Mitte Juni:
Ich schlage das frisch eingetroffene Leseexemplar von Kintsugi auf. Nach wenigen Minuten lege ich es beiseite und schreibe meiner Freundin eine Nachricht.
“Also, wenn das Buch so gut ist wie die ersten zehn Seiten, wird das mein bisheriger Herbstliebling!”
Dann lese ich weiter. Lerne Max und Reik weiter kennen, die seit zwanzig Jahren ein Paar sind. Eines, von dem man sagt, dass es sich perfekt ergänzt, der Archäologe und der Künstler, eine besondere Verbindung. Die beiden wollen dieses Jubiläum feiern, im engsten Kreis in ihrem Wochenendhaus. Zu Gast: ihr ältester Freund Tonio und dessen Tochter Pega, die Max und Reik als ihre erweiterte Familie versteht, schließlich waren sie von Anfang an Teil ihres Lebens.
Alle Figuren dieses Romans bringen ihre eigenen Erinnerungen, Sehnsüchte und Erwartungen mit in dieses Wochenende und während sie abwechselnd zu Wort kommen, formen sich in mir erste Bilder und ich bleibe immer wieder an Sätzen wie diesen hängen:
“Und dann versucht man ihm beizubringen, dass es uns allen nicht anders geht. Dass jeder die meiste Zeit das Gefühl hat, das zu fälschen, was er ist, Kenntnisse und Kontrolle vorzutäuschen und in uns drin Wirbelstürme toben dabei oder einfach ein Verkehrschaos erster Güte herrscht, weil eine Ampel gerade ausgefallen ist […]”
Im inneren Klappentext finde ich den Satz “Ein Roman über die Fehlbarkeit der Liebe” und das trifft es so gut. Diese Figuren erinnern sich, vermessen sich neu, blicken tief in die Vergangenheit und ahnen im Inneren bereits, dass das Leben sie in der Zukunft noch vor ganz andere Herausforderungen stellen wird.
Wieder halte ich inne und schreibe die nächste Nachricht:
“Ich mag nach rund 100 Seiten kaum aufhören und gleichzeitig will ich es langsam lesen, weil es mir so gut gefällt!”
Ich möchte viel länger als nur 300 Seiten lang, Zeit mit diesen vier Menschen verbringen. Möchte ihnen zuhören, ihre Traurigkeit, Liebe und Hoffnung spüren. Sätze wie diese anstreichen und sie wieder und wieder lesen, leise nickend, das Gefühl so vertraut.
“Gegen Zweifel macht einen kein Erfolg immun. Manchmal nagen sie nur leise hinter dem Ohr, ziehen am Ohrläppchen, umschwirren einen wie Mücken. Manchmal sind sie Wadenbeißer, die man abschütteln, vertreiben kann. Und manchmal fühlen sie sich an wie ein großer Raubfisch, der beherzt auf einem herumkaut, einem einfach ein großes Stück Körper aus der Mitte herausbeißt. Besonders nachts unter unseren Decken.”
Ende August:
Heute erscheint Kintsugi und ich habe dem Roman seit Wochen entgegengefiebert. Ein Buch zu lesen, in das man sich nach zehn Seiten schon verliebt hat, und dann über zwei Monate stillzuhalten und die eigene Begeisterung nicht teilen zu können, ist schon eine große Herausforderung für die Buchhändlerinnenseele.
Aber heute, heute rufe ich leidenschaftlich: Lest Kintsugi! Entdeckt es für euch, dieses melancholische, wunderschöne Buch. Lasst euch diese Menschen ganz nahekommen, wenn sie ihr Innerstes für euch öffnen.
Hallo,
das Leseexemplar wartet hier schon, in elektronischer Form, und je mehr ich über das Buch höre, desto gespannter werde ich darauf!
Ach, es klingt einfach so großartig… Wenn ich Leseexemplare nicht normalerweise in der Reihenfolge lesen würde, in der ich sie erhalten habe, würde ich jetzt direkt alles stehen und liegen lasssssen! (Nein, das war nicht meine Begeisssssssssssssterung, nur eine hängende Tastatur, aber das passt schon.)
LG,
Mikka
[ Mikka liest von A bis Z ]
P.S.: Aus irgendeinem Grund will mein Handy aus pinkfish immer punkfish machen.
Punkfish hat ja auch was