat er eines geschafft: starke Gefühle erregt – aber ob Ärger und Enttäuschung so das richtige sind?

Das war ich nicht – Kristof Magnusson

Ein brillanter Roman! Magnusson verwebt kunstvoll das Leben dreier Personen, die eigentlich nichts miteinander zu tun haben. Da wäre der Schriftsteller Henry aus Chicago, seine Übersetzerin Meike aus dem Norden Deutschlands und der deutsche Banker Jasper. Zunächst haben die 3 Figuren keinerlei Anknüpfungspunkte – bis Henry spurlos verschwindet, Meike ihm aus einer fixen Idee und Geldmangel in Chicago nachstellt und beide aus unterschiedlichen Gründen auf Jasper treffen. Was daran so brilliant ist? Kein Erzählstrang ist langweilig, die Verknüpfungen kunstvoll und trotzdem sehr natürlich – man denkt nur “Ja, genau so musste das passieren”. Die Abwärtsschleife, der Strudel der Ereignisse in die alle 3 verwickelt werden ist einfach so toll zu lesen, das man richtig in einen Rausch gerät – und der Autor hält das Tempo konstant durch! Keine Minute langweilig oder anstrengend, eine verdammt gute, kurzweilig erzählte Geschichte – eine der Empfehlungen für dieses Frühjahr!